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Frauencricket in IndienAuf einen Schlag

Die Premierensaison der ersten indischen Profiliga im Frauencricket geht zu Ende. Die Resonanz, auch bei den Investoren, ist verheißungsvoll.

Gleich in der ersten Saison im Finale: eine Spielerin der Delhi Capitals in Aktion Foto: Anthony D’Souza

Ganzseitig angekündigt wurde die indische Frauencricket-Liga auf Zeitungsanzeigen. Zu sehen waren die Stars der Clubs: Deepti Sharma, Harmanpreet Kaur, Ashleigh Gardner, Shafali Verma und Smriti Mandana. Cricket ist Volkssport in Indien. Auf Straßen, in den Slums, aber auch in schicken Parks in Sportclubs (Gymkhana genannt) wird hier der Schläger geschwungen. Oft sind Jungs zu sehen, doch auch unter Mädchen und Frauen ist der Sport beliebt.

Und es bewegt sich in den letzten Monaten in Indien einiges, um die Frauen im Cricket zu stärken. Im Herbst kündigte der nationale Dachverband für Cricket (BCCI) an, dass die Nationalspielerinnen bei Länderspielen das Gleiche wie ihre männlichen Kollegen verdienen werden – eine wegweisende Änderung. Nur fehlte auf dem Subkontinent noch eine professionelle Liga für Frauen, bis in diesem Jahr die Women’s Premier League (WPL) startete. Geplant war sie schon länger, doch mit der Pandemie verschob sich der Start auf diesen März. In der Woche um den Frauentag (8. März) fanden die ersten Spiele in der westindischen Millionenstadt Mumbai statt.

Zwar wurde in kleineren Stadien als bei den Männern in der Indien Premier League IPL gespielt, aber diese waren gut gefüllt. Und Frauen waren auch im Publikum und auf der Pressetribüne reichlich präsent. „Ich war wirklich überrascht über so viele Menschen im Stadion und das sogar unter der Woche“, sagt die 29-jährige Avani Nagar, die als Marketingmanagerin in Mumbai arbeitet. Ins Stadion mitgenommen hat sie ihre Mutter und jüngere Schwester. Privat spielt sie lieber Fußball. Verpasst hat sie bei der WPL aber kein Spiel. Die ersten Tickets gab es für Frauen, die schnell waren, umsonst. 100 Rupien kosten sie nach der Eröffnungswoche und sind mit umgerechnet 1,13 Euro günstiger als ein Kinobesuch in Mumbai.

Die erste WPL-Saison begann mit fünf Teams, die je bis zu 1,4 Millionen Euro für bis zu 18 Spielerinnen ausgeben konnten. In der ersten Verpflichtungsperiode im Februar wurden fast 7 Millionen Euro in Spielerinnen investiert. Die Mumbaie­rin Smriti Mandhana, 26, erhielt das höchste Saisongehalt mit fast 400.000 Euro von den Royal Challengers Bangalore (RCB). RCB ist ein renommierter Club. Nicht zuletzt, da der bekannteste derzeit aktive indische Cricketspieler, Virat Kolhi, 34, bei RCB unter Vertrag ist. Vor der ersten Saison bei RCB spielte Mandhana bereits im australischen Team Sydney Thunder und seit 2013 für die indische Nationalmannschaft.

Zu hoher Erwartungsdruck

Je sechs ausländische Spielerinnen sind pro Team erlaubt. Mitspielerinnen hat Mandhana mit Sophie Devine, 33, aus Neuseeland sowie aus Australien (Ellyse Perry), Großbritannien (Heather Knight) und Südafrika (Dane van Niekerk). Bis zum Finale reichte es aber nicht für die Royal Chellengers. Vielleicht machte Mandhana der Druck als Kapitänin zu schaffen, sagt die Sportreporterin Zenia D’cunha von ESPN India. „Aber das bedeutet, dass die nächste WPL für RCB nur besser werden kann.“

Ein weiterer Star unter den indischen Cricket-Spielerinnen ist Harmanpreet Kaur, die bei den Mumbai Indians unter Vertrag steht. Auf Instagram hat sie 1,9 Millionen Follower – und selbstverständlich etliche Sponsoren. Die 34-Jährige spielt seit über 13 Jahren für das indische Nationalteam. Sie kommt aus einer Sportlerfamilie aus dem Punjab und spielte Cricket zunächst überwiegend mit Jungs. Dank ihres Talents bekam sie eine Anstellung bei der Eisenbahn in Mumbai, zu dessen Werkteam sie zählte. Doch dann lockten sie Angebote aus dem Ausland. Ein Traum für viele, doch die WPL kann zur einer nationalen Plattform werden und mehr Talente zum Vorschein bringen.

Unter den jüngeren Spielerinnen ist etwa die 19-jährige Shafali Verma von den Delhi Capitals aus dem nordindischen Haryana, der eine große Karriere zugetraut wird.

Diesen Sonntag findet nun das Finale statt, bei dem das Team aus Del­hi auf dem Rasen stehen wird. Ob gegen die Mumbai Indians oder die UP Warriors entscheidet sich im direkten Aufeinandertreffen am Freitag. „Ich habe das Gefühl, dass Delhi gewinnt“, sagt Cricket-Fan Avani Nagar. „Aber alles ist möglich, dass haben die Spielerinnen in dieser Saison bereits gezeigt.“

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