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Neues Album von Joan as PolicewomanMagie des Augenblicks

„Joan As Policewoman“ spielt mit Dave Okumu und Tony Allen die Jamsession „The Solution Is Restless“ als klassisches Trioalbum ein.

Könnte eine Pilates-Übung sein: Joan as Policewoman bereit für eine Jamsession Foto: Lindsey Byrnes

Dass Musik wie eine Jam-Session klingt, ist selten als Kompliment zu verstehen – im Fall von „The Solution Is Restless“ aber schon. Das Album beruht auf einer Session von US-Popstar Joan Wasser alias Joan As Police Woman, der nigerianischen Drum-Legende Tony Allen und dem US-Jazz-Produzenten Dave Okumu (sonst bei der Band The Invisible).

Wasser hatte im Lockdown, der sich zwischen der Session und der Veröffentlichung ereignete, an den Stücken weitergefeilt: sowohl, was die Musik anbelangt, als auch die Texte. Auf feingliedrige, warm klingende Weise scheint der improvisatorische Charakter bei den zehn Songs aber immer noch durch: Nach dem etwas zu mäandernden zwölfminütigen Auftakt „The Barbarian“ bleiben die Songs aber im Fokus.

„The Solution Is Restless“ klingt daher insgesamt lebendig, präzise und zugleich unaufdringlich. Die Freiheit der Improvisation, zu der man sich auch als Hö­re­r:in gerne treiben lässt und einer detailverliebten Produktion, die mit jedem Durchlauf Neues offenbart, bringt das Beste aus beiden Welten in dieser Musik zusammen.

In Tony Allens Wahlheimatstadt Paris

Einander vorgestellt wurden Wasser und Allen 2019 von Damon Albarn, mit dem Wasser seinerzeit an einem Track arbeitete: „Simplicity“ vom Gorillaz-Album „Song Machine: Season One – Strange Timez“. Zur verabredeten Session in Allens Wahlheimat Paris brachte die New Yorkerin damals ihren Kollegen Okumu mit. In Paris lebte der Afrobeat-Schlagzeuger bis zu seinem Tod im April 2020.

Das Trio-Abum

Joan As Policewoman, Tony Allen, Dave Okumu: „The Solution is restless“ (PIAS/Rough Trade)

Begonnen hatte seine Laufbahn bereits in den 1960er Jahren zunächst bei Fela Kutis Bigband Africa ’70 in Lagos; später amtete Allen als sein eigener Bandleader, war aber auch Teil der Pop-Supergroup The Good, The Bad And The Queen und wirkte mit beim Berliner Moritz von Oswald Trio.

Dass die 51-jährige Wasser Drummer für die zentralen Akteure ihrer Songs hält – ein Stück kann demnach nur so gut sein wie die Rhythmen –, hat sie bereits im Zusammenhang mit ihrem Studioalbum „Damned Devotion“ (2018) erklärt. Vielleicht liegt es auch daran, dass sie sich stilistisch im Verlauf ihrer Solokarriere vom Songwriter-Indiepop immer mehr Richtung Jazz und Soul fortbewegt hat.

Komplexe Rhythmen als roter Faden

Vor ihrem Solodebüt „Real Life“ (2005) spielte die klassisch ausgebildete Geigerin mit Ahnoni bei An­tony and the Johnsons. So gesehen scheint nur konsequent, dass ihr gemeinsames Album nun eine Verbeugung vor Tony Allen geworden ist, dessen polyrhythmische, komplexe Rhythmusfiguren den roten Faden der Musik bilden. Wassers geschmeidig variabler Gesang wirkt zurückgenommen – selbst in Momenten, in denen sie sich croonend hingibt, wie etwa in dem entspannt groovenden, die Spannung aber nie verlierenden „Enter the Dragon“.

Ihre Stimme wirkt bisweilen geradezu ambienthaft; die Melodie­linien der Instrumente dominiert sie weniger, als dass sie sie umgarnt. Auf Textebene geht es um existenzielle Themen – auf eine Weise, die meist so subtil daherkommt wie die Musik. „Dinner Date“ – ein Song, der das Kunststück vollbringt, zu schwelgen und zugleich flummiartig zu hüpfen – braucht nur vier Textzeilen.

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Die allerdings bringen prägnant auf den Punkt, wie sich in der Pandemie Prioritäten neu kalibriert haben: „We got the Sly singing high /,Just Like A Baby' / Oh, what else do we really need?/ Fireflies are magic but only if we stay alive / Stay alive for the dinner date.“ Vergleichsweise konkret geht es im Song „Get My Bearings“, einem Highlight, zu dem Damon Albarn Gesang und ein sanft plänkelndes Klavier beigesteuert hat.

Lakonische Lebensweisheit

Zum Einstieg fragt Wasser unumwunden: „What will you do? With the rest of your day? With the rest of your life? You don’t know the sun will rise tomorrow“, um dann zum Ende festzustellen, dass es auf die Frage „Will I ever get my bearings?“ – werde ich mich im Leben je zurechtfinden – eigentlich nur eine Antwort gibt. „Do I even care? Does it matter?“ Darauf, irgendwann irgendwo anzukommen, muss man es nicht anlegen, soviel Lebensweisheit darf sein – darauf verweist ja auch der Albumtitel.

Diese Zeilen entstanden nicht nur unter dem Eindruck von Allens Tod, der überraschend kam; Wassers langjähriger Mentor und musikalischer Wegbegleiter Hal Willmer starb fast zeitgleich an einer Covidinfektion. So ist das Album diesen beiden Künstlern gewidmet, „who sparked“, so die Liner Notes, „the deepest magic in collaboration“. Und diese Magie strahlt auch dieses feine Album aus.

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