piwik no script img

Kontrollverlust beim 1. FC Union BerlinEin Fehler zu viel

Der 1. FC Union unterliegt Feyenoord Rotterdam und untergräbt seine Qualitäten. Gegen Köln soll wieder alles gut sein.

Hadern mit sich selbst: Torhüter Andreas Luthe und Paul Jaekel bei der Verarbeitung des Geschehenen Foto: dpa

Die Voraussetzungen waren an diesem Abend bestens für den 1. FC Union Berlin, um auch international das eigene Profil zu schärfen und einen wegweisenden Impuls für die Saison zu setzen. Hartleibig hat sich der 1. FC Union über Jahre zu einem unausstehlich widerständigen Team entwickelt. An diesem Donnerstag galt es, gleich mehreren Widrigkeiten zu trotzen.

Über unzählige Stunden wurde der Rasen des Berliner Olympiastadions durch beständigen Regen getränkt. Dazu lief mit Feyenoord Rotterdam eine Elf auf den Platz, die bereits im Hinspiel Union beherrschte, in der heimischen Liga nur knapp hinter Ajax Amsterdam steht und das fehlende Flair der drittklassigen Europa Conference League vergessen lässt.

Die Berliner Nachrichten-Onlineportale verfolgten an diesem Donnerstag alarmistisch die Laufwege der berüchtigten Gästefans von Feyenoord Rotterdam in der Stadt, um neben der Regenwahrscheinlichkeit auch die der Ausschreitungen taxieren und den aktuellen Ereignissen anpassen zu können.

Letztlich jedoch musste man mit dem Geschehen auf dem Rasen vorlieb nehmen. Und der 1. FC Union erwies sich in dem besonderen Ambiente als sein größter Gegner, wie Verteidiger Robin Knoche danach bilanzierte. Den Ausschlag habe gegeben, „dass wir uns selbst geschlagen haben“. Am augenfälligsten schien dies die Szene beim Stand von 1:1 in der 72. Minute zu untermalen. Torhüter Andreas Luthe wurde durch ein ungenaues Zuspiel in Bedrängnis gebracht und bei dem Versuch, sich spielerisch zu befreien, zum Opfer des Rasenrutschparadieses im Olympiastadion. Cyriel Dessers erzielte den entscheidenden Treffer zum 2:1-Erfolg.

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

„Fußball ist ein Fehlerspiel.“

Auf diesem Patzer wollte jedoch weder Knoche noch Trainer Urs Fischer herumreiten. Letzterer sagte, dies sei ein Fehler zu viel gewesen, der die Richtung des Spiels gedreht habe. Der Schweizer, der sich gern aus dem Floskelwortschatz seines Sports bedient, betonte allerdings: „Fußball ist ein Fehlerspiel.“ Derlei Situationen kämen vor. Der Schweizer warb für einen weiteren Blick. Ein Tor nicht zu erzielen, könne man auch als Fehler betrachten. Fischer spielte auf die 6. Minute an, als Sheraldo Becker freistehend am Torhüter scheiterte.

Nach diesem ersten Hoffnungsschimmer verlor Union die Kontrolle über die Partie und musste einem Rückstand (11. Minute, Luis Sinisterra) hinterherlaufen. Doch nach etwa einer halben Stunde fand Union zu sich selbst. Die Widerständigkeit war zu sehen, die dem Verein nach dem Aufstieg in der ersten Liga den Klassenerhalt bescherte und in der Folgesaison statt der vorausgesagten Schwierigkeiten gar die Qualifikation für das internationale Geschäft. Auch vor dieser Saison vermuteten nicht wenige angesichts der Mehrbelastung und des Umbruchs mit 16 Neuzugängen, dass sich diese Kratzbürstigkeit nicht konservieren lässt.

Aber selbst innerhalb eines Spiels, wie zuletzt gegen den FC Bayern München, als Union nach einer guten halben Stunde 0:3 zurücklag und ein ans Selbstwertgefühl gehendes Debakel drohte, hielt das Team achtbar (2:5) dagegen. Noch respektabler ist der derzeitige sechste Platz in der Liga.

Erst recht ließ sich die Mannschaft nicht von dem Rückstand gegen Feyenoord beeindrucken. Mit einem schönen Distanzschuss von Christopher Trimmel gelang der Ausgleich (42.) und die ackernden Union-Profis trugen maßgeblich dazu bei, dass das nasse Grün an immer mehr Stellen erdbraun wurde.

Wegen der geringen Effizienz vor dem Rotterdamer Tor sprach Urs Fischer von einer „unnötigen Niederlage“. Wie Fehler könnte man auch das als Teil des Fußballspiels betrachten. Weniger gefallen hatte Fischer gewiss die „Unbeherrschtheiten“ seiner Spieler. Die gelb-rote Karte für Trimmel wegen Ballwegschlagens und die rote Karte für Cedric Teuchert legten in der Schlussphase die Widerstandskraft von Union lahm. Ein Grund zur Sorge sei die Niederlage für die Partie am Sonntag beim 1. FC Köln nicht, befand Knoche. Er sagte, man habe bislang immer eine Reaktion gezeigt. Wenn der 1. FC Union die letzten beiden Spiele der Conference League gewinnt, ist man sogar noch international dabei.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Natürlich gewinnen wir UNIONER die letzten beiden Spiele. Die Conference League ist die wichtigste Trophäe von allen! Fragt nach bei Max Kruse. UNVEU