petition der woche: Stellt den Vögeln nicht das Wasser ab
Anlass der Petition Sparmaßnahmen in Hannover
Das wollen die Initiatoren Die abgestellten Brunnen wieder anstellen
Das wollen sie nicht Verdurstende Vögel
Wasser, Wasser, Wasser. In der Hitze des Sommers denken Menschen vor allem an Abkühlung. Doch das Land bereitet sich angesichts der apokalyptischen Prophezeiungen schon für den Winter vor und leitet Maßnahmen zum Energiesparen ein. Eine der ersten Städte, die Regeln einführten, war Hannover – und unter den ersten Kritikern waren Tierschützer.
Das Hauptproblem für die 3.626 Unterzeichner der von Susanne Gramberger initiierten Petition ist, dass im Rahmen der Sparmaßnahmen alle öffentlichen Brunnen abgestellt wurden. „Es ist mitten im Sommer, es ist brütend heiß und die Tiere leiden. Sie sind quälend durstig. Verzweifelt suchen sie nach einem Tropfen Wasser in den Brunnen, die außer Betrieb gesetzt wurden. Der Gedanke, Energie zu sparen, ist verständlich, aber für den Hochsommer eine ausgesprochen grausame und kurzsichtige Entscheidung“, schreibt sie.
Die Initiatorin behauptet, dass die Vögel, Eichhörnchen und Igel der niedersächsischen Landeshauptstadt ihr Trinkwasser an den zahlreichen Brunnen und Wasserspielen in der Innenstadt suchen, wo sie es bisher immer gefunden hätten. Aber der Oberbürgermeister Belit Onay (Bündnis 90/Die Grünen) rechtfertigt seine Schritte. „Die Lage ist unberechenbar, wie es gerade die letzten Tage gezeigt haben“, erläuterte er das Maßnahmenpaket zur Senkung des Energieverbrauchs. „Die Landeshauptstadt versucht dennoch, sich so gut es geht vorzubereiten.“
Neben den abgestellten Brunnen gehören zu den vor zwei Wochen eingeführten Maßnahmen: kein Warmwasser zum Händewaschen in Verwaltungsgebäuden, nur noch sicherheitstechnisch notwendige Verkehrsbeleuchtung, keine Nachtbeleuchtung des Neuen Rathauses, der Museen und Sehenswürdigkeiten, keine Beheizung der städtischen Bäder mit Gas und kein warmes Duschen mehr in Sporthallen, Schwimm- und Freibädern.
„Ich habe noch keine wütenden Anrufe, Mails oder sonstige Kontaktaufnahmen wegen kaltem Wasser der Schwimmbadduschen erhalten“, sagte vergangene Woche Axel von der Ohe, SPD-Politiker, Erster Stadtrat in Hannover und Teil des Krisenstabs Energieverbrauch. Die meisten Menschen sympathisierten mit den Maßnahmen, „weil die Situation ernst ist und sie mitfühlen und mitmachen“.
Die Tierschützerin Gramberger schlägt folgende Lösung vor: „Wenn es nicht möglich ist, die Brunnen in Betrieb zu halten, ist das Aufstellen von Tränken für die Tiere auch eine Möglichkeit. Oder Sie schalten die Brunnen erst im Herbst ab, wenn das Brunnenwasser nicht mehr die einzige Trinkmöglichkeit ist. Die Stadttiere verlassen sich darauf, an ihren vertrauten Orten Wasser zu finden“.
Die Petition ist noch nicht offiziell bei der Stadt eingebracht worden. Der Bürgermeister bestätigt aber auf Anfrage der taz, dass einzelne Beschwerden zu diesem Thema sehr wohl eingegangen sind und derzeit geprüft werden. Er lässt aber auch wissen: „Ungeachtet dessen ist die Aussage, dass es keine natürlichen Wasserquellen in der Stadt gibt, zumindest stark zugespitzt, wenn man die Flüsse Leine und Ihme sowie die citynahen Seen und Teiche berücksichtigt.“
Mal gucken, ob die Vögel die finden.
Pilar Safatle
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