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Nach den Gesprächen in IstanbulEinigung in weiter Ferne

Kommentar von Barbara Oertel

Kiews Skepsis gegenüber Moskaus angekündigtem Teilrückzug ist berechtigt. Denn an Russlands Kriegszielen hat sich nichts geändert.

Der Weg zu einer Übereinkunft ist lang: Panzersperre in einem Außenbezirk von Kiew Foto: Rodrigo Abd/ap

D ie nordukrainische Stadt Tschernihiw unter Dauerbeschuss, der Abzug einiger Truppen aus dem Großraum Kiew, die dann in den Osten geschickt werden: So sieht sie aus, Moskaus Reduzierung militärischer Aktivitäten in der Ukraine, die Russland nach den Istanbuler Gesprächen am Dienstag angekündigt und der Öffentlichkeit als „vertrauensbildende Maßnahme“ zu verkaufen versucht hatte. Wer an solchen hanebüchenen Unsinn glaubt, sollte lieber ein Märchenbuch zur Hand nehmen. Von „diplomatischen“ Fortschritten kann keine Rede sein.

Deshalb ist die Skepsis der ukrainischen Seite berechtigt. Denn an dem eigentlichen Kriegsziel des Kreml, wenngleich der mangels militärischer Erfolge seine Gewinnerwartung reduzieren muss, hat sich nichts geändert: Vernichtung des „Feindes“ nebst der dauerhaften Kontrolle über den gesamten Donbass sowie einiger Regionen im Süden der Ukraine.

Aber auch die Umsetzung der nachvollziehbaren Forderungen Kiews wirft Fragen auf. Es braucht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie künftig internationale Sicherheitsgarantien für eine neutrale Ukraine durchgesetzt werden sollen. Mit Waffenlieferungen und ansonsten vornehmer Zurückhaltung dürfte es nicht getan sein.

Derweil versucht Russland in Luhansk und Donezk weiter Fakten zu schaffen, wobei die örtliche Bevölkerung es angeblich nicht erwarten kann, endlich in die russische Welt zurückgebombt zu werden. Sollte wenigstens diese feindliche Übernahme in Gänze gelingen, dürfte sich Moskau kaum, wie von Kiew zur Bedingung gemacht, zu Verhandlungen über diese Gebiete bereit finden.

Doch den Donbass kampflos aufzugeben, ist für den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski keine Option. Dafür ist der Preis bereits zu hoch, den das Land und seine Menschen entrichtet haben. Aber auch der Druck auf Russlands Führung wächst – jetzt auch von denjenigen, für die jeder Kompromiss mit Kiew ein Verrat an Russland wäre. Wie heißt es so schön aus Moskau? Der Weg bis zu einer Übereinkunft ist noch lang. Wohl wahr. Und mit vielen Leichen gepflastert.

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Ressortleiterin Ausland
Geboren 1964, ist seit 1995 Osteuropa-Redakteurin der taz und seit 2011 eine der beiden Chefs der Auslandsredaktion. Sie hat Slawistik und Politikwissenschaft in Hamburg, Paris und St. Petersburg sowie Medien und interkulturelle Kommunikation in Frankfurt/Oder und Sofia studiert. Sie schreibt hin und wieder für das Journal von amnesty international. Bislang meidet sie Facebook und Twitter und weiß auch warum.
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2 Kommentare

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  • nech, alle reagieren mit Erwartungen auf die Nachricht: Putin kündigt nachlassende Aggression an.



    und sind dann z.B. in der tagesschau enttäuscht:



    "Nach ukrainischen Angaben dauert der russische Beschuss an - entgegen russischen Versprechen"



    Aber ihr habt es uns doch versprochen!



    Die Kriegsziele des FSB-Regimes sich ausgebreitet klar machen. Er wird 20 Jahre so weiter machen. Bis zu Putins Tod.

  • Qualitätscheck: Moskau hat nicht zugesagt, seine militärischen Aktivitäten in der Ukraine zu reduzieren. Nur in der Gegend Tschernihiw und Kiew.



    Man sollte schon korrekt berichten, was ist.



    Und auch der Gedanke, Russland sei "gescheitert" ist eher Wunschdenken. Gescheitert ist der Versuch, ohne lange vorbereitende Beschießungen (Shock and Awe, wie es die Amis im Irak gemacht haben) einen chirurgischen Enthauptungsschlag gegen Kiew zu führen. Die Strategie, mittels "Manpads" die Städte in Todesfallen für die Russen zu verwandeln wird aber auch nicht aufgehen, die Russen haben in Afghanistan gesehen, wie gefährlich diese Waffen sind.



    Ich fürchte, die Russen werden die schweren Geschütze rausholen und dann Shock and Awe nachholen. Gott schütze die Ukrainer.