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Argentiniens WM-Sieg gegen KroatienMessi vor der Heiligsprechung

Argentinien schlägt Kroatien und steht im WM-Finale. Lionel Messi könnte dafür sorgen, dass das Turnier nicht als Skandal-WM in Erinnerung bleibt.

Lionel Messi jubelt mit Julian Alvarez nach seinem Treffer zum 2:0 Foto: Martin Meissner/ap

Tränen waren zu sehen, ein paar nackte Oberkörper und viele Tattoos, als Argentiniens Nationalspieler vor ihren einmalig leidenschaftlichen Fans den Einzug ins WM-Finale feierten. Lionel Messi sang aus voller Brust mit. Dann blickte er die Tribüne des gigantischen Lusailstadions hoch. Hätte er das wirklich gedacht? Dass ihm der Fußball noch diese Chance gibt, alles miteinander zu versöhnen?

„Es ist meine letzte Gelegenheit, den Traum zu verwirklichen, den wir alle haben: die WM zu gewinnen“. So hatte er es selbst am Tag vor Turnierstart formuliert und sich gerührt gezeigt, dass es große Teile des ballsportinteressierten Planeten dieses Mal mit Argentinien halten. Nur seinetwegen, wegen einer Frage von fast schon historischer Gerechtigkeit, von Fußballgerechtigkeit jedenfalls. Man muss ihn persönlich nicht mögen, man konnte in der Nacht von Doha sogar sein Gegner gewesen sein wie Luka Modric, der in diesem Halbfinale 0:3 geschlagene Kroate von Real Madrid, dem ewigen Rivalen von Messis Lebensklub FC Barcelona, um zu sagen: „Hoffentlich gewinnt Messi diese WM, er ist der beste Spieler der Geschichte, und er hat es verdient.“

Am Sonntag wird der siebenfache Weltfußballer derjenige mit den meisten WM-Einsätzen sein (26, einen vor Lothar Matthäus). Wenn er ein Tor schießt oder eine Torvorlage gibt, wird er die meisten WM-Scorerpunkte haben (aktuell 19, wie Miroslav Klose, Gerd Müller und Ronaldo, der Brasilianer). Wenn er nach vier teils knapp (2014), teils unglücklich (2006), teils krachend (2010, 2018) missratenen Anläufen tatsächlich gewinnen sollte, dann wird ihn keiner mehr hinter Pelé und Maradona einreihen können, den ewigen Referenzen des weltbeliebtesten Sports. Und dann wird diese im Westen so umstrittene WM von Katar, ob es gefällt oder nicht, für immer ikonisch sein.

Nach seiner Sangeseinlage ging Messi im Lusailstadion langsam in Richtung Kabine. Auf seinem Weg umarmte er jeden einzelnen aus der im heutigen Fußball so beträchtlichen Entourage, Assistenten und Analysten, Mediziner und Medienleute. Als Letzter war Nationaltrainer Lionel Scaloni an der Reihe. Scaloni zuckte immer noch ein bisschen, er hatte geweint, nur wenige im Fußball sind so ergriffen, auch von sich selbst, wie die Argentinier.

Messis Freunde

Messi steht also im WM-Finale, aber natürlich wusste er nach all dem Scheitern der Vergangenheit, nach aller Verzweiflung und sogar einem zwischenzeitlichen Rücktritt: Es brauchte dafür ein bisschen Hilfe von seinen Freunden. Da ist zuvorderst Scaloni, 44, der jüngste Trainer des Turniers, der in seinem ersten Job die Trümmer nach der WM 2018 in ein harmonisches Team überführte. Es gewann die Südamerikameisterschaft 2021, Argentiniens ersten Titel seit 1993, reihte bis zum WM-Beginn eine Serie von 36 Spielen ohne Niederlage aneinander und zerfiel nicht am Schock der Auftaktniederlage gegen Saudi-Arabien. Scaloni baute die Mannschaft in aller Ruhe um, gab ihr die emotionale Stabilität, um schon früh im Turnier um alles oder nichts zu spielen. Jetzt muss er nur noch fürs Finale die richtige Taktik finden, so wie im Halbfinale, als er entgegen der sonstigen Spielweise auf Konter setzte, um die vorher erkannte „Unordnung“ (Messi) der Kroaten nach Ballverlusten zu nutzen. Und der Trainer muss nur noch einmal die richtige Aufstellung wählen so wie zuletzt mit Julián Álvarez.

