Unterwegs in fremden Supermärkten: Einkaufen mit finnischem Twist

Cranberrybrot, Lakritz und Piroggen, unser Kolumnist entdeckt die Vielfalt finnischer Supermärkte. In der Fleischabteilung findet er etwas Amüsantes.

Gelb-weiß-schwarze Packungen, auf denen ein Vogel und das Wort "Mämmi" zu sehen ist

Auch Mämmi, gebackener Malzpudding, gibt es nur im finnischen Supermarkt Foto: Michael Brake

Sie haben in Finnland Paprika-Zweier­packs! Mit roten und gelben, aber ohne grüne! Kein Wunder, dass die Finnen als die glücklichsten Menschen der Erde gelten.

Entdeckt habe ich die Paprikas, weil ich zwei Monate in Helsinki gewohnt habe, und damit willkommen zu meiner kleinen finnischen Einzelhandel-Experience. In Finnland sind sich die Marktführer so ähnlich, wie sie heißen (K-Market und S-Market), und beide entsprechen der Edeka- und Rewe-Liga, dennoch gibt es feine Unterschiede gegenüber dem Einkauf in Deutschland.

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Zurück in die Obst- und Gemüseabteilung, wo Babybrokkoli – auch als Brokkolino oder Spargoli bekannt – zum ungewohnten Standardprogramm gehört. Und, obacht: Abwiegen muss man fast alles noch selber, was übrigens genauso für die losen Backwaren gilt. Nicht fehlen dürfen da flache, offene Teigtaschen, gefüllt mit ungesüßtem Milchreis – Karelische Piroggen nennt man die.

Gleich daneben steht das Brot, für deutsche Kunden stets ein hochsensibles Thema. Also. Es gibt wirklich gute Weißbrote mit knackiger Kruste, darunter mein Favorit, mit einem finnischen twist: Karpaloleipä (Cranberrybrot). Und es gibt sehr viele Vollkornvarianten. Die allermeisten davon sind diese platten, trockenen Roggenbrote, die einmal längs durchgeschnitten sind und am besten getoastet schmecken, in Deutschland heißen sie meist – Finn Brød! Man hätte es ahnen können.

Milchprodukte sind besonders teuer

Ungewohnt riesig ist die Auswahl zudem bei typisch finnischen Produkten wie eingelegtem Hering, Lakritze und Filterkaffee. Letzteren bekommt man auch gekocht aus dem SB-Kaffeespender, wie eigentlich überall und zu jeder Tageszeit im Land. Und wie überall steht neben Kuh- auch Hafermilch bereit.

Apropos Milch: Es ist ja fast alles teurer in Finnland (Ausnahmen: Maracujas und Pinienkerne), aber Käse und Butter hauen besonders rein. Butter gibt es allerdings ohnehin kaum, und das Konzept ungesalzener Butter ist quasi unbekannt. Leichter ist es, laktosefreie Butter zu kaufen, überhaupt sind laktose- und glutenfreie Lebensmittel viel verbreiteter. Mitunter hatte ich Probleme, innerhalb eines Segments das normale Produkt – oder was ich dafür halte – zu finden.

Weiter in die Getränkeabteilung, die aus unzähligen bunten Dosen besteht. In Finnland dürfen Supermärkte Alkohol nur bis 5,5 Prozent verkaufen, weshalb sich Longdrinks mit genau diesem Alkoholgehalt als eigenes Marktsegment herausgebildet haben. Der Klassiker dabei ist Lonkero, eine Variante aus Gin und Grapefruit. Dazu gibt es natürlich Bier, meist Lager, aber auch Craftbiere in einer Fülle, die man in Deutschland nur in Berliner Fachgeschäften findet.

Zum Abschluss noch etwas Amüsantes: Über dem Hühnerfleischregal steht doch ernsthaft „Broileri“. Und da sage noch jemand, Finnisch sei eine schwere Sprache.

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Jahrgang 1980, lebt in Berlin und ist Redakteur der Wochentaz und dort vor allem für die Genussseite zuständig. Schreibt Kolumnen, Rezensionen und Alltagsbeobachtungen im Feld zwischen Popkultur, Trends, Internet, Berlin, Sport, Essen und Tieren.

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