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+++ Nachrichten im Ukrainekrieg +++Scholz kündigt Waffenlieferung an

Die USA erwarten verstärkte russische Angriffe auf die zivile Infrastruktur der Ukraine. Steinmeier spricht der Bevölkerung seine Hochachtung aus.

Panzersperren auf dem Platz der Unabhängigkeit in Kiew Foto: dpa

Scholz kündigt umfangreiche weitere Waffenlieferungen an Ukraine an

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat umfangreiche weitere Waffenlieferungen an die Ukraine angekündigt. Unter anderem soll Kiew drei weitere Flugabwehrsysteme des Typs Iris-T und ein Dutzend Bergepanzer erhalten, wie ein Regierungssprecher am Dienstag während der Kanada-Reise des Kanzlers auf Anfrage mitteilte. Insgesamt geht es demnach um Rüstungsgüter im Wert von deutlich mehr als 500 Millionen Euro. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht erklärte zudem in Berlin, Deutschland sei beim Ringtausch mit der Slowakei für weitere Waffenlieferungen an die Ukraine vorangekommen.

Seit Wochen gibt es auch in der Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP heftige Debatten, ob Deutschland der Ukraine nicht mehr Waffen liefern sollte. Scholz hatte stets betont, dass die Bundesregierung keinen Alleingang gehen wolle, aber entschlossen sei, weitere Hilfe zu leisten. Kanadas Premierminister Justin Trudeau hatte am Montag nach Gesprächen mit Scholz gemahnt, dass der russische Präsident Wladimir Putin den Krieg in der Ukraine nicht gewinnen dürfe. Beide betonten, dass sie der Ukraine helfen würden, solange der Krieg dauere.

In einer Online-Konferenz zur Ukraine in Toronto machte Scholz nun die Ankündigung einer substanziellen Aufstockung der deutschen militärischen Hilfe, ohne Details zu nennen. Das Material soll 2023, teilweise aber auch schon 2022 geliefert werden. Der Haushaltsausschuss des Bundestages müsse den Ausgaben aber noch zustimmen.

Auch beim Ringtausch mit den osteuropäischen Ländern gibt es nun Fortschritte. Dabei sollen Nato-Partner sowjetisches Material aus ihren eigenen Beständen abgeben, dafür aber dann Material von der Bundeswehr oder der deutschen Industrie erhalten. Die Slowakei soll laut dem am Dienstag unterzeichneten Absichtserklärung 30 alte Panzer aus russischer Produktion an die Ukraine liefern. An die Slowakei sollen dann 15 Kampfpanzer Leopard 2 A4 aus dem Bestand der Industrie an die Slowakei geliefert werden. Bei der Vereinbarung mit der Slowakei soll es neben den Panzern auch um Munition, Ersatzteile und die benötigte Ausbildung gehen. (dpa/rtr)

USA rechnen mit russischen Attacken auf Infrastruktur in Ukraine

Die USA erwarten für die kommenden Tage verstärkte russische Angriffe auf die zivile Infrastruktur und staatliche Einrichtungen in der Ukraine. Dies geht aus einer Sicherheitswarnung des Außenministeriums in Washington vom Montagabend hervor. „Wenn Sie eine laute Explosion hören oder Sirenen aktiviert werden, gehen Sie sofort in Deckung“, hieß es darin. „Wenn Sie in einem Haus oder einem Gebäude sind, gehen Sie in die tiefste Ebene des Bauwerks mit den wenigsten Außenwänden, Fenstern und Öffnungen. Schließen Sie jegliche Türen und setzen Sie sich in die Nähe der Innenwand, weg von allen Fenstern und Öffnungen.“

Aus US-Geheimdienstkreisen war zuvor verlautet, dass Russland verstärkt die zivile Infrastruktur in der Ukraine ins Visier nehmen wolle. Am 24. Februar waren russische Truppen in das Nachbarland einmarschiert, der Angriffskrieg dauert am (morgigen) Mittwoch seit einem halben Jahr an. An dem Tag feiert die Ukraine auch ihren Unabhängigkeitstag. Der ukrainische Präsident Selenski hatte bereits am Wochenende vor einer Bedrohung gewarnt. Man sollte sich darauf einstellen, dass Russland „etwas besonders Böses, etwas besonders Grausames“ tun könnte, sagte Selenski. (ap)

