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Sexismus im SpitzensportLayla spielt auch Fußball

Fußballerinnen beklagen die Recherche von Panorama und Süddeutscher Zeitung. Der Grund? Sexismus gibt es in jedem gesellschaftlichen Bereich.

An Kampagnen mangelt es nicht: Aktion Aktion der SGS Essen und des VfL Wolfsburg 2015 Foto: imago/foto2press

A lles an dieser Meldung ist von Belang, wirklich alles: Die NDR-“Panorama“-Redaktion und die Süddeutsche berichten über sexistische Übergriffe unter anderem gegen die Profisportlerinnen, die derzeit bei der Europameisterschaft eine sensationelle Vorrunde gespielt haben.

Von Belang ist, dass die Spielerinnen von der gesamten Bandbreite berichten: Von der dumpfen Anmache eines Mannes, er wolle eine Spielerin „wegbügeln“. Über strukturelle Benachteiligungen, wie die, dass einem Frauenteam in der Bundesliga kein Entmüdungs­becken zur Verfügung steht, nur dem Männerteam. Oder die oft zu hörende Rede, da seien „Kampflesben“ unterwegs. Bis hin zu körperlichen Übergriffen wie dem Tatschen auf den Po.

Die Spielerinnen beklagen die gesamte Bandbreite des geduldeten Sexismus, dem juristisch nicht beizukommen ist

Das ist die gesamte Bandbreite des geduldeten Sexismus, dem juristisch nicht beizukommen ist und der gesellschaftlich nicht sanktioniert, ja, weitgehend normal ist.

Es dürften nicht selten Sprüche und Übergriffe von Leuten sein, die sich als Opfer einer Meinungsdiktatur wähnen, wenn auf einer Kirmes nicht ihr Song über die „Puffmama Layla“ gespielt wird. Das wird man ja wohl noch grölen dürfen!

Der Meldung, dass auch Spitzensportlerinnen so angegangen werden, wohnt ein kleines So-what-Moment inne. Alle Frauen erleiden das, warum wird nur über die besten Fußballerinnen berichtet?

Sexismus gibt es in der sportlichen Variante

Dieser Gedanke mag naheliegend sein, richtig ist er nicht. Zum Ersten wird das Skandalisieren dieser Attacken ja nicht dadurch falsch, weil andere Übergriffe leider nicht öffentlich gemacht werden. Zum Zweiten haben die Fußballerinnen derzeit eine gute und große Öffentlichkeit, die ihre Kritik vielleicht wirksamer macht.

Und zum Dritten haben die konkreten Attacken, von denen die Spielerinnen berichten, ja oft auch ein spezifisches Sportmoment: Wenn es um etwas Körperliches wie Sport geht, wähnen sich Männer per se überlegen. Entsprechend herablassend wird über den Fußball, den Frauen spielen, gesprochen. „Frauenfußball ist wie Pferderennen. Nur auf Eseln“, zitiert eine Bundesligaspielerin einen der üblichen Dummsprüche.

Problematisch ist nur, dass die Berichte über den Sexismus, der Fußballerinnen gilt, nicht wirklich als Thema des Sports wahrgenommen wird. In der Berichterstattung gibt es immer noch die Unterscheidung zwischen dem schönen Sport einerseits, bei dem von Toren, Jubel und Rekorden berichtet wird – nicht selten mit dem sexistischen Unterton, das seien Erfolge „unserer Mädchen“ – und dem unschönen Sexismus andererseits, der doch mit Sport nichts zu tun habe.

Aber auch Fußballerinnen ­leben in der Wirklichkeit: Es gibt Sexismus in jedem gesellschaftlichen Bereich. Und der Sport gehört zu dieser Gesellschaft.

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Martin Krauss
Jahrgang 1964, freier Mitarbeiter des taz-Sports seit 1989
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