piwik no script img

Korruptionsskandal bei der EUGericht verlängert U-Haft für Kaili

Eva Kaili, frühere Vizepräsidentin des Europaparlaments, muss im Gefängnis bleiben. Die belgische Justiz hat ihre U-Haft um einen Monat verlängert.

Muss an Weihnachten in U-Haft bleiben: Ex-Vizepräsidentin des EU-Parlaments Eva Kaili Foto: EP/reuters

Brüssel taz | Die wegen einer Korruptionsaffäre in Ungnade gefallene frühere Vizepräsidentin des Europaparlaments, Eva Kaili, bleibt im Gefängnis. Nachdem sie zunächst ein Teilgeständnis abgelegt hatte, beteuert sie nun ihre Unschuld. Kailis Anwälte beantragten ihre Freilassung aus der Untersuchungshaft. Die belgische Justiz hat aber am Donnerstagabend ihre U-Haft um einen Monat verlängert.

Die belgische Staatsanwaltschaft wirft ihr Korruption, Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation und Geldwäsche vor. Kaili „ist unschuldig und nie bestochen worden“, sagte hingegen ihr Anwalt Michalis Dimitrakopoulos am Rande von Kailis Anhörung vor Gericht in Brüssel. Die 44-jährige Griechin, die der sozialdemokratischen PASOK angehörte, sitzt seit 9. Dezember in Untersuchungshaft. Gegen die verlängerte U-Haft kann sie Berufung einlegen.

Bisher liegen noch viele Details im Dunkeln. So ist die Herkunft des Geldes – in Kailis Wohnung waren 150.000 Euro in bar gefunden worden – weiter unklar. Zunächst hieß es, das Emirat Katar habe Kaili, die im Parlament für den Mittleren Osten zuständig war, bestechen wollen. Doch mittlerweile hat sich das „Katargate“ ausgeweitet. Nun ist auch von Verbindungen nach Marokko die Rede.

Kailis Lebensgefährte Francesco Giorgi, ein Italiener, hat nach Angaben der belgischen Zeitung Le Soir zugegeben, einer Organisation anzugehören, die von Katar und Marokko gemeinsam genutzt wurde. Das Ziel dieser Organisation sei es gewesen, Einfluss auf die Europapolitik zu nehmen. Der Chef der Organisation sei Pier Antonio Panzeri, ein ehemaliger Europaabgeordneter.

Grundstück in Griechenland beschlagnahmt

Mittlerweile konzentrieren sich die belgischen Ermittlungen auf den heute 67-jährigen Italiener. Nach seinem Ausscheiden aus dem Europaparlament hatte Panzeri die belgische Menschenrechts-Organisation „Fight Impunity“ („Straflosigkeit bekämpfen“) gegründet. Sie scheint sich dann zur Drehscheibe der Einflussversuche – und des schmutzigen Geldes – entwickelt zu haben.

Im Ehrenpräsidium von „Fight Impunity“ saßen prominente EU-Politiker. Die frühere EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini gab ebenso ihren guten Namen her wie der ehemalige EU-Innenkommissar Dimitris Avramopoulos. Dies verlieh der NGO einen Anstrich von Seriosität. Ob sie auch politischen Einfluss ausübte, womöglich sogar über das Parlament hinaus, liegt bisher noch im Dunkeln.

Die EU-Kommission hat eine interne Untersuchung eingeleitet. Nachdem Behördenchefin Ursula von der Leyen zunächst allen kritischen Fragen ausgewichen war, heißt es nun, man wolle die Tätigkeit von Avramopoulos prüfen. Die EU-Kommission werde ihn schriftlich um Auskunft darüber bitten, inwieweit er sich nach seinem Ausscheiden an die üblichen Auflagen gehalten habe, so ein Sprecher.

Ganz einwandfrei scheint es nicht gelaufen zu sein. Die Kommission habe bei „Fight Impunity“ ihre eigenen Regeln ignoriert, kritisiert der grüne Europaabgeordnete Daniel Freund. So habe die interne Kontrolle der Kommission ausgerechnet in diesem Fall versagt. Dem Ethik-Gremium fiel zwar auf, dass die NGO nicht im EU-Lobbyregister verzeichnet war. Sie habe jedoch Avramopoulos vertraut.

Unterdessen griffen die griechischen Behörden auf ein Grundstück zu, das mutmaßlich Kaili und ihrem Lebensgefährten gehört. Die Behörden „beschlagnahmten ein rund 7.000 Quadratmeter großes Grundstück“ auf der griechischen Insel Paros, das „Kaili und ihr Lebensgefährte Francesco Giorgi gekauft hatten“, hieß es am Donnerstag aus einer griechischen Justizquelle.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare