Datensammelnde Apps: Alle haben etwas zu verbergen

Wer die Privatsphäre schätzt, sollte auf die Nutzung vieler Apps verzichten. Quelloffene Apps zeigen datenschutz-freundliche Hintertüren auf.

Eine junge Frau hält ein Smartphone in der Hand

Obacht bei datensammelnden Apps! Open-Source Apps aus dem Store „f-droid“ bieten eine Alternative Foto: Fabian Sommer/dpa

In den USA löschen Frauen gerade reihenweise ihre Zyklus-Apps, weil die darin gesammelten Daten kompromittierend im Fall eines Schwangerschaftsabbruchs sein könnten. Gleichzeitig fordert eine Aufsichtsbehörde die App-Store-Betreiber Google und Apple auf, die Tiktok-App zu entfernen. Denn die sammle deutlich mehr Daten als bekannt: etwa die Such- und Browser-Historien und biometrische Daten von Fingerabdruck bis Stimme.

Die beiden Fälle haben nichts miteinander zu tun, aber trotzdem etwas gemeinsam. Denn sie zeigen zwei Dinge ganz eindrücklich. Erstens: Wir haben alle etwas zu verbergen. Jede und jeder Einzelne von uns. Vielleicht sind wir uns dessen nicht bewusst, vielleicht wollen wir erst morgen etwas verbergen, das wir heute ohne jeden Argwohn getan haben.

Oder dann, wenn sich der politische oder rechtliche Wind dreht – wie schnell das gehen kann, hat gerade in den USA das Supreme-Court-Urteil zu Abtreibungen gezeigt. Zweitens: Trau keiner App. Zumindest keiner, die nicht Open Source ist. Wobei selbst das leider nicht immer ein ausreichendes Kriterium ist. Siehe Telegram, bei dem vielen Nut­ze­r:in­nen nicht einmal klar ist, wann sie verschlüsselt und wann unverschlüsselt kommunizieren.

Aber für den oder die Standard-Nutzer:in ist Quelloffenheit wahrscheinlich immer noch der beste Anhaltspunkt. Schließlich haben sie keine Möglichkeit, mal eben den Traffic einer App zu analysieren und zu schauen, was da so alles wohin geschickt wird. Frustrierend? Absolut. Und noch viel frustrierender ist, dass die Verantwortung auf die Nut­ze­r:in­nen abgewälzt wird. Weil Regeln zu lasch sind oder nicht konsequent durchgesetzt werden oder beides.

So dass, wer nicht getrackt werden, aber dennoch digital unterwegs sein möchte, sich in die Welt der alternativen Betriebssysteme und quelloffenen Apps und Dienste reinfuchsen muss. Und den Ent­wick­le­r:in­nen danken kann, die diese in ihrer Freizeit programmieren und pflegen – zum Beispiel auf dem Open-Source-App-Store f-droid. Datenschutzfreundliche Zyklus-Apps gibt es dort übrigens auch. Deren Daten zu beschlagnahmen ist immerhin schwieriger als bei einem analogen Kalender.

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schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.

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