Israel-Palästina-Konflikt: Ost-Jerusalemer Wohnhaus abgerissen
Die israelische Polizei hat das Haus der Salahiyas geräumt und demoliert. Laut Anwalt der Familie lief dagegen noch ein Berufungsverfahren.
BERLIN taz | Nach jahrelangem Rechtsstreit hat die israelische Polizei das Haus der Familie Salahiya im umkämpften Viertel Sheikh Jarrah in Ost-Jerusalem geräumt und abgerissen. Die Aktion begann bereits am Montag unter Protesten, in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch drang die Polizei schließlich in das Haus ein. Die Nichtregierungsorganisation Ir Amim berichtete auf Twitter, dass über 100 Polizist*innen im Einsatz gewesen seien, außerdem sei der Strom abgestellt und die Gegend abgeriegelt worden.
Laut der israelischen Zeitung Ha’aretz wurden 18 Menschen festgenommen. Der Anwalt der Familie, Walid Abu Thaya, betonte, dass zum Zeitpunkt der Räumung noch ein Berufungsverfahren lief. Die Jerusalemer Stadtverwaltung hatte 2017 angekündigt, das Land zugunsten eines Schulbaus zu enteignen, die Familie klagte dagegen.
Sheikh Jarrah ist immer wieder in den Medien. Das Viertel wird mehrheitlich von Palästinenser*innen bewohnt. Meist sind es private Siedlerorganisationen, die Räumungsklagen gegen die dort Lebenden anstrengen. Sie berufen sich darauf, dass einige der Häuser vor 1948 von Jüd*innen bewohnt waren und erst während der jordanischen Besatzung von 1948 bis 1967 an die heute dort lebenden palästinensischen Binnenflüchtlinge übertragen wurden.
Der Fall der Familie Salahiya ist aber besonders: Ihr Grundstück soll Teil einer Fläche sein, die dem früheren Großmufti von Jerusalem gehört habe. Israel hatte es auf Basis des „Gesetzes über den Besitz von Abwesenden“ konfisziert. Laut Ir Amim sind etwa 300 Palästinenser*innen in dem Viertel von Räumungsklagen bedroht.