Technologiegespräche in Alpbach: Der Mensch im Mittelpunkt

Künstliche Intelligenz allein reicht nicht aus. Ohne Emotionen und menschliche Intelligenz sind die neuen Entwicklungen nicht nutzbar.

Fotorealistishe 3D Aufnahme, verschiedene Farbströme zeigen Verkehr

Fotorealistische 3D-Aufnahme – mit KI und einer Software sollen Fahrzeuge und Roboter sehen lernen Foto: Artisene/dpa

Berlin taz | Allein mit „künstlicher Intelligenz“ (KI) wird es nichts werden. Unter den Technikentwicklern wächst die Einsicht, dass die modernen KI-getriebenen Systeme, ob beim autonomen Fahren oder in der Fabrik der Zukunft, ohne einen bestimmten Anteil menschlicher Intelligenz und Emotionen nicht brauchbar funktionieren. „Humanzen­trierung“ ist daher das neue Schlagwort in der Innovationsszene. Auch bei den Technologiegesprächen des Europäischen Forums Alpbach, die am Freitag im österreichischen Tirol stattfinden, wird die Frage diskutiert, wie sich durch „Human Centricity“ neue Technologien besser an die Bedürfnisse und Werte des Menschen anpassen lassen.

„Wir müssen uns bei der Gestaltung von Technologien viel aktiver als bisher mit den menschlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen auseinandersetzen“, betont Manfred Tscheligi, Professor für Human-Computer Interaction an der Universität Salzburg, der als Pionier der „User Experience“-Forschung in Österreich gilt. Etwa beim Aspekt der Diversität, die für ihn momentan zu sehr nur als Gender-Thema behandelt wird. „Das ist aber zu wenig“, schreibt Tscheligi im Jahrbuch des Austrian Institute of Technology (AIT).

„Es geht nicht nur darum, ob jemand männlich oder weiblich ist, sondern beispielsweise ob es sich um jüngere oder ältere Frauen handelt, die bestimmte soziale Hintergründe haben, oder um kulturelle Aspekte, wo jemand aufgewachsen ist.“ Diese breitere Sichtweise von Diversität müsse „für die Gesamtqualität einer zukünftigen digitalen Lösung“ berücksichtigt werden, etwa für Systeme, die KI-basierte Interaktionen vornehmen, fordert er.

Ganz aktuell gilt das für den Bereich der Arbeit, der sich in der Coronapandemie durch den Rückzug ins Homeoffice massiv verändert hat. „Es geht in nächster Zeit sehr stark um Hybridität, also um das Zusammenwirken zwischen Virtualität und Realität“, erklärt Tscheligi. Das „Entweder-oder“ – entweder im Büro oder zu Hause – wird aber von den technischen Umgebungen nicht ausreichend unterstützt: „Die Menschen sind immer mehr online, aber sie wollen trotzdem den sozialen Aspekt nicht verlieren.“

Die Frage sei, wie die „spaces“, die Räume der Menschen zukünftig aussehen und ein Zusammenwirken zwischen Virtualität und Realität erlauben. „Dabei geht es nicht nur um Videokonferenzen, sondern grundsätzlich um das gemeinsame Tun, das gemeinsame Kreieren von Lösungen“, so der Salzburger Forscher.

Weitere Themen der Alp­bacher Konferenz, einem Expertenaustausch, der in der europäischen Technologieszene eine hohen Rang besitzt, sind unter anderem am Freitag Quantentechnologie oder die „Industrie 5.0“, mit der das ­deutsche Konzept der „Fabrik 4.0“ weiterentwickelt wird.

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