Lionel Messi ist der beste Spieler der Geschichte

Luka Modric, Mittelfeldgenie Kroatiens

Der junge Mittelstürmer von Manchester City galt schon bei River Plate als großes Talent, der Wechsel zu Pep Guardiola im Sommer hat ihn gewiss nicht schlechter gemacht, und doch konnte „niemand erwarten, dass er so eine WM spielt“ (Messi). Vier Tore in vier Partien hat Álvarez erzielt. Zwei waren es gegen Kroatien, eines nach einem so wuchtigem Lauf über das halbe Feld, dass ihm die gegnerischen Verteidiger nur comicartigen Slapstick entgegenzusetzten hatten (39. Minute). Das andere nach einem einzigartigen Solo von Messi durch Raum und Zeit gegen den gefeierten Abwehrmann Josko Gvardiol (69.). Im Gegenzug holte Álvarez für Messi den Strafstoß heraus, den dieser zum 1:0 verwandelte (32.).

Später gingen sie kurz nacheinander aus dem Stadion, die „Bestie“ (Messi) Álvarez mit Fön-Tolle und seiner noch jugendlichen Akne und ein 35-Jähriger, der am Sonntag seinen Traum verwirklichen kann. Der Planet Fußball träumt mit ihm.

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6 Kommentare

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  • Dies ist keine Skandal-WM. Kurze Wege mit wenig ökologischen Schäden, keine Meldungen von Betrunkenen und Randalierern, keine Körperverletzungen von Gewalttätern, feiernde Menschen und vieles mehr: Ein Skandal ist mehr die kulturelle Überheblichkeit Vieler gegenüber anderen Ländern. Glaubt wirklich einer, die Menschen außerhalb der europäischen Nabelschau seien alle unglücklich und unterdrückt?

  • ... und sollte die grande nation am Sonntag das Finale gewinnen, dann ist die Messi endgültig gelesen. Que le meilleur gagne ... schau'n mer mal, dann seh'n mer schon. Frei nach Franz Müntefering: 'Winter-WM ist Mist', ich freue mich jetzt schon auf 2026 im Sommer!

    • @Magic Theo:

      Erst einmal kommt der Sommer ´24!

  • 6G
    655170 (Profil gelöscht)

    Na, vielleicht wird dem heiligen Lionel für seine besnderen Leistungen um die (Fußball-)Völkerverständigung (Beispiel: Viertelfinal gegen Niederlande) und um die Steuermoral dann nach dem Finale vom (mindestens ebso heiligen) Giovanni ein Heiligenschein mit Namenszug überreicht.



    PS: Mir ganz schnuppe, ob Argentinien, Frankreich oder vielleicht gar Marokko diese absurd-lächerliche Veranstaltung gewinnt.



    Ich schau eigentlich ganz gern Fußball.



    Hab aber vorgehabt, keine Sekunde anzuschauen; auch keine Zusammenfassung.



    Und genau so viel von dem intanti(no)len Mumpitz habe ich und werde ich anschauen.

    • @655170 (Profil gelöscht):

      Na immerhin wusstest Du gestern schon, dass Marokko die Möglichkeit zum Titel hatte.

  • Wie kann jemand "ikonisch" sein, der zu Gefängnis (auf Bewährung) verurteilt wurde wegen Steuerhinterziehung und Mikkionen nachzahlen musste, der "Benefizspiele" in Lateinamerika organisiert hat, deren Erträge dann in die eigenen Taschen bzw. die seines Vaters flossen, der mit der Drogenmafia Kolumbiens verbandelt ist...? Belege und Berichte dazu in den Archiven aller guten Zeitungen und Zeitschriften. Zum Speien.