Querdenker-Rap mit Xavier Naidoo: Die Rapbellion fällt aus
Im April wollte die Hip-Hop-Formation Rapbellion um Xavier Naidoo in Hamburg ihr erstes Konzert geben. Es findet nicht statt.
D ie „Rapbellion“ ist ausgefallen. Am 8. April hatte das „erste offizielle Konzert“ der gleichnamigen Hip-Hop-Formation um Xavier Naidoo als „private Veranstaltung“ in Hamburg stattfinden sollen. Eintritt nur nach Gästeliste, Preis 12,50 Euro. Auf einem Plakat werden elf Musiker aus dem Projekt der selbsternannten „kritischen Stimme des Hip-Hop“ angekündigt. In einem Telegram-Kanal der Hamburger „Querdenker“- und Corona-Leugnungs-Bewegung wurde das Event beworben. Inzwischen scheint die Werbung gelöscht worden zu sein.
Der Ukraine-Krieg ist in dem Hamburger Kanal längst das Thema – und zwar mit klaren Aussagen. „Unbedingt“ geteilt werden soll ein langer Eintrag, in dem schon die Überschrift auf den Punkt kommt: „!!Rothschild – Seine Privatarmee die Nato – und die NWO am Ende!!“ Im antisemitischen Kanon steht der Name „Rothschild“ synonym für jüdische Einflussnahme in Hintergrund. „NWO“ steht für eine „neue Weltordnung“, von der behauptet wird, dass „die Juden“ sie anstrebten. Putin wird „als Bekämpfer der NWO“ gewürdigt und der Angriffskrieg gegen die Ukraine als „verteidigungspolitisch absolut korrekt“ gelobt.
Diese Aussagen sind nicht weit weg von Naidoos Einträgen in seinen vielen Telegram-Kanälen: Die ukrainische Seite unterlaufe humanitäre Korridore, heißt es da. Fast 450 Zivilisten seien von „Neonazis“ festgenommen worden, als sie die Region Sumy verlassen wollten. Von Mächten im Hintergrund hatte Naidoo mit antisemitischem Vokabular schon vorher gesprochen.
Naidoo und seine Kollegen bei den „Rapbellions“ inszenieren sich als Verkünder der Wahrheit. „Die Deutschrap-Szene ist bisher weitgehend still und äußert sich nicht zu den gesellschaftlichen, politischen und sozialen Geschehnissen“, erklären sie auf ihrer Website. „Etablierte Rapper aus der Hip-Hop-Szene schweigen.“
Der Hit der Rapbellions „Ich mach’ da nicht mit“ propagiert eine Fundamentalopposition: „Ich mach’ da nicht mit, denn ich bin nicht down mit der Maskenpest. Fick deine Diktatur. Der Teufel, der Mörder hinter Tausenden Waffentests. Digga, was willst du tun, wenn dieser Schlauch deine Atmung schwächt? Nimm deinen Okkultismus und ich leg’ ihn unter den Christus. Dieser bunte Faschismus macht mich krank wie diese Tunten im Business.“ Oder: „Fuck NWO und bewahr’ mein Gesicht.“ Oder: „Sag mir, ist das nicht ein Witz, dass ein Haufen Psychopathen beinah’ die gesamte Menschheit einfach nebenbei versklaven? Ich steh’ außerhalb der Matrix, die Hälfte hier spürt gar nichts.“
Auf der Website der „Rapbellions“ wird das Live-Event noch beworben. Doch in den Kasematten am Alsterglacis weiß man nichts von dem angekündigten Auftritt. „Uns ist ein Event ‚Rapbellions‘ nicht bekannt“, antwortete der Verantwortliche für die Planung und Durchführung von Events der taz. „Wir hatten eine Konzertanfrage für den 8. April eines Künstlers“, teilte der Manager mit, doch zu einem Vertrag sei es nicht gekommen.
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