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Fußballer Dani AlvesStar im Knast

Als Fußballer hat Dani Alves unzählige Titel geholt. Nun sitzt der Brasilianer wegen des Verdachts der Vergewaltigung in Barcelona in U-Haft.

Tiefer Fall: Dani Alves sitzt seit Freitag hinter Gittern Foto: AP

Barcelona taz | Er habe sich eine Flasche Wasser geben lassen und sei dann in seine Zelle gegangen. Auf den ihm zustehenden Telefonanruf verzichtete er, weil er keine Nummer auswendig wusste und kein Handy dabeihatte. Daniel Alves da Silva, so wird es geschildert, trug nur eine kleine Plastiktüte mit seinen konfiszierten Schnürsenkeln, als er am Freitagabend im Gefängniskomplex Brians der Provinz Barcelona eingeliefert wurde. Dort verweilt der 39-jährige Fußballstar seither in Untersuchungshaft – wegen des Verdachts der Vergewaltigung.

In der Nacht des 30. Dezember soll der Brasilianer in der Edeldiskothek Sutton in Barcelonas Oberstadt eine 23-jährige Frau missbraucht haben. In den aus Polizei- und Justizkreisen notorisch gut gefütterten spanischen Medien ist die Aussage des mutmaßlichen Opfers in allen schauerlichen Details nachzulesen. Sie ließ sich demnach mit zwei Freundinnen in den VIP-Bereich führen, nachdem ein Kellner mehrfach für Alves antichambriert hatte.

Weil die Frau den Rechtsverteidiger, 126-fachen Auswahlspieler, Gewinner von 42 Titeln und Ex-Profi des FC Barcelona nicht kannte, stellte er sich mit den Worten vor: „Ich bin Dani und Boule-Spieler aus L’Hospitalet (ein Arbeitervorort Barcelonas, d. Red.).“ Doch bei Späßen ist es nicht geblieben.

Bald habe er ihr Obszönitäten ins Ohr geflüstert, die sie, da wohl auf Portugiesisch, nur halb verstand. Beim Tanzen habe sie ihn dann mehrfach daran hindern müssen, ihre Hand auf seinem Gemächt zu platzieren. Schließlich habe Alves sie gebeten, ihm zu folgen. Wo die Frau einen weiteren Raum erwartet habe, war ein kleines Bad. Alves habe abgesperrt und sei ihr an die Wäsche gegangen. Als sie sich weigerte, habe er sie geschlagen, zum Oralverkehr gezwungen und vergewaltigt.

Widersprüche und Abbitte

Die Untersuchungsrichterin der 15. Kammer des Amtsgerichts Barcelona hielt die Aussage für glaubwürdig, denn Videoaufzeichnungen der Diskothek (aus allen Räumen außer dem Bad), biologische Spuren, ärztliche Untersuchungen und Zeugenaussagen stützen sie offenbar nachhaltig, derweil sich Alves bei seinen Einlassungen heillos in Widersprüche verstrickte.

Als Anfang Januar erste Gerüchte über Missbrauchsvorwürfe publik wurden, erklärte er in einer Videobotschaft dem TV-Sender Antena 3, das Mädchen nicht zu kennen. So auch gegenüber der Polizei. Nach und nach mit den Beweisen konfrontiert, gestand er dann zunächst, sie gesehen zu haben. Und letztlich auch den Geschlechtsverkehr – angeblich einvernehmlich.

Alves’ mexikanischer Verein Pumas reagierte am Freitag schnell und kündigte ihm fristlos. Bei einer Verurteilung würden ihm in Spanien bis zu zwölf Jahre Haft drohen. In U-Haft schickte ihn die Richterin wegen der hohen Fluchtgefahr. Alves’ Heimatland Brasilien pflegt Staatsbürger nicht auszuliefern. Der in Italien wegen Vergewaltigung zu neun Jahren Haft verurteilte Ex-Star Robinho ist zu Hause auf freiem Fuß; zuletzt wurde er als Unterstützer des Rechtspopulisten Jair Bolsonaro gesehen, für den sich auch Alves starkmachte.



Ansonsten inszenierte sich Alves gern als Menschenfreund, der mit flotten Sprüchen und exzentrischen Outfits jede Kabine in einen Hort der guten Laune verwandelte. „Nie, nie, nie wäre Dani zu so etwas fähig“, sagte zu den Vorwürfen nun seine Ex-Frau Dinora Santana, die ihn auch als Agentin betreut.

Barcelonas Trainer Xavi Hernández, jahrelanger Teamkollege von Alves bei Barça und vorige Saison sein Coach bei einer Kurzrückkehr in den Verein, drückte sich am Samstag ähnlich aus: „Das tut mir sehr leid für Dani.“ Leid für wen? Nach einem verheerenden Medienecho korrigierte sich Xavi: „Ich habe mich falsch ausgedrückt, ich bitte das Opfer um Entschuldigung.“ 



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