Sexismus im Spitzensport: Layla spielt auch Fußball
Fußballerinnen beklagen die Recherche von Panorama und Süddeutscher Zeitung. Der Grund? Sexismus gibt es in jedem gesellschaftlichen Bereich.
A lles an dieser Meldung ist von Belang, wirklich alles: Die NDR-“Panorama“-Redaktion und die Süddeutsche berichten über sexistische Übergriffe unter anderem gegen die Profisportlerinnen, die derzeit bei der Europameisterschaft eine sensationelle Vorrunde gespielt haben.
Von Belang ist, dass die Spielerinnen von der gesamten Bandbreite berichten: Von der dumpfen Anmache eines Mannes, er wolle eine Spielerin „wegbügeln“. Über strukturelle Benachteiligungen, wie die, dass einem Frauenteam in der Bundesliga kein Entmüdungsbecken zur Verfügung steht, nur dem Männerteam. Oder die oft zu hörende Rede, da seien „Kampflesben“ unterwegs. Bis hin zu körperlichen Übergriffen wie dem Tatschen auf den Po.
Das ist die gesamte Bandbreite des geduldeten Sexismus, dem juristisch nicht beizukommen ist und der gesellschaftlich nicht sanktioniert, ja, weitgehend normal ist.
Es dürften nicht selten Sprüche und Übergriffe von Leuten sein, die sich als Opfer einer Meinungsdiktatur wähnen, wenn auf einer Kirmes nicht ihr Song über die „Puffmama Layla“ gespielt wird. Das wird man ja wohl noch grölen dürfen!
Der Meldung, dass auch Spitzensportlerinnen so angegangen werden, wohnt ein kleines So-what-Moment inne. Alle Frauen erleiden das, warum wird nur über die besten Fußballerinnen berichtet?
Sexismus gibt es in der sportlichen Variante
Dieser Gedanke mag naheliegend sein, richtig ist er nicht. Zum Ersten wird das Skandalisieren dieser Attacken ja nicht dadurch falsch, weil andere Übergriffe leider nicht öffentlich gemacht werden. Zum Zweiten haben die Fußballerinnen derzeit eine gute und große Öffentlichkeit, die ihre Kritik vielleicht wirksamer macht.
Und zum Dritten haben die konkreten Attacken, von denen die Spielerinnen berichten, ja oft auch ein spezifisches Sportmoment: Wenn es um etwas Körperliches wie Sport geht, wähnen sich Männer per se überlegen. Entsprechend herablassend wird über den Fußball, den Frauen spielen, gesprochen. „Frauenfußball ist wie Pferderennen. Nur auf Eseln“, zitiert eine Bundesligaspielerin einen der üblichen Dummsprüche.
Problematisch ist nur, dass die Berichte über den Sexismus, der Fußballerinnen gilt, nicht wirklich als Thema des Sports wahrgenommen wird. In der Berichterstattung gibt es immer noch die Unterscheidung zwischen dem schönen Sport einerseits, bei dem von Toren, Jubel und Rekorden berichtet wird – nicht selten mit dem sexistischen Unterton, das seien Erfolge „unserer Mädchen“ – und dem unschönen Sexismus andererseits, der doch mit Sport nichts zu tun habe.
Aber auch Fußballerinnen leben in der Wirklichkeit: Es gibt Sexismus in jedem gesellschaftlichen Bereich. Und der Sport gehört zu dieser Gesellschaft.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Die Regierungskrise der Ampel
Schnelle Neuwahlen sind besser für alle
Israelische Fans angegriffen
Gewalt in Amsterdam
Angriffe auf israelische Fans
Sie dachten, sie führen zum Fußball
+++ Nach dem Ende der Ampel +++
Habeck hat Bock
Auflösung der Ampel-Regierung
Drängel-Merz
Habecks Bewerbungsvideo
Kanzler-Era