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Hausprojekt Holzmarkt in BerlinEckwerk heißt jetzt Wieweil

Der Streit um das Grundstück an der Spree ist beendet. Statt revolutionärer Holztürme soll dort ein Betonbau für Büros und Studierende entstehen.

Sogar Demos für den Holzmarkt gab es in der Vergangenheit, hier 2019 Foto: dpa

Berlin taz | Drei Türme, eine Spreeterrasse mit Fitnessbereich und Restaurant, Studi-WGs und Büros, die auch stundenweise gebucht werden können – der Krach ums ehemalige Eckwerk am Holzmarkt scheint beendet. Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg hat die Pläne der Architekten Graft mit Kleihues + Kleihues für den Bau an der Spree mit rund 36.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche für genehmigungsfähig erklärt. Am Freitag stellten Stadtentwicklungssenator Sebastian Scheel (Linke), Bezirksbaustadtrat Florian Schmidt (Grüne) und die Stiftung Abendrot als Grundstückseigentümerin die Pläne vor.

Das ehemalige Eckwerk, das nun das Oberthema lebenslanges Lernen haben und auf den seltsamen Namen „Wieweil“ hören soll, wird direkt am Holzmarkt schräg gegenüber vom Ostbahnhof entstehen. Der Holzmarkt zählt zu den bekanntesten neuen genossenschaftlichen Stadtquartieren der Stadt.

Entstanden ist er aus einer Idee von Kreativen rund um die Gründer der Clubs Bar25 und Kater Holzig: Eine Art Quartier aus in- und übereinander verschachtelten Holzhütten inklusive öffentlichen Wegen und Mörchenpark, ein Ort für Party und Off-Kultur, edles Essen, Kinderbetreuung und Physiotherapie.

Ursprünglich wollten die Macher des Holzmarkts das Grundstück mit dem Eckwerk wie das des Holzmarkts selbst bebauen. 2012 hatten sie den Zuschlag für das ganze Gelände der BSR an der Spree bekommen. Ein 18.000 Quadratmeter großes, aber verkehrsumspültes Filetgrundstück mit den Glastürmen der BVG auf der einen und dem Radialsystem auf der anderen Seite.

Käufer war die Pensionskasse Abendrot aus der Schweiz, die Immobilien im Sinne des Gemeinwohls entwickelt und das Gelände den Holzmarkt-Leuten in Erbpacht gab. Die Nachricht: Alternative Projektentwickler gewinnen ein Bieterverfahren gegen Immobilienhaie.

Der Streit ging vor Gericht

Doch dann setzte sich in Berlin die Mietenbewegung in Gang, die Diskussion ums Wohnen wurde wichtiger als die um kulturelle Freiräume. Ein langer, komplizierter Streit zwischen Holzmarkt und Bezirk begann, der vergangenes Jahr vor dem Landgericht endete. Der Holzmarkt war raus, die Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte (WBM) und die Immobiliengruppe KIM übernahmen, beide haben zuletzt zwei Quartiere in Spandau entwickelt. Sie brachen mithilfe derselben Architekten die avantgardistischen Pläne des Holzmarkts fürs Eckwerk auf Realisierbarkeit herunter: Weg sind die Holztürme, die über einen spektakulären Höhenweg miteinander verbunden werden sollten und die herkömmliche Trennung von Leben, Arbeiten und Wohnen auflösen sollten.

Der Holzmarkt, zwischen Spree und Straße Foto: dpa

Statt Holz gibt es nun – angeblich wegen des hohen Lärmaufkommens an diesem Ort – schnöden Stahlbeton, statt des Höhenwegs eine wenig aufregende Hochterrasse. Statt neuem Wohnen und Arbeiten, von dem der Holzmarkt nicht abweichen wollte, soll es herkömmliche WGs mit kleinen und großen Zimmern für etwa 250 Studierende und Auszubildende geben. Einen dreistelligen Millionenbetrag wird nach einer ersten Schätzung das Bauvorhaben kosten.

Fröhlich weiter feiern

Aber immerhin: An der Grenze zum benachbarten Holzmarkt werden ausschließlich Büro- und Projekträume unter dem Motto „Wissen, Lernen, Weiterbildung“ entstehen. Auf Wohnen wird hier „aus Rücksicht auf den Holzmarkt“ verzichtet. So kann zumindest in dieser Hinsicht auf dem Holzmarkt weiter fröhlich gefeiert werden. Und weiter entwickelt: Der Holzmarkt hat inzwischen auf seinem Gelände längst ein eigenes Hochhaus geplant. Natürlich aus Holz.

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1 Kommentar

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  • 2G
    2830 (Profil gelöscht)

    Der Artikel vor Jahren mit dem Titel: Blödchenpark hat mir besser gefallen. Die selbsternannten Hippiekapitalisten haben das Eckwerk deshalb verzockt, weil Frau Lompscher und Herr Schmidt empört waren über die Mieten, die die Holzmarkt AG [sic!] einstecken wollte. So kam es zum Streit. Hinter den Fassaden des Peter-Lustig-Eklektizismus stecken knallharte Marketinginteressen. Never trust Clubbetreibern! Und welche Off-Kultur soll da stattfinden? Die wissen lediglich wie es funzt mit dem Flair des Better-Living nachhaltig Leuten Geld aus der Tasche zu ziehen. Hintenrum das selbe in Grün – öde Investoren. Und, mit Mietenstopp und -deckel haben die nichts am Hut oder findet die TAZ plötzlich 35 € für den qm sozial gerecht?