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„Zum Teil noch kinderfeindlich“

Eine Diskussionsrunde erörtert die Vereinbarkeit von Kind und Kunst

Jenny Schäfer

Marcia Breuer43, ist bildende Künstlerin, Dozentin und Mitbegründerin der Initiative „Mehr Mütter für die Kunst“.

Interview Jan Zier

taz: Ist ein Leben als Künstlerin und Mutter heute immer noch quasi ein Widerspruch in sich, Frau Breuer?

Marcia Breuer:Nach wie vor ist das gesellschaftliche Bild von Künst­le­r*in­nen immer noch das von sehr unabhängigen Menschen, und es ist sehr männlich dominiert. Es ist das Bild eines Menschen, der nur der eigenen Kunst verpflichtet ist – und keine zeitintensive Verantwortung für andere zu tragen hat. Das ist eine althergebrachte Sicht, die aber fortbesteht. Die Kunstwelt ist zum Teil noch kinderfeindlich.

Deshalb haben Sie 2019 die Initiative „Mehr Mütter für die Kunst“ gegründet.

Ich hab schon kurz nach meinem Studium zwei Kinder bekommen und gemerkt, dass sich einem da viele Hürden in den Weg stellen, wenn man versucht, Kunst und Kinder unter einen Hut zu bringen. Es fehlt an Akzeptanz dafür, dass in einem Künstlerinnenleben auch Platz für Kinder ist. Es fehlt außerdem an entsprechenden Förderungen – viele Stipendien sind mit Familienarbeit nicht zu vereinbaren. Als Künstlerin mit Kind ist man von vielen Fördermöglichkeiten ausgeschlossen.

Haben Künstlerinnen mit Kind andere Probleme als andere Mütter, die auch erwerbstätig sein?

Zu der Arbeit an der Kunst kommt häufig noch ein ganz schnöder Broterwerb, um die Arbeit an der Kunst und die Familie überhaupt finanzieren zu können. Der Künstler arbeitet im Atelier, das finanziert aber oftmals nicht sein Leben. Am Ende steht deshalb oftmals eine Dreifachbelastung für die Frauen. Bei Künstlern, die Väter sind, fällt das in der Regel viel weniger ins Gewicht. Die werden auch seltener gefragt, ob sie Kunst und Kind unter einen Hut bringen können. Und sie haben oft jemanden, der die elterliche Sorgearbeit übernimmt.

Wird die immer noch zu sehr als störend für kreative Arbeit an der Kunst empfunden?

Kinder brauchen viel Zeit, die man ihnen auch gewähren sollte – und diese Zeit kann dann eben nicht in das kreative Arbeiten fließen. Künstlereltern gehen damit aber sehr kreativ um – sie müssen effizienter werden oder auch die eigene Arbeitsweise verändern.

Wie hat sich denn ihre eigene Kunst mit der Elternschaft verändert?

Ich war früher viel unterwegs, um andernorts zu fotografieren. Das fiel mit den Kindern natürlich flach. Also musste ich mir überlegen, wie ich meine Projekte anders realisieren kann – zum Beispiel von zu Hause aus. Ich inszeniere jetzt dort vermehrt Dinge, um meinen Ideen künstlerisch Raum zu geben.

Diskussion „After the Revolution, who‘s going to pick up the garbage on Monday morning?“; 29. 5., 15 Uhr, Stadtgalerie Künstlerhaus Lauenburg. Eintritt frei

Sie arbeiten ja heute auch als Dozentin. Liegt das auch an den Kindern?

Das ist ein ganz schnöder Broterwerb! Ich finde das aber sehr positiv, weil ich gerne unterrichte und so dicht an meinen Interessen bleiben kann.

Gibt es spezielle Stipendien für Künstlerinnen mit Kind?

Es gibt das Künstlergut Prösitz, die junge Bildhauerinnen mit Kind fördern. Und es gibt Stipendien, die mit einer geringfügigen Aufstockung etwa der Reisekosten aufwarten können – das war es dann aber auch schon beinahe. Da muss deutlich mehr passieren.

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