piwik no script img

Protest in Südafrika gegen PreisanstiegLinke Opposition ist zufrieden

Der landesweite „Shutdown“ am Montag brachte Strom – und Gewalt. Die Proteste gegen die Verteuerung von Lebensmitteln sollen weitergehen.

Protest der Economic Freedom Fighters in Cape Town Südafrika am Montag Foto: Nic Bothma/reuters

Johannesburg taz | Der landesweite „Shutdown“ in Südafrika am Montag wird in die Geschichte als ein Tag des Luxus eingehen, an dem es plötzlich den ganzen Tag Strom gab – und zugleich als Erinnerung daran, dass in Südafrika Protest immer öfter Gewalt bedeutet.

Die radikale Oppositionspartei EFF (Economic Freedown Fighters) organisierte den Protesttag, der Südafrika weitgehend zum Stillstand brachte. Trotz Beteuerungen der Gewaltfreiheit kochten die Emotionen hoch und die Straßen versanken in Durcheinander.

Angebliche EFF-Mitglieder legten bereits am frühen Morgen Benzinbomben in Soweto am Haus des Aktivisten Nhlanhla „Lux“ Dlamini. Es gab keine Opfer, aber Nachbarhäuser wurden beschädigt. Der 36-jährige Dlamini und der 42-jährige EFF-Führer Julius Malema sind verfeindet.

Bei den schweren Unruhen von 2021, als nach der Festnahme von Expräsident Jacob Zuma über 300 Menschen starben, hatte Dlamini eine Widerstandsbewegung gegen Plünderungen in Soweto angeführt. Später führte „Lux“ die ausländerfeindliche Kampagne „Dudula“ gegen Zuwanderer in den Townships. „Wir haben EFF auf der Straße mit ihren eigenen Waffen geschlagen, also bombardieren sie mich und meine Familie“, tönte er jetzt.

Malema selbst führte einen Protestmarsch in Südafrikas Hauptstadt Pretoria an, der in eine Sitzblockade vor der Residenz von Präsident Cyril Ramaphosa und einer Demonstration vor dem Regierungssitz mündete. „Dies ist der erfolgreichste Shutdown in der Geschichte des Kampfes in Südafrika“, rief Malema.

Protest ohne mehrstündige Stromausfälle

Der Bombenanschlag auf Dlamini war nur einer von zahlreichen Gewaltvorfällen am Montag. Die Sicherheitsbehörden verzeichneten am Ende 87 Festnahmen und mindestens 24.300 beschlagnahmte Reifen – brennende Autoreifen sind ein bewährtes Protestmittel in Südafrika seit den Tagen der Apartheid.

Polizeiminister Bheki Cele tourte Protesthochburgen per Hubschrauber. „Offensichtlich gibt es Einschüchterung und Kriminalität“, sagte er in Soweto. Die meisten Geschäfte in Südafrika schlossen am Montag ihre Türen, offenbar aus Angst vor den Protesten. EFF begrüßte dies als Zeichen der Solidarität.

Südafrika dürfte bis zu den Wahlen 2024 noch viele Proteste erleben

Bemerkenswert war, dass die ansonsten täglichen mehrstündigen Stromausfälle, die Südafrikas staatlicher Stromversorger Eskom verfügt, am Sonntag und Montag ausfielen – zum ersten Mal in diesem Jahr. „Ein weiterer Erfolgsbeleg des Shutdowns ist, dass Eskom die Stromausfälle ausfallen lassen konnte“, erklärte Julius Malema.

Südafrika dürfte bis zu den Wahlen 2024 noch viele Proteste erleben. Der ANC ist zerstritten, Korruptionsskandale machen Ramaphosa in den Augen seiner Kritiker zu einer Belastung. „Die Menschen haben die Regierungspartei satt“, sagt Analyst Sifiso Nkhize. „Wenn sie nächstes Jahr gewinnt, dann hat sie entweder großes Glück oder ist sehr schlau.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!