Steinmeier spricht Ukraine „Hochachtung“ aus

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat der Ukraine seine „größte Hochachtung“ für ihren Freiheitskampf gegen Russland ausgesprochen. „Ich bewundere, mit welchem Mut, welcher Entschlossenheit Sie, die Streitkräfte und die gesamte Bevölkerung sich dem brutalen russischen Angriffskrieg entgegenstellen“, schrieb er am Dienstag dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj aus Anlass des Nationalfeiertags der Ukraine an diesem Mittwoch. „Sie lassen sich Ihr Land, Ihr Leben, Ihre Freiheit nicht nehmen. Sie wissen Deutschland und Europa dabei an Ihrer Seite.“ (dpa)

UN-Menschenrechtsrat besorgt über russische Prozesse

Der UN-Menschenrechtsrat äußert sich besorgt über die angekündigten russischen Prozesse gegen ukrainische Kriegsgefangene aus der wochenlang umkämpften Hafenstadt Mariupol. Solche Prozesse könnten auch als Kriegsverbrechen eingestuft werden, erklärt das Genfer Gremium. „Wir sind sehr besorgt über die Art, wie das gemacht wird“, sagt Ravina Shamdasani. „Es gibt Bilder in den Medien mit massiven Käfigen, die in der Philharmonie in Mariupol gebaut werden, wirklich massive Käfige, und offenbar steckt die Absicht dahinter, die Gefangenen zu zähmen“, vermutet sie. „Das ist inakzeptabel, das ist demütigend.“ (rtr)

Ukrainische Soldaten werden in ein Donezker Gefängnis gebracht Foto: reuters

967.546 Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland registriert

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs am 24. Februar sind nach Angaben des Bundesinnenministeriums 967.546 Geflüchtete aus der Ukraine zumindest vorübergehend nach Deutschland gekommen. Das geht aus dem Ausländerzentralregister hervor, wie das Ministerium mitteilt. Von den bis zum 21. August registrierten Geflüchteten seien rund 36 Prozent Kinder und Jugendliche (351.061 Menschen unter 18 Jahren), darunter die meisten im Grundschulalter. (rtr)

USA rufen ihre Bür­ge­r:in­nen dazu auf, Ukraine zu verlassen

Die USA rufen ihre Bürger einen Tag vor dem Unabhängigkeitstag am 24. August erneut auf, die Ukraine zu verlassen. „Das Außenministerium hat Informationen, dass Russland seine Anstrengungen verstärkt, in den nächsten Tagen in der Ukraine zivile Ziele und Regierungseinrichtungen anzugreifen“, heißt es auf der Seite der US-Botschaft in Kiew. Daher würden US-Bürger aufgerufen, die Ukraine mit privaten Transportmitteln – sofern sicher – auf dem Landweg zu verlassen. (rtr)

Duda in Kiew eingetroffen

Polens Präsident Andrzej Duda trifft zu Gesprächen in Kiew ein. Duda werde den ukrainischen Präsidenten Selenski treffen und Gespräche bezüglich militärischer Unterstützung und anderer Hilfen führen, teilt sein Bürochef Pawel Szrot mit. (rtr)

Fast 155.000 ukrainische Kinder an deutschen Schulen

Ein halbes Jahr nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine ist die Zahl der ukrainischen Schülerinnen und Schüler an deutschen Schulen auf fast 155.000 gestiegen. Die Bundesländer meldeten für die am Sonntag zu Ende gegangene 33. Kalenderwoche 154.761 Schülerinnen und Schüler an den Schulen, wie die Kultusministerkonferenz (KMK) am Dienstag in Berlin mitteilte. Im Vergleich zur Vorwoche stieg die Zahl damit um 4690 an.

