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Essays, Literatur und PerformanceDas prothetische Denken

Seit 2016 ruft das Hamburger Magazin Prothese zu Debatten auf. In der vierten Ausgabe des Magazins geht es nun um Unterhaltung.

Wie wir uns als Gesellschaft unterhalten hat sich über die Zeit verändert Foto: Káschem Büro

Hamburg taz | Das Hamburger Magazin Prothese ruft seit 2016 zum prothetischen Denken auf. Was damit gemeint ist, erklärt Mitherausgeber Art Groll: „Pro-These, das steht dafür, dass man einfach mal eine These in den Raum stellen kann: Der mutige und eventuell auch unfertige Gedanke steht dabei im Vordergrund.“

Hierbei sind alle Disziplinen gefragt. Vorrangig werden philosophische, soziologische sowie künstlerische Beiträge eingereicht, es gab jedoch auch schon medizinische und juristische Texte. Die Hauptsache ist, dass sie zum Thema passen, das bei jeder Ausgabe gemeinsam von der Redaktion festgelegt wird. Von „Mangel“ über „Wiederholung“ bis zur „Unmöglichkeit“ war schon viel dabei.

Die aktuelle Ausgabe behandelt das Thema „Unterhaltung“. „Das kann ein Dialog sein, aber genauso das passive Sitzen vor dem Fernseher“, erklärt Groll. „Wie wir uns unterhalten, verändert sich mit der Zeit.

Mittlerweile braucht man dazu keine anderen Menschen mehr.“ Gerade während der Coronapandemie habe eine Verlagerung der Unterhaltung in den privaten Raum stattgefunden. Es handele sich so um eine Praxis, die sich im permanenten Wandel befinde, eben das interessiert die Magazin-Macher*innen.

Wie mannigfaltig man Unterhaltung Interpretieren kann, zeigt die weite Spannbreite der Beiträge: Ein Essay von Shirin Weigelt untersucht die Geschichte des Korsetts, was sich „unter“ der Kleidung befindet und dem Körper „Haltung“ gibt. Die Fotoreihe „Things as they are“ von Fabian Hammerl dagegen zeigt Momentaufnahmen aus Japan.

Party und Gruppenausstellung

„Unterhaltet uns“ zum Release der vierten „Prothese“-Ausgabe: Sa, 28.1., 19 Uhr. Hamburg, Neues Amt Altona, Neue Große Bergstraße 3. Ausstellung bis Sonntag. www.prothese-magazin.de

Alltägliche Dinge, wie ein alter Fernseher im Arbeitszimmer, eine Spielhalle sowie ein DJ bei der Arbeit, geben intime Einblicke in die japanische Unterhaltungskultur. Abgeschlossen wird das Heft von Catalina Rueda mit einer Partitur, bei der Sopran, Trompete, Bassklarinette und ein Kontra­bass die gewählten Instrumente der Unterhaltung sind.

Die neue Ausgabe des Magazins soll am Wochenende gefeiert werden. Nach dem Motto „Unterhaltet uns“ findet dazu am Samstag und Sonntag tagsüber eine Ausstellung im Neuen Amt Altona statt. Da das Magazin unabhängig ist und sich größtenteils durch Ehrenamt und Fördermittel trägt, klingt im Titel auch ein Aufruf zur Unterstützung an: „einerseits finanziell und andererseits durch Menschen, die Lust haben mitzumachen“, sagt Art Groll. Der Eintritt ist frei, im Vordergrund stehen der gemeinsame Austausch und die Unterhaltung selbst.

In der Ausstellung sind Fotografien von Fabian Hammerl und Christoph Steinweg zu sehen, dazu Malereien von Lena Schramm, Joscha Blankenburg und Dagmar Rauwald, sowie Grafiken von Stephan Kamp. Der Großteil der Kün­s­tle­r*­in­nen ist auch im Magazin vertreten. Es gehe dabei vor allem darum, „die Grenzen des Gedruckten zu sprengen und so ein begehbares Magazin zu schaffen“, erklärt Art Groll.

Der erste Ausstellungstag mündet in eine Party. Eingeladen wird zu Drinks und Tanz ab 19 Uhr. Unter anderem sorgt der Pudel-DJ Richard von der Schulenburg für die musikalische Unterhaltung.

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