Notfallanruf bei der Polizei: H wie Hilfe

Kürzlich kletterten abends in unserer Kleingartensiedlung dunkle Gestalten über Zäune. Wir versuchten, die Polizei zu holen. Aber das klappte nicht.

Eine Polizei-Gummiente steht auf einem Schreibtisch in der Notrufzentrale der Polizeidirektion Oldenburg.

Nicht immer sprechen alle die gleiche Sprache: Blick in die Notrufzentrale der Polizei Oldenburg Foto: dpa / Sina Schuldt

Mein Kumpel Nedim hat meine Frau und mich mal wieder in seinen neuen Kleingarten im Parzellengebiet „Grün-Glückliches-Klein-Istanbul“ eingeladen, um mit uns zusammen gemütlich zu grillen. Gegen Abend fängt es an zu nieseln und wir flüchten in Nedims winziges Gartenhäuschen. Nach einer Weile fragt meine Frau Eminanim vorsichtig:

„Nedim, erwartest du noch weitere Gäste?“, und zeigt auf drei komische Typen, die in der Dunkelheit gerade über den Gartenzaun der Nachbar-Parzelle klettern.

„Nein, diese Einbrecher habe ich ganz bestimmt nicht eingeladen! Ich ruf sofort die Polizei“, zittert Nedims Stimme besorgt.

„Nedim, beeil dich bitte“, flehe ich ihn an.

„Hallo, ist dort die Polizei? Wir werden gleich überfallen! Drei Einbrecher sind bei uns im Garten!“, stammelt Nedim ängstlich. „Ich heiße Nedim Kömürcüogullari… Nein, nicht Cömürcüogullari, mit K. K wie Kommissar. Nein, nein, nicht Kömürkü, mit C! Erste ist schon K, aber zweite ist C!“

„Nedim, die sind fast hier, gib endlich die Adresse durch, verdammt!“

„Osman, was kann ich denn dafür? Er sagt, er muss erst mal meinen Namen richtig ins Protokoll nehmen, sonst kann er keinen Streifenwagen vorbeischicken!“

„Aber wenn die Polizei nicht sofort kommt, dann brauchen sie überhaupt nicht mehr zu kommen! Dann können die gleich den Gerichtsmediziner schicken!“, knurre ich.

„Nein, nein, kein U, sondern Ü. Also ein U mit zwei kleinen Punkten obendrauf“, fährt Nedim mit dem Alphabetisierungskurs für die Polizei fort.

„Bei Allah, Nedim, warum konntest du denn nicht einfach Ali heißen? Das können die Deutschen nach mittlerweile 50 Jahren perfekt! Wegen deinem bescheuerten Namen werden wir gleich alle das Zeitliche segnen“, schimpfe ich.

„Osman, du spinnst ja! Ali gibt es doch nicht als Nachnamen.“

„Nicht, dass ich lache! Und was ist mit Mohammed Ali?“

„Ja, genau: Kö-mür-cü! Nein, unter dem C gibt es keinen Haken. Nein, oben auch nicht, verdammt! Ein ganz nacktes C eben! Ein von allen Haken und Ösen und Punkten verlassenes, völlig einsames C! Ich weiß nicht, ob dieses arme C das überleben wird, aber wir werden den Abend mit Sicherheit nicht überleben“, jammert Nedim.

„Die springen rüber in unseren Garten!“, stottert Eminanim mit rot angelaufenem Gesicht.

Verzweifelt schnappe ich mir das Telefon: „Guter Mann, wenn Sie so ein Namenfetischist sind, dann schreiben Sie doch meinen Namen: Os-man… Nein, nicht Rossmann! Os-man! Bei Allah, wie kommen Sie denn jetzt auf Holzmann? Nein, nein, O, kein Ö. Mein O hat keine Punkte oben.“

„Leute, ihr könnt ruhig aufhören dem Bullen das Alphabet eintrichtern zu wollen. Die Einbrecher sind schon da“, stammelt Eminanim.

„Onkel Nedim hat mich und meine beiden Kumpels auch zu der Gartenparty eingeladen“, entpuppt sich einer der Einbrecher plötzlich als mein kommunistischer Sohn Mehmet.

„Mehmet, du Idiot, könnt Ihr denn nicht wie normale Menschen über die Straße kommen?“, brülle ich total böse und plumpse völlig entkräftet auf den Hoden.

Nein, nein, nicht mit H. Mit B! Ich plumpse völlig entkräftet auf den Boden!

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