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KANZLER-DUELL, NORDKOREA, ABOANGEBOT, SPRINGER-AKADEMIEZu doof für Deutschland

berichtet jeden Mittwoch von der MEDIENFRONT Feldpost? kriegsreporterin@taz.de

SILKE BURMESTER

Liebe taz-Medienredaktion, was war das für ein scheiß Sonntagabend!?! Da hat man es sich nach getaner Arbeit in seinem Schützengraben gemütlich gemacht und dann das: Staatsfernsehen, Einheitsprogramm, wohin man schaut! Nordkorea könnte es nicht besser machen. Nur, dass der deutsche Zuschauer sich fragen muss, warum er sich diesen Mist bieten lässt, bei dem es vorgeblich um Inhalte, in Wahrheit aber um das Potenzgebaren der Sender und die Eitelkeiten ihrer Ankerleute geht.

Wieso – das jetzt mal als offene Frage – sollten vier Sender zeitgleich das Gleiche ausstrahlen? Oder bin ich unzureichend informiert, gibt es das noch irgendwo im Land, ein armes Ömchen, das Sat.1, nicht aber die ARD, das ZDF und RTL empfangen kann? In Klanxbüll etwa? Oder in Hoddebülldeich? Wer mir das erklären kann, ohne dass ich einen entkräftenden Einwand finde, bekommt eine Riesendose Haribo.

Aber nicht nur die Sender machen aus der Wahl ein Profitspektakel, auch die Printmedien hängen sich dran wie Zecken an einen Hund. Die Zeit zum Beispiel gab einen Fragebogen aus, um zu erfahren, ob man sich ausreichend und gut informiert fühlt. Auch die FAZ würde gern einen Zipfel von der Wahlwurst bekommen, ist aber zu doof, vernünftig zu fragen. Das Feldtelefon klingelt und ich lehne das unglaublich günstige Aboangebot ab. Dann fragt die Callcenterin, ob ich noch drei kleine Fragen beantworten könne. Zu wissen, was den Feind interessiert, bedeutet, mehr zu verstehen, wie er tickt. Ich sage: „Schießen Sie los!“ Ob ich schon wisse, was ich wählen würde, soll sie erkunden. Dann, wie ich es fände, dass ein Komiker als Kanzler kandidiere. „Aber das tut ja keiner!“, sage ich. „Ja, das stimmt“, sagt die Callcenterin, aber wie ich das denn fände. Ich bin entsetzt. Die ewige Elite ist nicht in der Lage, die Frage inhaltlich richtig zu stellen. „Ich kann darauf nicht antworten“, sage ich. „Das ist immerhin die FAZ. Ich finde, ich kann von der FAZ eine korrekte Frage verlangen!“ Ich schlage vor, dass sie wieder anruft, wenn das Feuilleton der Marketingabteilung den Fragebogen überarbeitet hat. Sie lacht, willigt ein und legt auf.

Ganz nah dran an allem ist auch die Springer-Elite. Die Schüler der Axel-Springer-Akademie lernen von nun an investigative Recherche an der Columbia University. Im Austausch kommen New Yorker Studenten nach Deutschland.

Aber wohin? Zur Axel-Springer-Akademie? Was sollen die da lernen – „Verstoß gegen die Menschenwürde“? „Verletzung der Persönlichkeitsrechte“ und „unangemessen sensationelle Berichterstattung“? – jene Disziplinen, in denen Bild und Bild.de aktuell wieder glänzen? Immerhin haben die Springer-Töchter drei von sechs öffentlichen Rügen des Deutschen Presserates auf ihrem Konto verbuchen können. Das schafft nicht jeder.

Und mit dieser Erkenntnis zurück nach Berlin!

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