piwik no script img

Regionalwahlen in IndienAsha Singh kandidiert

Trotz Widerstand kandidiert eine 55-jährige fürs Regionalparlament im Bundesstaat Uttar Pradesh. Die Aktivistin kämpft dabei auch für ihre Familie.

Asha Singh bewirbt sich um einen Sitz im Regionalparlament Foto: Telegraphindia.com

Mumbai taz | Eine Frau hat in Indiens bevölkerungsreichstem Bundesstaat Uttar Pradesh in den vergangenen Tagen viele überrascht: Asha Singh. Die 55-Jährige tauchte in der Wahlliste der Kongress-Partei für einen Sitz im dortigen Regionalparlament auf. Sie ist die Mutter der Überlebenden einer Gruppenvergewaltigung im nordindischen Unnao von 2017. Bekannt wurde der brutale Fall, nachdem ihre Tochter 2018 versucht hatte, sich vor der Residenz des Ministerpräsidenten der regierenden BJP anzuzünden, um auf die Untätigkeit der Polizei aufmerksam zu machen. Landesweite Proteste folgten.

Ein Jahr darauf wurde einer der Straftäter, der mittlerweile ausgeschlossene BJP-Abgeordnete Kuldeep Singh Sengar, wegen Entführung und Vergewaltigung der damals Minderjährigen verurteilt. Noch bevor es dazu kam, wurde Familie Singh erneut angegriffen: Nach der Attacke wurde Asha Singhs Ehemann verhaftet. Er starb in Polizeigewahrsam.

„Ich brauche politische Stärke, um weiter gegen die Monster zu kämpfen“, sagte Asha Singh der Zeitung The Telegraph. Ein Verwandter befinde sich aufgrund falscher Anschuldigungen noch in Haft, sagte sie. Singhs jüngste Tochter bekräftigte, dass ihre Mutter für Gerechtigkeit kämpfen werde und sich für die Mittellosen in Unnao Sadar einsetze.

Singh sagte, dass ihre Familie weiter bedroht werde. Die BJP und die Regierung sympathisierten immer noch mit dem Verurteilten Sengar und betrachteten sie als ihren Feind. „Sie versuchen sich in unser Wahlkampfteam einzuschleichen und uns Schaden zuzufügen“, äußerte sich die betroffene Tochter, die ihren Namen nicht öffentlich macht. Erst wollte sich die 19-Jährige selbst für das politische Amt bewerben, doch nun fiel die Wahl auf ihre Mutter.

Mehrere Kämpfe auf einmal

Asha Singh ist eine von gleich 50 Kandidatinnen, bei insgesamt 125 Namen auf der Liste. Dabei ist es in Uttar Pradesh schlecht um Frauen(rechte) bestellt. Familie Singh bat die Generalsekretärin der Kongress-Partei, Priyanka Gandhi, bei einem Treffen nach einem Platz auf der Wahlliste. Gandhi hatte sich bereits in der Vergangenheit für die Familie eingesetzt.

Viel Zeit bleibt Asha Singh aber nicht, um Stimmen zu gewinnen. Der Wahltermin für Unnao ist bereits für Februar angesetzt. Erschwert wird der Wahlkampf durch die Bedrohungslage, der die Singhs immer noch ausgesetzt sind. Und das, obwohl ihr Angreifer Sengar zusätzlich wegen des Mordes an Singhs Mann angeklagt wurde und eine lebenslange Haftstrafe absitzt.

So führt Asha Singh mehrere Auseinandersetzungen auf einmal: Sie möchte sich gegen den amtierenden BJP-Kandidaten durchzusetzen und ihren ewigen Kontrahenten Sengar in Schach halten. Doch so wie sie mit ihrer Familie gegen alle Widerstände an diesen Punkt gekommen ist, wird es nicht leicht, die Überraschung in einen Wahlsieg zu verwandeln.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!