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Vom Schloss zum Humboldt-Forum

Wo die außereuropäischen Kulturen präsentiert werden sollen, wächst derzeit noch Gras

BERLIN taz | Das Berliner Schloss, bis 1918 Residenz der Hohenzollern, ließ SED-Chef Walter Ulbricht 1950 als „Symbol des preußischen Militarismus“ abreißen. Sein Nachfolger Erich Honecker bebaute die Fläche an der Spree 1976 mit dem Palast der Republik, der 1990 wegen Asbestverseuchung geschlossen wurde. Bereits 1992 gab es Forderungen, das Schloss wieder aufzubauen. Zwei private Initiativen wurden zu diesem Zweck gegründet. Im Jahr 2002 beschloss der Bundestag, den Palast abzureißen und das Stadtschloss als „Humboldt-Forum“ wieder aufzubauen.

Bund, Land Berlin und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz entschieden sich für eine Nutzung als Museum der Außereuropäischen Kulturen, als Bibliothek und als Ort für die Sammlungen der Humboldt-Universität. Zudem sollte die Fassade in der barocken Formensprache rekonstruiert werden. Dieses Pläne, insbesondere die Fassade, waren höchst umstritten.

Dennoch startete 2007 der Architekturwettbewerb. Gleichzeitig legte der Haushaltsausschuss des Bundestages die Gesamtkosten auf maximal 552 Millionen Euro fest. Zudem verpflichteten sich die privaten Initiativen, Spenden von insgesamt 80 Millionen Euro aufzubringen. Nach eigenen Angaben hat der „Förderverein Berliner Stadtschloss“ bisher erst 11 Millionen Euro gesammelt.

Im Herbst 2008 entschied eine Jury, den ersten Preis an das Architekturbüro Francesco Stella aus Vicenza zu vergeben, das sich für eine weitgehend originalgetreue Rekonstruktion entschieden hat. Bis zum geplanten Baubeginn 2010 ist die Fläche nun begrünt. Das Forum soll nach Angaben des zuständigen Ministers Tiefensee nach dreijähriger Bauzeit eröffnet werden. Die gestrige Entscheidung dürfte jedoch den Zweiflern Recht geben, die die Finanz- und Zeitplanung für viel zu optimistisch halten.

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