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KOMMENTAR: JAN KAHLCKE ÜBER HOOLIGAN-MINISTER SCHÜNEMANNHier schlägt nur die Polizei!

Schünemann droht mit Gewalt, die seine Polizei längst auch ohne Grund anwendet

Seine jüngste Tirade gegen Fußballfans lässt Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) nach Ausschreitungen in Düsseldorf los. Die übelsten Aggressoren beim dortigen Relegationsspiel waren Berliner Profis, die den Schiedsrichter angriffen, und nicht die Düsseldorfer Fans, die nach dem vermeintlichen Ende der Partie auf den Rasen strömten. Niedersachsen waren, so weit bekannt, nicht beteiligt.

Schünemann kocht auf den bengalischen Feuern dieses „Skandalspiels“ sein ideologisches Süppchen: Die Polizei müsse verstärkt Fanblocks stürmen, wenn die Vereine das Abbrennen von Pyrotechnik nicht verhindern könnten – genau wie bisher also. Bezeichnend, dass Schünemann als Beispiel für die Probleme nur eines einfällt, bei dem seine eigene Polizei in Hannover krass versagt hat: Da stürmten die Uniformierten einen Fanblock präventiv und nebelten alles mit Reizgas ein, weil sie Pyrotechnik vermuteten. Gefunden haben sie nichts.

Fans, denen der Staat so gegenübertritt, können auch schon mal ausrasten, selbst wenn sie nicht zu jenen irren Hooligans gehören, die sich ebenso gern außerhalb des Stadions wie drinnen prügeln. Gegen die können die Vereine mit Ordnungsdiensten nun wirklich nichts ausrichten – höchstens die Fanprojekte, wenn sie früh genug an die jungen Leute rankommen. Aber denen Schünemann jetzt die Staatsknete streichen will.

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