Einwohnerzahl in Berlin: Die Stadt wächst wieder
Laut dem Amt für Statistik lebten 3,85 Millionen Menschen in Berlin, gut 75.000 mehr als 2021. Der Zuwachs geht allein auf Zuzug aus dem Ausland zurück.
Denn das Statistikamt greift für seine Berechnung auf die Meldedaten zurück. Gezählt werden also jene Menschen, die offiziell ihren Hauptwohnsitz in Berlin haben. „Daher liegen die Daten auch relativ schnell vor“, erklärte Frank Gödicke vom Amt für Statistik auf taz-Nachfrage. Der Zuwachs im vergangenen Jahr ergibt sich vor allem durch die Zuwanderung aus dem Ausland: Mehr als die Hälfte der neu gemeldeten Einwohner*innen hatte die ukrainische Staatsangehörigkeit; der größte Teil dieser 42.916 Menschen dürften also Kriegsflüchtlinge sein.
Diese Zahl wiederum liegt allerdings deutlich unter jener, mit der die Landespolitik agiert, wenn sie von Geflüchteten aus der Ukraine spricht: In der Regel geht man von 100.000 Menschen oder sogar mehr aus, die seit Kriegsausbruch in Berlin untergekommen sind. „Diese 100.000 sind auch deutlich realistischer“, sagte Sascha Langenbach, Sprecher des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF).
Wo diese Menschen untergekommen sind, etwa bei Freunden, Verwandten und Bekannten oder durch Initiativen der Bezirke, sei dem LAF nicht bekannt; entsprechend gebe es auch keine genauen Zahlen. In den Unterkünften des LAF lebten lediglich rund 4.000 Menschen aus der Ukraine, so Langenbach weiter.
Seit 2022 sind Personen aus der Ukraine die zweitgrößte Gruppe von Ausländer*innen in Berlin: Insgesamt sind 57.500 Ukrainer*innen hier gemeldet. Die größte Gruppe sind Staatsangehörige aus der Türkei mit 101.300 Personen.
Und noch aus einem weiteren Grund dürfte Berlin noch etwas mehr Einwohner*innen haben als die registrierten 3,85 Millionen. Schätzungen zufolge leben mindestens mehrere tausend Menschen obdachlos auf der Straße. Zudem leben, ebenfalls laut Schätzungen, mehrere zehntausend Menschen ohne Papiere, sprich Geflüchtete ohne Aufenthaltserlaubnis, in der Stadt.
Während der Pandemie stoppte der Zuzug
Berlin wächst seit Mitte der Nullerjahre wieder, nachdem zum Jahrtausendwechsel die Einwohnerzahl sogar dezent sank. Bis 2009 lag dieses Wachstum meist im mittleren vierstelligen Bereich, nahm dann aber bald an Dynamik zu, sodass in den Zehnerjahren grob überschlagen pro Jahr gut 40.000 Menschen mehr nach Berlin als weg zogen. 2019 ging der Zuwachs deutlich zurück – in den Pandemiejahren 2020 und 2021 lag er mit nur 467 und 5.500 sehr niedrig.
Der Sprung 2022 ist vor allem, aber nicht nur durch den Ukrainekrieg zu erklären. Auch ohne Menschen aus jenem Land hätte es ein Plus von 32.400 Menschen gegeben, so das Amt für Statistik. Notwendig für das Wachstum ist aber Zuwanderung aus dem Ausland, denn die Zahl der Menschen mit deutschem Pass in Berlin ging 2022 um rund 13.500 Menschen zurück.
Die zweitgrößte Gruppe von Zuwanderern aus dem Ausland stellen Menschen aus Indien dar. 2022 ließen sich fast 7.800 von dort in Berlin nieder, nahezu doppelt so viele wie im Jahr zuvor. Drittgrößte Gruppe sind Personen aus der Russischen Föderation mit einem Plus von 5.700 Menschen.
Besonders attraktiv für die Neuberliner*innen war der Bezirk Mitte, wo mehr als 14.100 hinzogen; es folgen Pankow und Lichtenberg mit knapp über beziehungsweise knapp unter 10.000 Neuanmeldungen. Ausgerechnet das als Einwandererbezirk bekannte Neukölln verzeichnet mit nur knapp 4.100 Anmeldungen den niedrigsten Zuwachs. Alle Bezirke verloren Einwohner*innen mit deutschem Pass, besonders groß war der Wegzug aus Friedrichshain-Kreuzberg mit einem Minus von 3.100.
Der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund, also mit einer ausländischen Nationalität oder Herkunft, stieg in Berlin entsprechend um 2 Prozentpunkte auf 38,6 Prozent. In Mitte hatte mehr als die Hälfte der Einwohner einen Migrationshintergrund, in Treptow-Köpenick lag ihr Anteil bei 22,3 Prozent.
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