Neuer Direktor der Neuen Nationalgalerie: Biesenbach kehrt nach Berlin zurück
Die Berliner Kunst-Werke feiern ihr 30-jähriges Bestehen. Neuer Chef der Neuen Nationalgalerie wird der KW-Mitbegründer Klaus Biesenbach.
Mit diversen Veranstaltungen und einem Katalog wollen die Berliner Kunst-Werke (KW) am kommenden Wochenende ihre Gründung vor 30 Jahren feiern. Eingeladen ist auch der 55-jährige KW-Mitbegründer Klaus Biesenbach, der heute als Künstlerischer Direktor des Museum of Contemporary Art (MOCA) in Los Angeles arbeitet. Doch seit ein paar Tagen ist klar: Biesenbach kommt nicht nur als KW-Veteran nach Berlin, sondern auch als zukünftiger Direktor der Neuen Nationalgalerie.
Am Freitagnachmittag wurde die Personalie öffentlich. Ab Januar 2022 wird der Kurator den soeben wiedereröffneten Kunsttempel am Kulturforum leiten und voraussichtlich ab 2026 auch das im Bau befindliche Museum des 20. Jahrhunderts. Biesenbach übernimmt vom Interimsdirektor Joachim Jäger, der eingesprungen war, nachdem Nationalgaleriedirektor Udo Kittelmann im Oktober 2020 seinen Vertrag auslaufen ließ.
Zwischen Kittelmann und dem mächtigen Museums-Freundeskreis, so erzählt man sich hinter vorgehaltener Hand, knirschte es mitunter. Womöglich wird Biesenbach diese Probleme nicht haben: Mit der Berliner Sammlerin und Gesellschafterin Julia Stoschek, die sich im Juni 2020 ins Kuratorium der Freunde der Nationalgalerie wählen ließ, sitzt eine Biesenbach-Vertraute an einer wichtigen Schaltstelle der Macht.
Der Preußenstiftung (SPK) ist mit der Berufung eine echte Überraschung gelungen. Die Staatlichen Museen zu Berlin befinden sich inmitten eines langwierigen Reformprozesses, angestoßen durch Monika Grütters (CDU), die derzeitige Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien. Zukünftig soll den Berliner Museumsdirektoren mehr Autonomie zugestanden werden, gleichzeitig werden die Verantwortlichkeiten neu aufgeteilt.
Von Berlin nach New York und zurück
Davon wird Biesenbach profitieren. Die Berufung des Kulturmanagers, der 2004 von den KW zunächst an das New Yorker Kunstzentrum PS1 wechselte und 2010 zum „Chief Curator at Large“ am Museum of Modern Art (MoMA) befördert wurde, erzählt natürlich auch einiges darüber, wie sehr man sich an der Spree nach New Yorker Weltläufigkeit und Glamour sehnt. Womöglich erklärt das auch den Widerspruch, dass ein ausgewiesener Gegenwartskunst-Spezialist ein Museum fürs 20. Jahrhundert leiten soll. Biesenbach organisierte unter anderem 2010 der Performancekünstlerin Marina Abramović in New York eine vielbeachtete Retrospektive, seine Björk-Ausstellung 2015 wurde von der Kritik gnadenlos verrissen
In Los Angeles war Biesenbach ursprünglich 2018 angetreten, um das ökonomisch und inhaltlich schlingernde Museum of Contemporary Art (MOCA) wieder auf Kurs zu bringen. Doch diese Mission scheint ihm nicht geglückt zu sein. Wie alle Museen in den USA leidet auch das MOCA aktuell schwer unter den Folgen der Pandemie. Die finanziellen Einschnitte führten zu Kündigungen und Gehaltskürzungen. Einem Bericht der New York Times zufolge gab es wohl auch Zweifel an den Managementqualitäten Biesenbachs. Erst Anfang September wurde ihm eine Geschäftsführende Direktorin zur Seite gestellt, mit der er das Museum fortan leiten sollte. Mit der kurz bevorstehenden Berufung des Kurators nach Berlin schien in Los Angeles offensichtlich niemand gerechnet zu haben.
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