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„Tatort“ aus MünsterZu viele Zufälle im Kindergarten

Ein bisschen viele Zufälle und Flashbacks. Den neuen Tatort aus Münster muss man wie immer mögen, eine Leiche gibt es aber immerhin.

Hat Thiel was mit dem Toten zu tun? Oh ja! Foto: ARD

Jetzt habe ich mich zwei Jahre lang drumherum gemogelt und lieber ZDF-Samstagabend-Krimis statt den Sonntags-„Tatort“ aus Münster besprochen. Doch nun hat es mich erwischt, und was soll ich sagen: Ich hab es überlebt. Muss daran liegen (zwinker, zwinker), dass es ein Jubiläumsfilm ist, denn die wohl beliebtesten TV-Ermittler dieses Landes haben mit „Des Teufels langer Atem“ ihren nun schon 40. Fall zu knacken.

Der Film

Münster-„Tatort“: „Des Teufels langer Atem“, So., 20.15 Uhr, ARD

Der beginnt schön schräg mit einem Blackout: Der sympathische Kommissar Thiel (Axel Prahl) wacht in einem Hotelzimmer auf und kann sich an überhaupt nichts erinnern. Dann sehen wir ihn volltrunken mit Professor Boerne (Jan Josef Liefers), dem narzisstischen Pathologen, telefonieren. Thiel weint und wirkt echt verwirrt, auch am Morgen danach. Und Vadders Taxi ist verschwunden, dafür sitzt ein Plüsch-Koala an seinem Bett …

Boerne ist fasziniert von Thiels Amnesie und begleitet ihn bei der Spurensuche. Und die führt schnurstracks zu einem Toten. Boerne will der Spurensicherung seine (sicher unentbehrlichen!) Dienste anbieten. Herrlicher Dialog zwischen den beiden Kolleginnen, die schon über dem Toten knien: „Oh mein Gott!“, sagt die eine: „Wer ist das?“, fragt die andere. „Das Grauen!“, lautet die Antwort. Viel mehr müsste man nicht hinzufügen.

Bei dem Toten handelt es sich um Arne Hartnack, Thiels Ex-Chef aus seiner Zeit bei der Hamburger Mordkommission; ist lange her. Thiel hatte ihn damals des Mordes überführt und ins Gefängnis gebracht. Jetzt liegt er tot im Wald, niedergestreckt mit, man verrät damit nicht zu viel: Thiels Dienstwaffe. Und die ist verschwunden. Und so weiter und so fort. Einmal wirft eine Ermittlerin ein: „Das sind ja ein bisschen viele Zufälle!“ Später sagt sie auch noch: „Was für ein Kindergarten!“ Wie recht sie doch hat.

Klamauk mögen

Dazu gibt es Flashbacks von Thiel, der einem echt leid tun kann; auch wegen der Sache mit Vaddern. Und halt immer wieder dieses so aufgesetzte wie altbacken wirkende, gockelhafte Geplänkel rund um den bornierten Boerne. Schade aber auch, dass in diesem Jubiläumsfall die beiden eigentlichen Stars nur kleine Parts haben. Staatsanwältin Klemm (Mechthild Großmann) und Pathologin Haller (Christine Urspruch) würde ich zu den Hauptermittlerinnen machen.

So aber ist das nicht mein Geschmack. Aber, wie eine gute Freundin aus Schwerin letztens meinte: „Ich mag den Klamauk!“ Mit der Meinung ist sie komischerweise echt nicht allein.

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