Spaltung im Profigolf: Putten in Disneyland
Die Spaltung der Golfwelt erhitzt die Gemüter. Der Grund: abgehalfterte Profis, die sich der saudischen LIV-Serie angeschlossen haben.
D ie Spaltung der Golfwelt erhitzt die Gemüter. Da fanden jetzt die US Open statt, aber viel mehr als über Überraschungssieger Matthew Fitzpatrick wurde über die Abtrünnigen geredet; die sich von der neuen Konkurrenz haben wegkaufen lassen in eine Disneyland-Turnierserie, die ein saudischer Staatsfonds finanziert mit Bergen an Petrodollars.
Sie spielen jetzt auf der LIV Saudi League; LIV steht dabei großkotzig für römisch 54, das wäre das Ergebnis, wenn man an jeder der 18 Bahnen ein Birdie spielen würde (noch nie passiert). Für die Geldgeber aus dem Land der Kashoggi-Mörderbande ist das der billige Versuch von Imagewashing: Wir, die großen Sportförderer. Für die Eingekauften ist es ein dicker Deal. Zweistellige Millionensummen nur als Antrittsgelder sind belegt. Tiger Woods, der weltwichtigste Profi, hätte, bestätigt, mehrere Hundert Millionen Antrittsgeld bekommen. Nur für ein Ja. Woods sagte Nein.
Die Empörung im Traditionsgolf ist groß – und bigott: Profigolf ist ohnehin verseucht von wachsenden Geldmengen. Jetzt aber zeigen die Superreichen den Reichen, welch arme Würstchen sie sind. Nur noch zweite Liga, trotz Sponsoren wie Rolex, die man bislang für potent hielt. Das schmerzt die Seele vehement. Und immer neue Namen machen die Runde, wer wohl noch abspringt. Die Stimmung ist entsprechend mies.
Die sich prostituierenden Profis werden mit Geld zugeschissen, gleichzeitig ist der sportliche Wert der LIV Series gering. Das erste Turnier in London im Juni war ein albernes Getue mit Fanfaren und Show. Immerhin bekamen die ZuschauerInnen, soweit bekannt, als Kulissenkombattanten keine Gagen.
Abwertung des Ryder-Cups
Auffällig, dass zu den neuen Freunden der Scheichs zumeist Leute gehören, die die größten sportlichen Ziele lange erreicht haben: Sergio García, Charl Schwartzel, Dustin Johnson, Patrick Reed oder der Besonders-weit-Schläger Bryson DeChambeau, alles frühere Major-Sieger wie auch Broeks Koepka. Der wechselte diese Woche die Seiten, nach langem Leugnen. Die vier Letztgenannten können sich weitere Ryder-Cup-Auftritte für die USA abschminken. Der Ryder Cup ist das gefeierte Highlight im Golfsport – und manchen Spielern offenbar plötzlich egal. Damit werten sie das spektakuläre Teamduell USA–Europa massiv für alle ab.
Das alte Establishment hat die Abtrünnigen von der US-PGA-Tour ausgeschlossen – und ist ansonsten ohnmächtig. Auch die europäische Golftour will mit Sperren reagieren. Das große Jubiläum der British Open (150. Austragung seit 1860) im Juli im traditionsbesoffenen St. Andrews in Schottland aber dürfen die Fahnenflüchtigen mitspielen, wie es am Mittwoch hieß. Die Gralshüter des Golfs glauben bockig, ihr heiliges Erbe sei gewichtiger als jede Verseuchung mit Ölkohle: „Offenheit ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Ethos und unserer einzigartigen Anziehungskraft.“ Bislang stimmte das auch.
Auch Martin Kaymer ist zum Saudi-Jünger geworden: der typische Fall eines Spielers, der in jungen Jahren große Erfolge hatte (zwei Major-Titel), seitdem aber nur noch mühsam Mitläufer war. Als solch ein Mitläufer hat man immer noch sein Auskommen, vor allem durch üppige Sponsorendeals: Kaymer etwa verkauft seinen Körper als Ausstellungsfläche für einen Herrenausstatter (eigene Modelinie). Jetzt formuliert er über die Saudi-Serie Eigentore wie: „Ich glaube an die Menschen dahinter.“ Leute wie Kaymer ärgern sich möglicherweise über unzumutbar steigende Kerosinpreise für ihre Privatjets.
Das erste Saudi-Turnier hat jemand gewonnen. Und der Letzte bekam auch noch 120.000 Dollar Loser-Preisgeld. Im Juli geht es nach Bedminster, New Jersey; das ist Donald Trumps Heimatplatz.
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