UN-Bericht zur Wüstenbildung: Der Erde gehen die Böden aus
40 Prozent der Landfläche weltweit sind geschädigt, warnen die Vereinten Nationen. Grund sei vor allem die landwirtschaftliche Praxis.
Der Report ist eine Art „IPCC-Bericht“, ein Bericht des Weltwüstenrats. Denn herausgegeben hat ihn die UN-Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD), die wie die UN-Klimakonvention und die UN-Artenschutzkonvention im Jahr 1992 beim Erdgipfel in Rio de Janeiro begründet wurde.
Hauptverantwortlich für den schlechten Zustand der Böden sei die Landwirtschaft, sagt UNCCD-Chef Ibrahim Thiaw: „Wir müssen dringend unsere globalen Lebensmittelsysteme überdenken, die für 80 Prozent der Entwaldung und 70 Prozent des Süßwasserverbrauchs verantwortlich sind und die größte Ursache für den Verlust der biologischen Vielfalt auf dem Land darstellen.“ Und diese Belastungen werden bei einem einfachen Weiter-so deutlich zunehmen.
In diesem Fall würden weitere 12 Prozent der Böden weltweit bis 2050 geschädigt, eine Fläche so groß wie Südamerika. Außerdem würden bis dann weitere 253 Milliarden Tonnen CO2 emittiert durch einen Verlust an Kohlenstoff in den Böden, die Rodung von Wäldern und die Trockenlegung von Feuchtgebieten. Das entspricht den aktuellen Emissionen in fünfeinhalb Jahren. Der Bericht kommt daher zu dem Schluss: „Ein Weiter-so ist kein gangbarer Weg für unser weiteres Überleben und unseren Wohlstand.“
Zwei Ansätze
Der Bericht beschreibt dann zwei Alternativen: Bei der ersten werden die Böden auf einer Fläche von 50 Millionen Quadratkilometer gezielt verbessert. Das entspricht gut einem Drittel der Landfläche unseres Planeten und ist das Fünffache der Fläche, die die Länder bislang wieder instand setzen wollen. Möglich wird das durch einen Verzicht aufs Pflügen, Bäume und Sträucher auf Feldern und Weiden, besseres Weidemanagement und Maßnahmen gegen Bodenerosion. Dadurch ließe sich die Fruchtbarkeit der Böden in den meisten Entwicklungsländern um 5 bis 10 Prozent verbessern. Außerdem würden die Böden und die Bodennutzung zu einer Netto-CO2-Senke.
Trotz einer weiteren Abnahme der Waldfläche wird in den Böden und der Vegetation Kohlenstoff im Gegenwert von 62 Milliarden Tonnen zusätzlich gespeichert. Wegen der Ausweitung des Landwirtschaftslands und der Städte würde die Artenvielfalt allerdings immer noch abnehmen.
Bei der zweiten Alternative werden zusätzlich zur ersten 4 Millionen Quadratkilometer unter Schutz gestellt – Gebiete mit besonders großer Artenvielfalt und Gebiete, die eine besondere Bedeutung für die Wasserregulierung oder andere „Ökosystemdienstleistungen“ haben. Diese Ausweitung der Schutzgebiete um die Fläche Indiens und Pakistans würde allerdings zu Lasten der Nahrungsmittelproduktion gehen. Auf dem verbleibenden Landwirtschaftsland müssten daher die Erträge um 9 Prozent gesteigert werden und Nahrungsmittel würden teurer.
Ohne Geld geht es nicht
Für das Klima wäre es hingegen ein großer Vorteil. Im Vergleich zu einem Weiter-so würde Kohlenstoff im Gegenwert von 304 Milliarden Tonnen zusätzlich gebunden. Das entspricht den aktuellen globalen Emissionen von knapp sieben Jahren. Die Artenvielfalt nähme allerdings dennoch ab, wenn auch um ein Drittel weniger als bei einem Weiter-so.
Billig sind die beiden Alternativen allerdings nicht. Schon die Wiederherstellung von 10 Millionen Quadratkilometern kostet rund 160 Milliarden Dollar pro Jahr. Eine Schätzung für die Kosten bei einer Verfünffachung dieser Fläche liegt aber nicht vor. Trotzdem wäre es gut investiertes Geld: Die Autoren schätzen, dass für jeden investierten Dollar ein Nutzen von 7 bis 30 Dollar erzielt wird.
Thiaw sagte denn auch: „Investitionen in die großflächige Wiederherstellung von Land sind eine Win-win-Lösung. Es ist ein Gewinn für die Umwelt. Es ist ein Gewinn für das Klima. Es ist ein Gewinn für die Wirtschaft und für den Lebensunterhalt der lokalen Gemeinschaften.“
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