Kinotipp der Woche: Mit beißendem Humor
Blut und Body Horror: Das City Kino Wedding präsentiert zu Halloween eine Sonderausgabe des Final Girls Berlin Film Festival.
Eine Warnung vorneweg: Hautpflegeprodukte der Firma Sous besser meiden! Damit es einem nicht ergeht wie der Influencerin Kalley, über deren tragisches Schicksal der Kurzfilm “Kalley’s last review“ berichtet.
Nach dem Auftragen einer Creme aus dem Hause Sous kann die Influencerin ihren Followern anschaulich zeigen, dass das Zeug in ihrem Gesicht tatsächlich eine gewisse Wirkung hat. Leichte Rötungen treten auf, eigentlich ein gutes Zeichen, schließlich kauft man sich diese überteuerten Pflegeprodukte ja, damit die runzlige Gesichtshaut sich irgendwie verändert.
Doch bald weichen die Rötungen dicken Flecken, aus denen bald richtige Wunden werden. Kalley ist derweil eigentlich immer noch guter Dinge: Wow! Die Creme von Sous haut wirklich richtig rein. Irgendwann sieht sie dann allerdings aus wie Freddy Krüger, erste Zweifel kommen auf und am Ende ist klar: Sous-Produkte sind nicht wirklich hilfreich für den perfekten Teint.
“Kalley’s last review“ ist einer der Kurzfilme, die bei der Halloween-Ausgabe des wie immer empfehlenswerten Final Girls Berlin Film Festival am 31. Oktober im City Kino Wedding zu sehen sind. Bei den Final Girls läuft es so: Alle gezeigten Filme stammen von Frauen oder wenigstens unter maßgeblicher Beteiligung solcher. Und der Bechdel-Test, gemäß dem Frauen in Filmen mehr sein sollten als schmückendes Beiwerk für die Erlebnisse von Typen, wird hier stets mit Bravour bestanden.
Final Girls Berlin Film Festival Halloween Special: Am 31. 10. im City Kino Wedding, Müllerstraße 74
Das Thema Horror, dem sich die Final Girls verschrieben haben, wird vor allem in der Unterkategorie des Body Horrors bearbeitet. Und beißender Humor sollte trotz eventuell aufkommenden Ekelgefühlen nicht zu kurz kommen. Was macht man nicht alles, um Schönheitsidealen zu entsprechen, darum geht es in “Kalley’s last review“ in grotesk übertriebener Darstellungsform, während die Hautfetzen fliegen.
Auch so ein Spaßfilm, der sich als Horror tarnt, ist “Monster Dyke“, in dem es im Vorspann heißt: “Es gibt nur zwei Geschlechter – Monsterficker und Feiglinge“. Und schon sieht man die Hauptprotagonistin, die definitiv kein Feigling ist und die sich eine Art Frankenstein-Kreatur mit Tentakeln und allerlei schleimigen Körperöffnungen geschaffen hat, beim innigen Liebesspiel mit selbiger. Wer einen solch überragenden Sexpartner zur Verfügung hat, braucht kein Date mehr mit einem gewissen Brett, das ist am Ende des Films sowieso klar.
Nach dem Kurzfilmprogramm beim “Halloween Special“ der Final Girls werden die besten Kostümierungen der Besucher und Besucherinnen prämiert. Zieht euch also entsprechend monstermäßig an!
Und dann wird noch “Raw“ (2016) gezeigt, Julia Ducournaus sensationeller erster großer Kinofilm, bevor sie im letzten Jahr mit dem irren Film “Titane“ so richtig beim Filmfestival in Cannes abräumte.
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In “Raw“ kommt Justine, eigentlich eine strikte Vegetarierin, auf die Uni, und macht dort unfreiwillig erste kulinarische Erfahrungen mit Fleisch. Bald stellt sie fest, dass ihr dieses wider Erwarten ganz gut schmeckt. Aber nicht bloß in Form gegrillter Hühnchen, sondern sie entwickelt einen für ihr näheres Umfeld durchaus problematischen Appetit auf Menschenfleisch.
Ihren Mitbewohner etwa findet sie bald nicht bloß sexuell anziehend, sondern, nun ja, sogar ziemlich lecker. Und sie muss bald feststellen, dass das nicht nur ihr so geht, sondern allen in ihrer Familie.
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