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Neues Fischsterben in PolenWieder tote Fische in Oder-Gewässer

Am Samstag wurden aus dem Gleiwitzer Kanal in Polen über 450 Kilo Fischkadaver geborgen. Die Regierung plant eine „Beton-Therapie“.

Feuerwehrmänner pumpen Sauerstoff in den Gleiwitzer Kanal in Polen um Algenwachstum zu verhindern Foto: Krzysztof Awiderski/epa

Warschau taz | Nicht nur polnische Angler und Umweltaktivisten sind entsetzt. Schon wieder treiben im Gewässersystem der Oder tote Fische. Der Fluss bildet über weite Strecken die Grenze zwischen Deutschland und Polen. Allein am letzten Samstag mussten aus dem Gleiwitzer Kanal, der die oberschlesische Industriestadt Gliwice mit der Oder verbindet, über 450 Kilo Fischkadaver geborgen werden.

Schon im März hatten Greenpeace und andere Umweltorganisationen davor gewarnt, dass sich die Umweltkatastrophe vom August 2022 wiederholen könnte. Damals kam es in der Oder zu einem massenhaften Fischsterben. Rund 360 Tonnen verendete Fische mussten aus dem Fluss gezogen werden: Große Hitze, dadurch bedingtes Niedrigwasser und zahlreiche Einleitungen salzhaltiger Abwässer auf polnischer Seite hatten einer massenhaften Vermehrung der Goldalge Vorschub geleistet. Sie kommt in stehenden Gewässern vor und ist für Süßwasserfische hochgiftig.

Erst vor Kurzem hatten sich die beiden Umweltministerinnen Anna Moskwa aus Polen und Steffi Lemke aus Deutschland getroffen, um sich über die jeweiligen Vorsorgemaßnahmen auszutauschen. Dabei wurde klar, dass Polen zwar einiges tut, um das Wachstum der Goldalge einzudämmen, das Hauptproblem aber nicht angeht: Zahlreiche Bergwerke, Stahlpressen, Papierfabriken entlang der Oder und ihrer Zuflüsse leiten nach wie vor salzhaltige Abwässer in das Flussgewässer ein.

Zu viel Salz in der Oder

Obwohl die polnische Umweltschutz-Inspektion allein im Katastrophenjahr 2022 fast 3.700 Bußgeldbescheide in Höhe von umgerechnet 14 Millionen Euro ausgesprochen hatte, änderte dies kaum etwas an der Versalzung der Oder.

Zwar wollen die Nationalpopulisten in der Regierung von der Recht und Gerechtigkeit (PiS) auch die Parlamentswahlen im Oktober gewinnen, doch mit Sauerstoffanreicherung des Flusswassers wird Polen das Problem nicht in den Griff bekommen. Das Gesetz zur „Revitalisierung der Oder“, das zur Zeit im Sejm, dem polnischen Abgeordnetenhaus, beraten wird, will der Oder sogar eine „Beton-Therapie“ verordnen. Für Greenpeace und andere Umweltverbände wäre das der endgültige Tod der Oder als Fluss. Sie wäre künftig nur noch ein Abwasserkanal.

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5 Kommentare

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  • Im Sinne einer Abkehr von der Verdinglichung von Tieren, wäre es gut, die Zahl toter Tiere zu nennen und nicht deren bloßes Gewicht. Im größeren Rahmen die vorherrschenden menschlichen Beziehungen zu Tieren und der Natur zu verändern, würde nicht nur Tieren nützen, sondern auch dem Menschen. Nicht bloß einzelne Tiere sterben aufgrund Zerstörung und Vergiftung von Lebensräumen, sondern in deren Vielzahl brechen auch Nahrungsnetze zusammen und damit auch die Lebensgrundlage der Menschen. Mehr Respekt vor Tieren, deren Wesen wie Bewusstsein, Gefühle usw. und die Wahrung der Interessen der Tiere täte auch dem Menschen gut.

  • Wie salzig ist die Oder? Das wird ständig gemessen. Die Werte kann man im Internet nachlesen:



    undine.bafg.de/index.html



    In Frankfurt an der Oder ist der Salzgehalt, gemessen als Leitfähigkeit einer Wasserprobe, in den letzten 2 Wochen von 1000 auf 2000 microSiemens/cm gestiegen. Meerwasser liegt bei 30000. Ist der Salzgehalt der Oder also bedenklich? Das sollte man mit anderen Flüssen vergleichen. In der Elbe bei Hamburg werden 1000 gemessen, und das ist nicht der Einfluss der Nordsee. Es gibt nämlich einen Nebenfluss, die Saale, die fließt mit 4000 in die Elbe. Ursache ist die Einleitung von Abraumsalzen der Bergwerke von Kali&Salz, selbstverständlich mit Genehmigung deutscher Wasserbehörden. Bei der Werra gilt das gleiche. Salzeinleitungen sind keine Erklärung für das Fischsterben. Es muss noch einen Faktor X geben, warum die giftige Goldalge sich in der Oder massenhaft vermehrt, aber nicht in Saale und Werra. Statt nach dem Faktor X zu forschen, werden aber die widersprüchlichsten Thesen verbreitet, dass die Algen Sauerstoff verbrauchen und deshalb die Fische ersticken. Im Gegenteil produzieren Algen durch Fotosynthese Sauerstoff, was an den Messwerten der Oder ablesbar ist. Nur in der Elbe im Hafen Hamburg haben wir wieder ein Sauerstoffloch, weil keine Algen da sind. Aber da kann man nicht den Polen den Schwarzen Peter zuschieben.

  • Nach dem Teaser hätte ich erwartet, im Text nähere Informationen darüber zu erhalten, worum es sich bei der "Beton-Therapie" handelt.