Die meisten Bundesländer veröffentlichten wegen der Sommerferien noch keine aktuellen Zahlen. Die von der KMK angegebenen Schülerzahlen beziehen sich auf allgemeinbildende Schulen und Berufsschulen. (afp)

Ukraine hält Gipfel zu annektierter Halbinsel Krim ab

Sechs Monate nach Kriegsbeginn will die Ukraine an diesem Dienstag einen Online-Gipfel zur Rückholung der bereits 2014 von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim abhalten. Bei der sogenannten Krim-Plattform, die nach 2021 schon zum zweiten Mal stattfindet, wird unter anderem ein Redebeitrag von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erwartet. Sprechen sollen zudem auch Kanadas Premierminister Justin Trudeau, Japans Ministerpräsident Fumio Kishida und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Insgesamt sind über 50 Teilnehmer aus Europa, Asien, Amerika und Afrika angekündigt.

9. August: Rauchschwaden über der Krim, wo zuvor ein Munitionslager explodiert sein soll Foto: dpa

Die strategisch wichtige Krim mit ihren mehr als zwei Millionen Einwohnern zählt völkerrechtlich weiter zur Ukraine. Nach Russlands Einmarsch in die Ukraine Ende Februar haben Vertreter des angegriffenen Landes immer wieder von einer militärischen Rückeroberung der Halbinsel gesprochen.

Russland hat unterdessen für Dienstag den UN-Sicherheitsrat wegen der Kämpfe um das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja angerufen. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Diplomatenkreisen. Moskau begründete das mit angeblich andauerndem ukrainischem Beschuss auf das Kraftwerksgelände, das russische Truppen besetzt haben. Kiew wiederum betont stets, die Russen würden das AKW selbst beschießen. (dpa)

Ukraine und ihre Nachbarländer gründen Kiewer Initiative

Die Ukraine und ihre EU-Nachbarländer haben zur Stärkung ihrer regionalen Zusammenarbeit die sogenannte Kiewer Initiative gegründet. Das teilte der ukrainische Präsident Selenski am Montagabend in Kiew mit. Er nannte die Nachbarn Polen, Rumänien, Slowakei und Ungarn sowie die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen als Teilnehmer. Die Zusammenarbeit stehe anderen Ländern offen. Man wolle vor allem in Sicherheitsfragen kooperieren, sagte Selenski ohne weitere Details. „Das ist eine sehr aussichtsreiche Linie unserer Arbeit innerhalb der euro-atlantischen Ausrichtung.“

USA rechnen mit Angriffen auf ukrainische Infrastruktur

Russland bereitet nach Angaben der Vereinigten Staaten neue Angriffe auf die Infrastruktur der Ukraine vor. „Wir haben Informationen, dass Russland in den kommenden Tagen verstärkt Angriffe gegen die zivile Infrastruktur und Regierungseinrichtungen der Ukraine plant“, sagt ein US-Regierungsvertreter mit Verweis auf US-Geheimdienstinformationen. „In Anbetracht der russischen Bilanz in der Ukraine sind wir besorgt über die anhaltende Bedrohung der Zivilbevölkerung und der zivilen Infrastruktur durch russische Angriffe.“ (rtr)

IW-Chef Hüther zieht positive Bilanz zu Sanktionen

Ein halbes Jahr nach Kriegsbeginn zieht Michael Hüther, Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Bilanz zu den westlichen Sanktionen. „Die Sanktionen wirken, vor allem die auf den Export von Hochtechnologie-Gütern. Russland kann damit stets nur die vorletzte Technik einsetzen und wird so dauerhaft im technischen Fortschritt behindert“, sagt Hüther der Zeitung Rheinische Post einem Vorabbericht zufolge.

„Bei der Energie sitzen hingegen wir am kürzeren Hebel.“ Doch fossile Energie habe auf Dauer ohnehin keine Zukunft. Russland beschleunige damit am Ende nur den Umbau der deutschen Wirtschaft zu mehr Klimaschutz. „Die Sanktionen sind richtig, weil der Westen damit seine Solidarität mit der Ukraine zeigt. Deutschland hat die Maßnahmen im engen Schulterschluss mit den transatlantischen Partnern beschlossen; aus dieser Solidarität sollte sich Deutschland jetzt nicht herausstehlen.“ Auch sei die Debatte um Nord Stream 2 eine Scheindebatte. „Es würde nichts ändern, wenn wir die Pipeline ans Netz ließen. Putin könnte auch hier Vorwände finden, um sie ab- und anzuschalten.“ (rtr)

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13 Kommentare

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  • 6G
    659975 (Profil gelöscht)

    Es gab genug Kriegsvorbereitung, wenn sie dann gesehen werden wollten. Aber speziell deutsche Politikerinnen haben an den russ. Freund in Moskau geglaubt.



