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Denkwürdiges Sport-WochenendeMonopolismus macht dumm

Martin Krauss
Kommentar von Martin Krauss

Sport bleibt ergebnisoffen, trotz des FC Bayern. Dessen alte Garde tritt rund um die Meisterfeierlichkeiten unglaublich unsouverän auf.

Die Strippenzieher vom FC Bayern: Präsident Herbert Hainer und Uli Hoeneß Foto: Sven Hoppe / dpa

V om Ergebnis her betrachtet ist das alles nicht aufregend: Die Bayern-Männer sind Fußball- und Kanada ist Eishockeyweltmeister, der Hamburger SV muss in die Relegation, und auch die Bayern-Frauen sind Fußballmeisterinnen. Jede dieser Meldungen gab es vorher und wird es wieder geben.

Dass Sport aber doch aufregend ist, war an diesem Wochenende zu besichtigen: Die deutsche Eishockeyauswahl schaffte es bei der WM ins Finale und unterlag dort erst der Eishockeymacht Kanada. Sport ist eben ergebnisoffen. Als sich die Fans des SV Wehen Wiesbaden schon als sicherer Aufsteiger in die Zweite Liga wähnten und den Platz stürmten, merkten sie, dass Konkurrent VfL Osnabrück in der 94. und der 96. Minute sein Spiel gewann – und direkt aufsteigt.

Oder als sich der HSV schon in der 1. Bundesliga sah, sicherte sich Konkurrent FC Heidenheim in der 93. und 99. Minute noch Sieg und Aufstieg. Oder als Dortmund-Fans ab der 81. Minute mit dem Feiern begannen, weil Bayern gerade in Köln den Ausgleich kassiert hatte – doch ab der 89. Minute mit dem Feiern aufhören mussten, weil Bayern wieder vorn war.

Der Ball ist rund, und das bedeutet: Der Sport ist das in kurze Hosen gesteckte liberal-kapitalistische Versprechen, dass alles möglich ist. Doch es bilden sich Monopole und Oligopole heraus. In der Frauenbundesliga etwa teilen sich der VfL Wolfsburg und Bayern München sämtliche Erfolge. Bei den Männern holte sich Bayern gerade zum elften Mal in Folge den Titel.

Warum aber führt sich der Fußballmonopolist Bayern so unglaublich unsouverän auf und wirft im Triumph Vorstandsvorsitzenden und Sportdirektor raus? Gerade mal ein Titel, so könnte die Botschaft dieser beispiellosen Aktion lauten, reicht uns noch lange nicht. Mia san doch Deutschland. Vielleicht aber macht Monopolismus auch dumm: Die alten Bayern-Macher glaubten, die Meisterschaft sei gelaufen, und feuerten Kahn und Salihamidžić. Nun steht diese alte Garde blamiert da, doch gerade sie hievt sich wieder an die Schaltstellen der Macht. Sport kann auch hässlich sein.

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Martin Krauss
Jahrgang 1964, freier Mitarbeiter des taz-Sports seit 1989
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6 Kommentare

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  • Oha, großes Missverständnis! Sie nehmen an, hier ginge es um Sport. Dabei sind alle Bundesligisten Unternehmen der Unterhaltungsindustrie.

    Und über mangelnde Unterhaltung konnte sich doch niemand beklagen. Richtig?

  • daß es den bayern ...

    nicht langweilig wird in der liga.

  • Wieso Sébastien Haller unbedingt den Elfmeter gegen Mainz ausführen wollte, habe ich nicht verstanden. In den Sekunden vor der Ausführung sah man auf dem TV-Bildschirm bereits überdeutlich, dass er Angst hatte - und genau so ängstlich hat er das Ding dann verschossen. Dortmund stellt sich zuverlässig ein Bein, wenn's drauf ankommt, die sind alle miteinander viel zu lieb. Was haben sie den Haller gehätschelt, so lange, bis er selbst glaubte, Elfer schießen zu können! Und kein Hummels ging dazwischen!

  • Wer die Pressekonferenz zum Nagelsmannrauswurf gesehen hat, dem wird klar geworden sein, dass Oli Kahn an der Spitze eines Unternehmens mit ca. 700 Mio. Jahresumsatz heillos überfordert ist.

  • warum sollte man kahn und hasan nicht rausschmeissen, obwohl nur das minimalziel erreicht worden ist und dies mit schlechtesten saison seit 11 Jahren.

    mal abgesehen dass die interne stimmung unter kahn angebelich schlecht war.

    Also keine Problem lösen bis diese zu groß werden, das wäre ein Zeichen von schlechten Vereinsführung z.B. Herta und nicht das zeitnahe lösen.

  • Tja, der Kahn und Salihamidžić waren unzufrieden mit den gegenerischen Manschaften und zufrieden mit RadioWas-sindWirGut-Müller.

    Dass Herr Kahn nicht erfreut reagierte ist verständlich, wenn man den Charaketr bedenkt, den man so machens Mal ertragen durfte; das Herr Salihamidžić auch dem Rausschmiss etwas abgewinnen kann - geschenkt - heuchelnd an eigener Verwertung arbeiten - hat es halt nicht gebrarht, war aber irgendwie brav.

    Und Dortmund? Vizewestfalen halt... Schade aber verdient: irgendwie