piwik no script img

Der Pride-Monat weltweit5 gute News, die Sie verpasst haben

Bei LGBTQ+-Rechten schreiben wir meist über schlechte Nachrichten. Dabei gab es von Deutschland bis Mexiko im Pride-Monat Juni auch Lichtblicke.

Teilnehmer laufen während der Parade zum Christopher Street Day 2023 durch die Münchner Innenstadt Foto: Uwe Lein/dpa

W er die Welt „wie immer, herzlich schlecht“ finden mag, findet genug Gründe. Auch im Pride-Monat Juni, den wir Queers in Erinnerung an den „Stonewall“-Aufstand feiern. Am 28. Juni 1969 wehrten sich Mitglieder der New Yorker Szene gegen Polizeigewalt – und brachten einen historischen Wandel ins Rollen. Heute rollen wir im Juni die Augen: über dumpfes Regenbogen-Marketing. Und lecken unsere Wunden angesichts des Backlashes überall. Aber der Regenbogen steht für Hoffnung.

Deutschland: Rekord in München! Über eine halbe Million Teilnehmende und Zu­schaue­r*in­nen waren laut Polizei am Samstag beim CSD in Bayerns Hauptstadt. Genau das Statement, das wir brauchen, in einem Bundesland, in dem Angehörige der Regierungsparteien zusammen mit der AfD queerfeindlich rumzündeln. Ob Köln, Hamburg und Berlin das toppen? Kein Problem, wenn alle Verwandten, Freun­d*in­nen und Kol­le­g*in­nen von Queers auf die Straße gehen.

USA: Immer mehr US-Amerikaner*innen sind pro queere Rechte. Laut einer Umfrage der Organisation GLAAD sagen 84 Prozent der Nicht-LGBTQ+-Personen dort, sie unterstützten die Gleichberechtigung von Queers. 91 Prozent finden, dass LGBTQ+-Menschen frei von Diskriminierung leben sollten. Und das in einem Land, wo queere Bücher aus Schulbibliotheken verschwinden? Dem ein giftiger Wahlkampf voller transphobem Quatsch ins Haus steht? GLAAD geben zu, dass sagen etwas anderes ist als machen. Aber gut zu wissen, dass „die Leute“ weiter sind als die, die sie angeblich vertreten.

Mexiko: Der Guardian berichtet von einer Frau in Tijuana, die eine Unterkunft für geflüchtete trans Frauen betreibt. Hunderte Frauen, die in den letzten Jahren an der Grenze zu den USA strandeten, wurden hier beraten und medizinisch versorgt. Ein Beispiel, wie die Community einspringt, wo Staaten versagen.

Osteuropa: Mit Estland hat das erste postsowjetische Land die Ehe für alle beschlossen. Auch Adoption wird gleichgeschlechtlichen Paaren dort ab 2024 erlaubt sein. Derweil kippt in der Ukraine die Stimmung leicht zugunsten von Schwulen, Bis und Lesben. Dazu trugen zuletzt Sol­da­t*in­nen bei, die sich im Netz outeten. Auf einen Gesetzentwurf einiger Abgeordneter zur Stärkung gleichgeschlechtlicher Beziehungen reagierte die Regierung Selenskis allerdings zurückhaltend.

Weltweit: Queere Communities sind resilient. Zu diesem Schluss kommt die NGO Outright International. Sie befragten Ak­ti­vis­t*in­nen aus Australien, Deutschland, Jamaika, Malta, Namibia, Nepal, Nigeria, Peru, Philippinen, Sri Lanka, Taiwan, Türkei, Ukraine und Großbritannien. Trotz ernster Bedrohungen stellten LGBTIQ-Aktivist*innen weltweit Prides auf die Beine und forderten „Anerkennung und Rechte“ ein. Der Bericht attestiert queeren Communities „Widerstandsfähigkeit“.

Macht das nicht Hoffnung?

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Peter Weissenburger
Autor
Schreibt über Kultur, Gesellschaft, Medien.
Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Ja, das macht Hoffnung! Und das liegt daran, dass Queers die mutigsten Menschen sind, die man sich vorstellen kann. Täglich mit Miniagression leben zu müssen, täglich etwas erklären zu müssen, täglich von irgendeinem Honk Quatsch anhören zu müssen, auch mehr als Miniagression, auch Angriffe.... all das bildet einen bewundernswerten Mut von dem viele andere, die der sogenannten Mehrheitsgesellschaft angehören, weit entfernt sind. Danke an alle, die mit so viel Mut Menschenrechte verteidigen, damit auch auch die von Nichtqueers.