Jahresrückblick im ZDF: Ohne Pomp und Stars
Auf fast allen Sendern laufen gerade Jahresrückblicke. Doch der einzig wahre läuft seit 1981 im ZDF. Sein Name: „Album – Bilder eines Jahres“.
Zwar haben bereits einige prominente Gesichter – Lanz, Miosga, Gottschalk – vergangene Woche aufs Jahr 2022 zurückgeschaut. Aber wenn es um Fernsehjahresrückblicke geht, kann es nur einen geben. Und der kommt ganz ohne Promimoderation aus. „Album – Bilder eines Jahres“ ist seit 1981 der Jahresrückblick im ZDF, der klimaktische Moment zwischen Eierlikör und Sauerkraut. Sehen, was war, mit pathetischer Musik. Dazu gehört meistens, wenn man ehrlich ist, auch der Versuch, den ganzen Mist hinter sich zu lassen.
„Album 2022 – Bilder eines Jahres“: in der ZDF-Mediathek
Das gilt natürlich ganz besonders in diesem Jahr. Obwohl es rein rituell sein mag, denn nur weil man den Schrecken von Krieg, Inflation und niedergeschlagenen Revolutionen in das Rechteck des Bildschirms bannt, hören sie da draußen nicht auf. Sie gehen weiter. Aber so funktioniert das Gehirn des homo medialis nun mal nicht. Wir brauchen hin und wieder mal einen Abschluss, einen Deckel drauf, wo eigentlich über dem offenen Feuer gekocht wird.
Es wird natürlich um den russischen Überfall auf die Ukraine gehen und all seine Folgen: Flucht, Inflation, Gaskrise. Aber auch wie Corona in Europa ein bisschen weniger wichtig wurde, gehört zu 2022 dazu. Außerdem zweifellos: Kartoffelbrei, Kernfusion, Flut in Pakistan, Elon Musk, der Fußball der Herren und der Damen, Boris Becker und die Queen.
„Album – Bilder eines Jahres“, das ist keine Show mit Pomp und Fernsehstars, die sich die Hintern wundsitzen. Videomaterial aus den wichtigsten Nachrichten des Jahres, getrennt durch Animationen für jeden Monat. Es spricht ZDF-Politikredakteur Gert Anhalt. Und das war’s. Und reicht ja auch, wer vermisst schon Gottschalk? In seiner Schlichtheit ist „Album“ genau der Jahresrückblick, den die gebeutelte Fernsehnation braucht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!