Klimawandel in Russland: Weniger Schnee, mehr Brände
Auch Russland kämpft mit den Folgen des Klimawandels, das Land erwärmt sich schneller als andere. Bis 2060 möchte es klimaneutral werden.
Russlands Wälder stellen ein Fünftel aller weltweiten Waldgebiete dar. Wissenschaftler sehen in ihnen zwar einen wichtigen Faktor im Kampf gegen den Klimawandel, kritisieren aber, dass die CO2-Berechnungen oft ungenau sind und von Regierungen manipuliert werden könnten.
Putins Ton auf der Weltklimakonferenz war aber bereits mehr versöhnlich und kompromissbereit als noch in früheren Zeiten. Erst im Oktober 2019 räumte der Kremlchef zwar ein, dass die globale Erderwärmung das Resultat menschlichen Handelns sei. Im selben Jahr unterzeichnete er das Pariser Klimaabkommen. Dennoch warnte der Kremlchef vor den Konsequenzen erneuerbarer Energien: Sollte sich die Welt auf Sonne und Windenergien verlassen, könnte „die Menschheit bald wieder in Höhlen enden“, da sie nichts mehr konsumieren würde, warnte der Kremlchef damals.
Russland ist weltweit der erfolgreichste Exporteur von Gas, Öl und Kohle. So bezog Deutschland 2020 45 Prozent seiner Steinkohle, 14,5 Millionen Tonnen, aus Russland. Um das Ziel der Pariser Klimakonferenz von 1,5 Grad Erderwärmung bis 2050 einzuhalten, müssten in Russland erneuerbare Energien 70 bis 85 Prozent der Elektrizität liefern.
Russland erwärmt sich schneller als der Rest der Welt
Das ist möglich, denn Russland verfügt über ein riesiges Potenzial erneuerbarer Energien. Wind-, Sonnen und Erdwärme stellen derzeit jedoch weniger als 0,1 Prozent der Energieversorgung dar. Noch ist auch unklar, ob in den Ausbau investiert werden soll. Denn auch Atomenergie und Wasserkraft mit zurzeit 36 Prozent sollen bis 2050 nur auf 43 Prozent wachsen.
Derweil zeigen sich die Folgen des Klimawandels: Russland war Jahrhunderte vom Nimbus der Kälte umgeben. Die letzten Untersuchungen ergaben aber, dass das größte Land der Erde sich 2,5-fach schneller erwärmt als der Rest der Welt. 2020 verzeichnete Russland Hitzerekorde in allen Landesteilen. Mit katastrophalen Auswirkungen: In Sibirien zerstörte Hochwasser viele Dörfer. Waldbrände vernichteten ein Gebiet von der Größe Griechenlands und setzten ein Drittel mehr CO2 frei als noch 2019.
2020 war auch ein Jahr mit geringem Schneefall. In der Arktis schmolz das Eis auf den zweitgeringsten Umfang in mehr als 40 Jahren. Nicht zuletzt trägt auch das Auftauen der Permafrostböden, die zwei Drittel Russlands bedecken, zum CO2-Anstieg bei. Das bedroht nicht nur Städte in der russischen Arktis mit ihren zwei Millionen Einwohnern.
Auch Pipelines sind betroffen. Der spektakulärste Vorfall ereignete sich 2020, als in Norilsk ein 20.000-Tonnen-Dieseltank auslief. Der Boden war eingebrochen, der Diesel lief in den Ambarnaja-Fluss und verschmutzte dessen Umgebung. Sollte sich die Erwärmung mit einem Grad pro Jahrzehnt fortsetzen, drohen Permafrostböden in 30 Jahren überhaupt nicht mehr zuzufrieren. Das würde bis 2100 Milliarden Tonnen CO2 und Methan freisetzen.
Russland ist heute schon viertgrößter Treibhausgasproduzent mit 4,6 Prozent aller Emissionen. Das sind 79 Prozent mehr als die EU und 53 Prozent mehr als China. Russland spricht inzwischen zwar von der „Klimadimension“ und möchte klimaneutral werden, verdoppelt aber auch den Export fossiler Brennstoffe. Das zeige die ökonomische Realität, meint das CSIS Institut in Washington. Es werde also nicht wirklich etwas gegen den Klimawandel unternommen. Im Gegenteil, Russland nutze alle Hebel, um Zeit zu gewinnen und die Nutzung erneuerbarer Energien aufzuhalten.
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