    Früher habe ich auf die Regierung Kohl geschimpft.....heute muss ich sagen:



    Kohl war in vielen Dingen besser als Schröder, Merkel und jetzt Scholz.



    Ich glaube kaum, was ich hier schreibe....

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    „Die Sanktionen sind richtig, ..."

    Frieren für die Moral und den Frieden. Kann man machen!



    Herr Hüther, wie heizen Sie ihre Villa?

    • @17900 (Profil gelöscht):

      ... darum " frieren " ja von 194 Staaten nur die EU ' Länder und noch ein schlappes Duzend weitere ...In meinen Augen eine sinnbefreiter Aktionismus, einer , mit der Situation, überforderten Politik.

    • @17900 (Profil gelöscht):

      Wo genau ziehst du den Zusammenhang zwischen den Sanktionen und Frieren?

      Die Gaslieferungen sind explizit von den Sanktionen ausgenommen.



      Die aktuellen Liefereinschränkungen sind reine Willkür der russischen Regierung und sind weder technisch noch sanktionsbedingt. (Es gibt z.B. auch zahlreiche andere Pipelines als Nord Stream 1+2 die ersatzweise genutzt werden könnten und in der Vergangenheit genutzt wurden. Falls Putin wirklich die Wahrheit sagen sollte, und es denn tatsächlich technisch bedingt nicht möglich wäre, mehr Gas zu liefern oder die Siemens-Turbine wieder einzubauen...)

      Die Sanktionen mögen vielleicht einer der Gründe sein, warum Putin das Gas abstellt, aber sicher nicht der einzige. Viel mehr dürften die Waffenlieferungen an die Ukraine der Grund sein.



      Putin geht es allein darum, Druck auf die deutsche und andere westlichen Bevölkerungen auszuüben, um den Westen zu spalten und jegliche Unterstützung für die Ukraine zu beenden um die Ukraine somit zur Kapitulation zu zwingen.



      Vollständige Gaslieferungen aus Russland dürfte es – wenn überhaupt – erst dann wieder geben, wenn die Ukraine vollständig von Russland unterworfen wurde.

      Im Übrigen hat Russland bereits letzten November die Gaslieferungen nach Europa massiv eingeschränkt, wodurch die Gaspreise fünf mal (!) so hoch wurden, wie jemals zuvor. Das war 3 Monate vor Kriegsbeginn und entsprechend auch 3 Monate vor Beginn der Sanktionen 😉

      • @Rüdiger1967:

        Aber davor stiegen die Preise doch auch, wer war da Schuld, auch Russland?

        Überall für die Preissteigerung ist angeblich der Krieg Russlands Schuld. Die Inflation angeblich Kriegs Russlands Schuld. Komisch die stiegen auch schon seit letztem Jahr. Aber um Preissteigerungen an jedem Ort nun mit unverhohlener Wucherpreisen durchzuschlagen, ist das jetzt die alleinige Erklärung für alles. LoL.



        Man kann sich auch sehr naiv stellen...

        • @Daniel Drogan:

          Zunächst mal ein grober Überblick über die europäischen Börsenpreise für Gas (TTF Futures):

          August 2020: Um die 14€



          Januar 2021: Um die 15€



          April 2021: Um die 17€



          Juli 2021: Um die 22€



          Oktober 2021: Erstmals über 40€



          22. Dezember 2021: 129€



          Mai 2022: 90-100 €



          Juli 2022: Erstmals über 200€

          Die Auslöser der hohen Gaspreise waren jeweils die rückläufigen Gaslieferungen aus Russland. Die hieraus resultierende völlige Verunsicherung der Marktteilnehmer hat dies zusätzlich beflügelt.



