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Wiedereröffnung der Kneipe SyndikatDenen, die drin saufen

Die Neuköllner Kiezkneipe hat zweieinhalb Jahre nach der Räumung neue Räumlichkeiten gefunden. Am Freitag startet der Barbetrieb.

Das alte Syndikat Foto: dpa

Berlin taz | Zweieinhalb Jahre nach der Zwangsräumung ist die Neuköllner Kiezkneipe Syndikat wieder da. Bereits am Freitagabend beginnt der Barbetrieb in der Emser Straße 131 nahe des S-Bahnhofs Neukölln. Das Kollektiv übernimmt die bisherigen Räumlichkeiten der alternativen Kulturkneipe Laika, deren Betreiber „nach 15 Jahren keine Lust mehr gehabt haben“, wie Syndikat-Wirt Christian der taz sagte. Ein Teil der Laika-Belegschaft aber werde bleiben und gehe mit dem vierköpfigen Syndikat-Kollektiv zusammen.

Im Hinblick auf die bevorstehende Eröffnung ist Christian die Begeisterung anzumerken. „Die Resonanz auf die Nachricht unserer Wiedereröffnung ist der absolute Wahnsinn“, sagt er. Viele Stammgäste hätten lange auf diesen Moment gewartet. Für die Eröffnung erwarte er „zwischen 50 und 500 Gästen“. Das Kollektiv hat einen „mehrjährigen Mietvertrag“ abgeschlossen, die Kneipe werde ab Freitag täglich geöffnet sein.

Seit Anfang Januar arbeite man daran, dass das alte Syndikat auch in den neuen Räumen wiedererkennbar sei, so Christian. Anders als in der alten Kneipe in der Weisestraße werde es einen großen Nichtraucherraum geben. Auch werde man wohl „nicht mehr bis morgens 9 Uhr komplett laut sein, sondern vielleicht nur noch bis 5 Uhr“. Zentral sei jedoch weiterhin der Gedanke, im engen Austausch mit der Nachbarschaft zu stehen, „und sich gegenseitig zu unterstützen“, wie Christian sagt: „Diesen Gedanken nehmen wir mit.“

Das Syndikat war im August 2020 unter großer Anteilnahme der Nachbarschaft und linken Szene geräumt worden. Durchgesetzt hatte sich damals die Parole: „Die Kneipen denen, die drin saufen.“

Immobilienriese enttarnt

Zuvor war es dem Syndikat gelungen, aufzudecken, dass hinter ihrer Vermieterfirma, die den Vertrag nicht verlängert hatte, der Großkonzern Pears Global Real Estate Germany mit mehr als 3.000 Wohnungen in der Stadt steht. Am Tag der Räumung hatten mehr als 2.000 Menschen gegen die Verdrängung der Kneipe protestiert. Letztlich wurde die Räumung des alternativen Projekts – die erste in einer langen Reihe – von einem Großaufgebot der Polizei durchgesetzt.

Seitdem hatte das Syndikat sich um neue Räumlichkeiten in der Neuköllner Nachbarschaft bemüht, während die alten Räume bis heute leer stehen. Die jetzige Wiedereröffnung fällt in eine Zeit extremer Preiserhöhungen. „Der Einkauf ist massiv teurer geworden“, sagt Christian, allein beim Bier hätte es drei Preissteigerungen im vergangenen Jahr gegeben, in diesem Jahr seien zwei weitere angekündigt. „Wir wollen dennoch unser Angebot so sozialverträglich wie möglich halten“, sagt Christian, „Gewinn ist nicht unser Ziel.“

Der Wirt freut sich bereits darauf, wenn der lange Kampf endlich vorbei ist und das Syndikat bald nicht mehr ein Symbol, sondern „einfach nur noch eine Kneipe ist“.

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