Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.
Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?
Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.
Wird es denn wirklich nur Gespräche geben?
Oder werden die Taliban nicht einen beträchtlichen Teil der Hilfsgüter für sich und ihr Klientel reklamieren?
Werden sie sich nicht dafür bezahlen lassen, dass die Hilfsgüter zu den Menschen gelangen?
Kann die UN unter diesen Bedingungen denn überhaupt Menschenleben retten, oder finanziert sie eigentlich nur indirekt die Taliban?
Wäre es womöglich besser, wenn "der Westen" sich jetzt mal raushält und den roten Halbmond und die Golfstaaten machen lässt?
Ich hätte es gut gefunden, wenn Herr Engelhardt zu diesen Fragen auch Anworten gegeben hätte.
"Da kann, da darf man nicht darüber diskutieren, ob es nicht eigentlich die Aufgabe der Taliban wäre, für die Versorgung des von ihnen eroberten Landes zu sorgen."
Genau so. Und wenn ein Mensch den Weg da herausfindet darf man sich auch nicht fragen, ob man dem einen Zufluchtsort bietet, oder ob jetzt der andere das muss.
Mir hallt immer noch "2015 darf sich nicht wiederholen" in den Ohren. Das macht mich bitter und wütend. Das ist unwürdig einer Zivilisation.
"die afghanische Bevölkerung kann nichts dafür, dass schwer bewaffnete Islamisten ihr Land erbeutet haben" - wirklich nicht? Die Berichterstattung im August (auch die der taz) hat sich da anders angehört. Die Rede war von einer zahlenmäßig überlegenen und vom Westen langwierig ausgebildeten und gut ausgestatteten Regierungsarmee, die aber nicht gekämpft hat.
„Boy-Sober“ heißt der Trend: Frauen bleiben alleine statt Männer zu daten. Kein Wunder, findet unsere Autorin – und preist das Single-Leben.
Geberkonferenz für Afghanistan: Mit den Taliban reden muss sein
Humanitäre Hilfe ist nur möglich, wenn man mit den Taliban verhandelt. Ein moralisches Dilemma – aber Menschenleben rettet man bedingungslos.
Außenminister Heiko Maas bei der Hilfskonferenz für Afghanistan der Vereinten Nationen Foto: Denis Balibouse/reuters
Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte hat die Taliban harsch verurteilt: Verfolgung von Kritikern, Verschleppung und Mord wirft Michelle Bachelet den Islamisten vor, unter anderem. Und nichts spricht dafür, dass die Lage sich bessert, schon gar nicht die Lippenbekenntnisse der Taliban. Dass sich nur kurz darauf Vertreter aus der ganzen Welt bei der UNO in Genf treffen, um darüber zu beraten, wie Millionen für die humanitäre Hilfe im Land mobilisiert werden können, klingt paradox.
Denn mehr Hilfe für die Leidenden wird nur möglich sein, wenn humanitäre Helfer mit den Taliban verhandeln. Doch darf man mit Vertretern einer terroristischen Junta sprechen, die gerade dabei ist, die Hälfte der afghanischen Bevölkerung – nämlich Frauen und Mädchen – ihrer Rechte zu berauben?
Man darf – und man muss. Denn die afghanische Bevölkerung kann nichts dafür, dass schwer bewaffnete Islamisten ihr Land erbeutet haben – und auch nichts dafür, dass der Westen Hals über Kopf geflohen ist und jetzt vor allem fürchtet, dass Afghaninnen und Afghanen es ihm gleichtun. Das Mindeste, das dieser Westen jetzt tun kann, ist, die Menschen vor dem unmittelbaren Tod zu retten. Von drei Afghaninnen und Afghanen weiß einer heute nicht, woher er seine nächste Mahlzeit nehmen soll.
Da kann, da darf man nicht darüber diskutieren, ob es nicht eigentlich die Aufgabe der Taliban wäre, für die Versorgung des von ihnen eroberten Landes zu sorgen. Und da darf man auch noch so selbstverständliche Menschenrechte nicht zur Bedingung von Hilfe machen. Menschenleben rettet man bedingungslos.
Organisationen wie die UN oder das Internationale Rote Kreuz haben jahrzehntelange Erfahrung im Umgang mit Terroristen wie den Taliban. Ihre Neutralität in humanitären Fragen hat es ihnen meistens ermöglicht, auch unter schwersten Bedingungen Leben zu retten. Genauso wichtig ist es, dass die Vereinten Nationen die Menschenrechtsverletzungen der Taliban weiterhin scharf kritisieren. Auch hier müssen sie neutral bleiben, den Menschen in Afghanistan verpflichtet.
Fehler auf taz.de entdeckt?
Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!
Inhaltliches Feedback?
Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.
Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
Schwerpunkt Afghanistan
Kommentar von
Marc Engelhardt
Korrespondent bei den UN
Seit 2011 berichtet Marc Engelhardt aus Genf von den Vereinten Nationen und den 200 anderen internationalen Organisationen mit Sitz am Genfer See, außerdem über die Schweiz und Liechtenstein. Davor war er sieben Jahre lang als Afrika-Korrespondent in Nairobi, nach Volontariat beim NDR und ein paar Jahren bei der Tagesschau. Ansonsten schreibt der gebürtige Kölner gerne Bücher, zuletzt über den Baobab, seine Lieblingsinsel Rügen und eine nackte Reise um die Welt.
Themen