          Also: JA! Russland hat die Gaspreise bewusst nach oben getrieben und Gas als Waffe genutzt. Und das bereits Monate vor Kriegsbeginn.

          Die Ursachen für die Inflation hingegen sind extrem vielschichtig. Hier gibt es zahlreiche Einflüsse, die sich teils auch gegenseitig verstärken.



          Zum einen z.B. der schwache Euro (unter anderem verursacht durch die niedrigen Zinsen der EZB, aber auch durch andere Effekte) aber auch die erhöhten Energiepreise. Es spielen aber noch ganz andere Gründe mit rein, wie z.B. die anhaltende Dürre in weiten Teilen Europas und noch vieles mehr.



          Der Krieg in der Ukraine mit all seinen Auswirkungen ist sicher einer der wesentlichen Treiber für die hohe Inflation. Aber es wäre völliger Unfug zu behaupten, dass es der Einzige wäre.

          • @Rüdiger1967:

            Mögen Sie bitte Ihre Quelle mal liefern?



            Ich habe die hier genommen: www.wallstreet-onl...utures-preis/chart



            Ich kann Ihre Preise aber nicht verifizieren.



            August 2020: 6-7€



            Januar 2021: 17-21€



            April 2021: 19-21€



            Juli 2021: 37-41€



            Oktober 2021: 75-92€



            22.Dez. 2021: 124-186€



            Mai 2022: 77-101€



            Juli 2022: 126-181€



            So und bei den ausgewählten Terminen war dann was genau?



            Was war Januar 2020: 10-12€



            Was war Sep 2018: 27-30€

            Wenn ich von der BAFA dann folgendes Dokument habe: www.bafa.de/Shared...blicationFile&v=99



            Lese ich "Aus Gründen der statistischen Geheimhaltung werden Importe seit 2016 nicht mehr nach Ursprungsländern ausgewiesen." Also woran erkennen Sie dann das die geringeren Importe ausnahmslos bei Russland zu finden?

            Gerne können Sie mir ja die historische Übersicht der letzten Jahre, sagen wir 5-10 mal als File zukommen lassen. Vielleicht sind Sie ja besser informiert als das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle.



            Denn bis 2015 wo man noch die Länderspezifischen Importe sehen kann. tendiert Russland durchgängig zwischen 1.25 - 1.5 Mio TJ, seit 1999. Niederlande von 650K - 1.2 Mio TJ, aber auch mit "Einbrüchen" um bis zu 100K TJ in einem Jahr. Norwegen von 700-1.5Mio TJ, mit Einbrüchen von bis zu 200K TJ, haben die auch mit uns Schabbernack betrieben?

            • @Daniel Drogan:

              Die Daten hab ich von der Börse:



              www.theice.com/pro...tId=5419234&span=3

              Zwar etwas überraschend, dass du andere Preise als die Börse hast, aber die wesentliche Aussage ist daraus ja ebenfalls ersichtlich: In der Vergangenheit gab es bei den Gaspreisen keine ungewöhnlichen Schwankungen, Ende 2021 sind sie jedoch plötzlich völlig durch die Decke geschossen.

              Im Januar und Februar gab es in der ARD (und auch woanders) mehrere Berichte hierüber, die diese riesigen Preissprünge untersucht hatten. Als eine der Hauptursachen wurde genannt, dass Gazprom kein Gas mehr auf dem Spotmarkt verkauft, sondern nur noch das absolute Minimum liefert, wozu sie durch Langzeitverträge verpflichtet war. Dies war sehr ungewöhnlich, da Gazprom dies wohl erstmalig so gehandhabt hätte. Und vor allem war es auch deshalb so erstaunlich, da Gazprom eben durch diese absoluten Spitzenpreise den Gewinn massiv hätte steigern können. Es lag also nahe, dass es eine rein politische Entscheidung war, auf diese enormen zusätzlichen Gewinne zu verzichten.

              Anfang Februar hatte dann auch Ursula von der Leyen in einem Interview bestätigt, dass sie Informationen hätte, dass die ausbleibenden russischen Angebote auf dem Sportmarkt politisch motiviert wären.

