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Gemeingut statt Privateigentum

Initiativen vergeben Ackerflächen dauerhaft an Ökobetriebe

Wie können ökologisch wirtschaftende Betriebe auf Dauer landwirtschaftliche Flächen nutzen, ohne Angst haben zu müssen, dass sie an finanzstärkere Bewerber verkauft oder verpachtet werden? Mit dieser Frage hat sich Clemens Engl in seiner kürzlich vorgelegten Masterarbeit „Gemeingut Boden. Neue Wege in der Landwirtschaft“ im Fach Wirtschaft an der anthroposophisch orientierten privaten Alanus Hochschule Alfter auseinandergesetzt. Dafür hat er die Satzungen von neun Organisationen unter die Lupe genommen, die den Verkauf an renditeorientierte Anleger verhindern und landwirtschaftliche Flächen in Gemeinbesitz überführen wollen. Dazu gehören zwei GmbHs (Gemeinnützige Landbauforschungsgesellschaft Sottorf, Ackersyndikat), zwei Stiftungen (Edith Maryon, Aktion Kulturland), eine Kommanditgesellschaft (Allmende-Land-Projekt), zwei Genossenschaften (BioBoden, Kulturland), ein Verein (Allmende) und eine Aktiengesellschaft (Regionalwert Freiburg). So haben beispielsweise bei BioBoden 5.600 Mitglieder Anteile gekauft – Geld, das in den Kauf von 4.100 Hektar Land geflossen ist, das Bio­höfen zur Verfügung gestellt wurde.

Engls Fazit: Eine dauerhafte Sicherung des Bodens für die ökologische Landwirtschaft ist unabhängig von der Rechtsform der Organisationen möglich. Vorbildlich seien die LFG Sottorf, das Ackersyndikat, die Stiftung Aktion Kulturland und die BioBoden Genossenschaft, da dort mindestens 75 Prozent der Mitglieder einem Verkauf von Grund und Boden zustimmen müssen und auch im Falle einer Auflösung die Flächen nicht in Privatbesitz fallen, sondern an gemeinnützige Organisationen überführt werden. Neben der verlässlichen Sicherung des Bodens als Gemeingut hat Engl weitere Punkte wie die Projektautonomie der Höfe oder die Art der Finanzierung und mögliche Neuaufnahmen analysiert – Kriterien, die für Landwirte ebenfalls von Bedeutung sind.

Die Bodenpreise für landwirtschaftliche Flächen sind in Deutschland stark gestiegen, laut Statistischem Bundesamt von 9.805 Euro (2008) pro Hektar auf 26.777 Euro (2020). Die Pachtpreise für Acker- und Grünland haben sich von 2010 um 62 Prozent auf durchschnittlich 329 Euro pro Hektar im Jahr 2020 erhöht. Das Bundeslandwirtschaftsministerium warnte 2020: „Gerade Junglandwirte und Existenzgründer haben kaum noch Zugang zu bezahlbaren Ackerflächen. Das gefährdet die Zukunft der Landwirtschaft.“ Joachim Göres

Die Masterarbeit kann beim Autor angefordert werden: clemens.engl@mailbox.org

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