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Berliner SzenenDie Sache mit der Wespe

Unser Autor hatte nie Probleme mit Wespen. Bis ihm eine in die Zunge sticht und er auf der Notaufnahme landet. Immerhin hat er nun eine gute Gschicht.

„Mund zu, es pikt!“ Foto: Michael Biehler/imago

V or vier Jahren wurde ich von einer Wespe in die Lippe gestochen, die unbemerkt in meine Mate-Flasche gekrabbelt war, und fand es schmerzhaft, aber auch amüsant. Es war ja nix passiert, ich sah für ein paar Tage etwas lustig aus und es war eine gute Gschicht.

Am ersten Junitag wurde ich nun von einer Wespe – oder Biene, denn eigentlich ist noch nicht Wespenzeit – auf die Unterseite der Zunge gestochen und fand mich gut eine Stunde später in der Notaufnahme des Urbankrankenhauses wieder. Bissi al­lergische Reaktion, zerknautschte Augen, rote Punkte auf den Armen, Kreislauf down, aber keine Atemnot oder so was. Es war übrigens nach über zwanzig Jahren in Neukölln und Kreuzberg meine Urban-Premiere und ich kann fortan nur Gutes über diese durchaus berüchtigte Notaufnahme berichten.

Dank Cortison und Antihistamin ging es mir nach ein paar Stunden, die ich zur Beobachtung blieb, besser. Ich konnte auch wieder wie ein normaler Mensch sprechen. Am nächsten Tag war rein gar nichts mehr zu spüren. Aber eventuell, so sagte es die Ärztin, werde ich jetzt zu einem Wespenstichallergiker und darauf hab ich ja mal gar keine Lust. Bisher war ich bei Wespen nämlich komplett angstfrei, habe sie fasziniert beobachtet und sie auch auf mir rumkrabbeln lassen, und das darf bitte auch so bleiben.

Passiert ist das Ganze übrigens, weil ich beim Radfahren gegähnt habe, gebt euch das mal bitte. Früher sagten meine Eltern manchmal zu mir „Mund zu, es zieht“, heute heißt es dann wohl „Mund zu, es pikt“. Vielleicht sollte ich beim Radfahren eine FFP-Maske tragen – andererseits, wie unwahrscheinlich, dass mir das jetzt noch ein zweites Mal passiert?

Und wie dämlich auch einfach, am Tag 1 vom Tankrabatt und vom Neun-Euro-Ticket das Rad zu nehmen, oder? Aber immerhin auch eine gute Gschicht.

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Michael Brake
wochentaz
Jahrgang 1980, lebt in Berlin und ist Redakteur der Wochentaz und dort vor allem für die Genussseite zuständig. Schreibt Kolumnen, Rezensionen und Alltagsbeobachtungen im Feld zwischen Popkultur, Trends, Internet, Berlin, Sport, Essen und Tieren.
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1 Kommentar

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  • Halleluja, das ist dann ja nochmal gutgegangen. In ähnlich vielen Lebensjahren wie beim Autor dieser "Gschicht" hat mich noch kein gestreiftes Insekt gestochen.

    Dafür fliegen mir beim Radfahren ab dem Frühjahr, wenn ich keine Brille trage, kleine Fliegen und ähnliches Getier in die offenen Augen. Immer. Und seien es auch nur 10 Minuten, weil ich die Brille zu Hause vergessen habe. Immer.

    Ja okay, das kann mit Stichen in Lippe und Zunge nicht ganz mithalten, dieses Phänomen begleitet mich dafür schon seit meiner fernen Kindheit. Interessiert wahrscheinlich niemanden, diese Geschichte, aber mir geht das seit Jahrzehnten so richtig auf den Keks. :( ;o)