Flüssigerdgas-Terminal in Wilhelmshaven: LNG kann kommen
Das erste Flüssigerdgas-Terminal in Wilhelmshaven ist fertiggestellt worden. Ab Januar kann geliefert werden, denn vorerst sind die Speicher voll.
Berlin taz | Seit Jahrzehnten wird darüber diskutiert, ob Deutschland Flüssigerdgas (LNG) braucht. Am Dienstag ist der erste LNG-Anleger des Landes in Wilhelmshaven eröffnet worden, vier weitere sollen folgen. Damit wird es wahrscheinlicher, dass Deutschland nicht geliefertes Erdgas aus Russland durch LNG-Lieferungen vor allem aus den USA ersetzen kann. Und damit die durch den Ukrainekrieg ausgelöste Energiekrise zwar mit klimaschädlicher Energie, aber glimpflich überstehen kann.
Zum Jahreswechsel soll am nun fertiggestellten Anleger die „Hoegh-Esperanza“ festmachen; eine sogenannte Floating Storage and Regasification Unit (FRSU), die das tiefgefrorene Flüssigerdgas von Tankern aufnimmt und es an Bord wieder gasförmig macht. Anschließend wird das Gas über Pipelines weiterverteilt. Am LNG-Terminal in Wilhelmshaven sollen ab Januar jährlich 5 Milliarden Kubikmeter Gas angeliefert werden können – dies entspricht etwa 5,5 Prozent des deutschen Gasverbrauchs des vergangenen Jahres.
Insgesamt sind derzeit fünf FRSU in Deutschland geplant: Ein zweites Terminal soll in Brunsbüttel, ein drittes in Lubmin ebenfalls zum Jahreswechsel in Betrieb gehen. Im Winter 2023/2024 sollen laut Bundeswirtschaftsministerium insgesamt fast 30 Milliarden Kubikmeter Gas über die LNG-Terminals in Deutschland geliefert werden können. Damit könnte der Gasbedarf Deutschlands (2021: 90,5 Milliarden Kubikmeter) zu etwa einem Drittel gedeckt werden.
Russland hatte noch 2021 etwa die Hälfte des deutschen Gasbedarfs gedeckt. „Deutschland kann schnell sein und mit hoher Entschlossenheit Infrastrukturprojekte voranbringen, wenn Bund und Länder und die Projektbeteiligten an einem Strang ziehen“, lobte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die Fertigstellung des LNG-Terminals innerhalb weniger als 200 Tagen.
Gleichzeitig sind die Gasspeicher in Deutschland laut Bundesnetzagentur am Rande der Kapazitätsgrenze. „Es wird weiter eingespeichert. Der Gesamtspeicherstand in Deutschland liegt bei 100 Prozent“, erklärte der Regulierer. Das reicht, um Deutschland gut zwei Monate mit Gas zu versorgen.
Leser*innenkommentare
Herry Kane
Für mich ist Boris Palmer beispielgebend. Der Mann hat nicht nur Ideen, sondern er setzt die auch um. Eine Seltenheit in Deutschland.
Dass man ihn nicht mehr bei den Grünen haben will, spricht für sich!
Herry Kane
OK, Gas kann man wohl nicht durch Kohle oder Atomstrom ersetzen.
Es muss trotzdem intensiv an einer Umstellung der Produktionsverfahren gearbeitet werden.
Ich habe in meinem Mietshaus eine nagelneue Gasheizung. Vertrag wurde vor dem Krieg geschlossen.
Auf dem Dach wäre jede Menge Platz für Photovoltaik.
Nachtsonne
Ein schöner Erfolg für Robert Habeck. Da kann man mal sehen, was auch in Deutschland möglich ist, wenn die Politik die Rahmenbedingungen geeignet definiert. Fragt sich nur, warum das Vorgehen nicht auf andere Projekte angewendet wird, z.B. Stromnetzte oder Windkraftanlagen.
tazzy
@Nachtsonne Er würde ja gerne, nur blockieren das die Landesfürsten. Insbesondere Söder mit seinen Verboten und ständigem Verzögern von Windanlagen:
www.n-tv.de/wirtsc...ticle23615313.html