              Woher ARD und die EU ihre Daten haben, kann ich jedoch nicht einschätzen ;)

              • @Rüdiger1967:

                Die hatte ich auch gefunden, nur die zeigt mir ja nicht an was davor mal war. Deswegen aber ich die etwas ausführlichere genommen.



                Deswegen ja meine Frage zu den anderen Zeitpunkten ob es da auch irgendwelche angeblichen "Zusammenhänge" geben soll.



                Das die EU und Co. labern ist doch völlig klar. Nach denen gibt es auch kein Pushbacks an den grenzen der EU. Wir haben kaum Kriminalität, Korruption, oder auch der Tankrabatt würde ausschließlich der Bevölkerung zu Gute kommen etc. etc. Das sind für mich keine wirklich guten Quellen insbesondere wenn es um leicht "politisch motivierte" Daten geht.

                Natürlich sind die Vorkommnisse nicht wegzudiskutieren. Aber das ALLEIN Russland daran Schuld sei, oder in dem Falle Gazprom. Sorry vielleicht münzt man da auch jetzt ein wenig zuviel auf die "Machtmöglichkeit" Russlands. Denn wir oben schon geschrieben allein in D ist Norwegen und Russland bis 2015 gleichauf gewesen bei der deutschen Abnahme von Gas.

                • @Daniel Drogan:

                  Die Aussage stammt ja nicht nur von der EU sondern auch von zahlreichen Energieexperten.

                  Natürlich gibt es immer wieder mal Schwankungen bei den Preisen und bei den Lieferungen. Aber in diesen Daten sieht man ja sehr deutlich dass Ende 2021 etwas völlig außergewöhnliches passiert ist.



                  Die Aussage der Experten, dass Gazprom seine Handelstätigkeiten auf dem Spotmarkt eingestellt hat, sollte vermutlich leicht zu überprüfen sein.



                  Genauso wie die Aussage der Experten, dass dies einer der Haupttreiber für die steigenden Preise war. (Aber selbstverständlich auch nicht der einzige)



                  Da das Verhalten der Gazprom wirtschaftlich keinen Sinn macht und es keine technische Notwendigkeit hierfür gab, liegt es auf der Hand dass es politisch motiviert war.



                  Zumal der Effekt hiervon war, dass die Diskussionen um Nord Stream 2 intensiviert wurden und verstärkt die Reserven aus den Gasspeichern angezapft wurden.

                  Und nochmal:



                  Hier hat NIE jemand behauptet, dass alle Probleme der Welt allein von Russland geschaffen worden wären!



                  Es geht hier allein darum, wie Russland seine Marktmacht für politische Zwecke missbraucht hat und dass Russland bereits Monate vor Kriegsbeginn die Gaspreise in die Höhe getrieben hat.

                  Falls du der Meinung sein solltest, dass Russland eigentlich ein zuverlässiger Partner sei, oder dass Russland keinen oder nur einen geringfügigen Einfluss auf die Gaspreise haben sollte, würde mich mal deine Interpretation der Dinge interessieren:



                  Warum sonst hat deiner Meinung nach Gazprom Ende letzten Jahres sein Gasangebot derart eingeschränkt?



                  Und wenn es nicht am fehlenden Angebot aus Russland lag, warum genau sind dann deiner Meinung nach die Börsenpreise zum Jahresende derart explodiert?

                  • @Rüdiger1967:

                    Also weiterhin fehlen mir die Quellen, wann Gazprom angeblich was "zurückgefahren" oder gar "jetzt schon eingestellt" hat. Vielleicht können sie mir ja da noch aushelfen.



                    Mal eine entpsrechende Meldung von Gazprom selbst. Just August 2021:



                    gazprom-export-sal...ws/2538/index.html "Gazprom Increased Gas Exports by 23.2% in 2021" .." the company boosted its supplies to ..., Germany (by 42.2%),"



                    Somti ist es schwierig für mich aktuell erstmal irgendetwas dahinter zu vermuten. Und noch einmal wenn Russland für Deutschland nicht einmal 50% ausmacht, warum sollen sie angeblich für 80-90% des Preisversatzes verantwortlich sein.

                    Das durchaus Russland, ähm Gazprom, hier Kapazitäten zurückgeschraubt hat (was btw. die Erdöl-Liga seit Jahrzehnten schon immer wieder macht ;) ) verneine ich ja nicht, nur ich sehe darin keine alleinige schuld. Genauso wie angeblich für die Inflation jetzt maßgeblich der Ukraine-Krieg verantwortlich sein soll. Naja und manchmal noch China's Zoll/Hafenprobleme weil so ja die "Lieferketten" beeinträchtigt werden. Ein Schelm der böses dabei denkt ,das es just angeblich die zwei Staaten immer sind, die insbesondere für die Amerikaner ein Dorn im Auge sind bei besonders geostrategischer Politik.

                    • @Daniel Drogan:

                      Wieso schreibst du eigentlich die ganze Zeit, dass irgendwer Russland die alleinige Schuld geben würde?



                      Hier sehe ich niemanden der das tut.



                      Darauf habe ich im letzten Post auch nochmal explizit drauf hingewiesen. Trotzdem wiederholst du diesen Vorwurf schon wieder.

                      Also: Wer bitte schön gibt hier Russland die alleinige Schuld??

                      Ansonsten reden wir vom Verhalten Gazproms (das vom Kreml kontrolliert wird) im Herbst und Winter 2021. Was genau soll da eine Quelle aus dem August bitte aussagen?

                      Meine Quellen hatte ich bereits genannt: Mehrere Interviews mit Energieexperten in deutschen Nachrichtensendungen (insbesondere ARD) sowie diverse Aussagen von Politikern (insbesondere von der EU).

                      Man findet jedoch auch sehr leicht Internetquellen hierzu. Z.B. diese hier vom 14.10.21:



                      www.dw.com/de/l%C3...rocknen/a-59505598

                      Letztes Jahr kamen 55% des nach Deutschland importierten Gases aus Russland (Gazprom), der Anteil für Europa allgemein war extrem hoch:



                      ednh.news/wp-conte...mmt_a_72813339.jpg

                      Wenn Russland die Exporte kürzt, steigt automatisch der Börsenpreis. Zusammenhänge zwischen Lieferreduktionen und Preissprünge sind dabei nicht linear, dh. eine Reduktion von z.B. 10% kann dabei durchaus eine Preiserhöhung von weit über 20% verursachen.

                      Im Übrigen hast du meine beiden Fragen ignoriert:



                      Wenn es nicht politisch motiviert war, warum sonst hat deiner Meinung nach Gazprom letzten Herbst die Lieferungen gedrosselt?

                      Wenn du den Schlussfolgerungen der Energieexperten nicht glaubst, warum sonst kam es deiner Meinung nach Ende letzten Jahres dann zu diesen riesigen Preisexplosionen?

      • @Rüdiger1967:

        "Das war 3 Monate vor Kriegsbeginn und entsprechend auch 3 Monate vor Beginn der Sanktionen"

        JA!

        Das geht bei dem Ganzen unter: das massive Anstiegen des Gaspreises war, wie sich zeigte, kein Zufall, sondern Kriegsvorbereitung. Damals machte es keinen wirklichen Sinn, es sah wie grundlose Abzocke aus. Aber Putin ist eben nicht Stalin, der bis zum ersten Schuss brav seine vereinbarten Lieferungen erfüllt - als die Invasion begann, begann auch die Jahreszeit, in der die Nachfrage nach Heizgas einbricht. Also musste er 3 Monate früher handeln, um vorbereitend die öffentliche Meinung in der EU gegen "das System" aufzuheizen, mit einer scheinbar zusammenhanglosen Willkürmaßnahme - die aber, wegen des damals fehlenden außenpolitischen Kontextes, im Großen und Ganzen den Regierungen der betroffenen Länder angekreidet wurde.

        Vor Ende Februar 22 hat sich der Durchschnittsbürger ja für solche Feinheiten nicht interessiert, und wenn das Gas teuer wurde, dann waren automatisch "Scholz und die Grünen" (oder Macron, usw) schuld.