piwik no script img

Aktuelle Nachrichten in der CoronakriseSorge vor Infektionen bei EM

Innenminister Horst Seehofer fordert weniger Publikum in den Fußballstadien. Australien weitet den Lockdown aus. Und in Indonesien droht eine Katastrophe.

Wembley-Stadion in London: Ist die EM ein potentielles Superspreader-Event? Foto: dpa

Lauterbach und Seehofer besorgt wegen EM

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat die hohen Zuschauerzahlen bei den Spielen zur Fußball-Europameisterschaft kritisiert und gleichzeitig für klare Regeln bei Reiserückkehrern plädiert. „Wir haben einen Super-Sommer, der steht auch nicht zur Disposition. Die Frage ist, wie wird der Herbst?“, sagt Lauterbach im Fernsehsender phoenix. Große Menschenansammlungen müssten vermieden werden, insbesondere dort, wo die Delta-Virusvariante grassiere. „40.000 Zuschauer bei einem Fußballspiel halte ich für nicht vertretbar“, erklärt der Gesundheitspolitiker.

Jetzt gelte es aufzupassen, dass man vom Virus nicht kalt erwischt werde. „Wir müssen mit einer schwierigen Lage im Herbst rechnen. Covid ist nicht weg und Delta wird nicht die letzte Variante gewesen sein.“ Aber durch die Impfungen könne man optimistischer in die Zukunft schauen: „Wir werden eine vierte Welle bekommen, aber keine dramatische vierte Welle. Wir müssen im Herbst nicht nochmal in den Lockdown.“

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) appellierte derweil an die britische Regierung und den europäischen Fußballverband Uefa, die Zuschauerzahlen bei den verbleibenden Spielen der Fußball-Europameisterschaft zu reduzieren. „Ich halte es für unverantwortlich, wenn in Ländern, die als Virusvariantengebiet der hoch ansteckenden Delta-Mutation gelten, zigtausende Menschen auf engem Raum zusammenkommen“, sagte Seehofer der Augsburger Allgemeinen (Dienstagsausgabe). Das sei auch die Auffassung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), mit der er sich dazu abgestimmt habe.

Seehofer verwies darauf, dass bei den EM-Spielen in München eine Auslastung von 20 Prozent der Stadionplätze erlaubt ist. Dies sei „ein Maßstab, der auch für die anderen Austragungsorte gelten könnte, denn man muss in den Konzepten auch die An- und Abreise berücksichtigen“. Als Innenminister ist der CSU-Politiker auch für den Sport zuständig.

Die deutsche Nationalmannschaft trifft am Dienstagabend im EM-Achtelfinale in London auf England. Im Wembley-Stadion sollen dann rund 40.000 Zuschauer erlaubt sein. Auch die EM-Halbfinalspiele und das Finale sollen im Wembley-Stadion stattfinden. Für diese Spiele hat die britische Regierung sogar jeweils bis zu 60.000 Zuschauer im Stadion zugelassen.

In Großbritannien grassiert die als besonders ansteckend geltende Delta-Variante des Coronavirus. Deutschland hat Großbritannien deshalb als Virusvariantengebiet eingestuft, für Einreisen aus dem Vereinigten Königreich gelten somit strenge Quarantänevorschriften. (afp/rtr)

Rotes Kreuz warnt vor Katastrophe in Indonesien

In Indonesien warnt das Rote Kreuz wegen der Ausbreitung der hochansteckenden Delta-Variante des Coronavirus vor einem Kollaps des Gesundheitssystems. „Jeden Tag sehen wir, wie diese Delta-Variante Indonesien näher an den Rand einer Covid-19-Katastrophe treibt“, sagte Jan Gelfand, Leiter der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften (IFRC) in dem südostasiatischen Land. Daher müsse der Zugang zu Impfstoffen verbessert werden.

Krankenhäuser in mehreren besonders betroffenen Regionen melden bereits eine Überlastung, auch in der Hauptstadt Jakarta ist die Lage kritisch. In den vergangenen Tagen verzeichneten die Behörden tägliche Rekordzahlen von mehr als 20.000 Neuinfektionen. (rtr)

Wieler: Delta-Variante in Deutschland über 50 Prozent

RKI-Präsident Lothar Wieler hat in der Videokonferenz der Gesundheitsminister von Bund und Ländern nach Informationen von Reuters gesagt, dass er den Anteil der Delta-Variante an den Coronaneuinfektionen auf mehr als 50 Prozent schätze. Die Auswertung der Sequenzierung habe einen Anteil von 36 Prozent ergeben. Da die Daten aber schon etwas älter seien, gehe er davon aus, dass der wahre Anteil bei über 50 Prozent liege. (rtr)

Lockdown in Australien wird ausgeweitet

Der Lockdown in Australien wird wegen mehrerer Cluster der hochansteckenden Delta-Variante ausgeweitet. Ab Diensagabend gelten auch im Südosten des Bundesstaates Queensland rund um die Hauptstadt Brisbane zunächst für drei Tage die strengeren Vorschriften, teilt Queenslands Premierministerin Annastacia Palaszczuk mit.

Betroffen seien auch die beliebten Urlaubsgebiete Sunshine Coast und Gold Coast. Von den Lockdowns in den Regionen um Sydney, Perth, Darwin und nun Brisbane sind mehr als 20 Millionen Australier – rund 80 Prozent der Landesbevölkerung – betroffen. (rtr)

Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland sinkt

Das Robert Koch-Institut (RKI) meldet 404 neue Positivtests. Das sind 51 weniger als am Dienstag vor einer Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz sinkt weiter auf 5,4 von 5,6 am Vortag. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben.

57 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle auf insgesamt 90.819. Insgesamt fielen in Deutschland bislang mehr als 3,7 Millionen Coronatests positiv aus. (rtr)

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Gesundheitsminister: Impfteams statt Zentren

Bei der Immunisierung der Bevölkerung soll der Schwerpunkt laut Gesundheitsministerkonferenz (GMK) künftig zunehmend auf mobilen Impfteams liegen. Die Länder würden aber selbst über die künftige Infrastruktur des Impfangebots entscheiden, teilt die GMK nach einer Videokonferenz mit.

Bei Bedarf könnten die Länder auch einzelne Impfzentren weiter betreiben. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hatte einen Erhalt der Impfzentren gefordert. Nordrhein-Westfalen will die Impfzentren Ende September schließen. (rtr)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Hier der Graph der Inzidenzzahlen in Großbritannien:

    www.worldometers.i...avirus/country/uk/

    Die haben jetzt im Juni, unter denkbar günstigen klimatischen Bedingungen, eine steilere Entwicklung als letztes Jahr im Oktober. Über 22000 Fälle, während es Mitte Oktober 2020 "nur" 20000 Fälle waren.

    Zeigt auch sehr deutlich, dass eine Impfquote von über 50% noch nicht hoch genug ist, starkes exponentielles Wachstum, und damit einhergehend viele Tote und schwer Erkrankte, zu vermeiden. Wir werden das in Kürze auch in den USA sehen.

  • Was zur Delta-Variante auch nicht passt, sind Lockerungen wie dass man jetzt ohne Maske in zu 50% besetzte Kinos gehen darf.

    Das ist einerseits nicht nötig und entspricht auch nicht dem Stand des Wissens der Verbreitung durch Aerosole und der hohen Übertragbarkeit durch Delta.

    Das RKI hat letzte Woche eine Inzidenz von 8 gemeldet mit einem Delta-Anteil von 25%, jetzt ist die Inzidenz 5.4 mit einem Delta-Anteil von 50%:

    www.sueddeutsche.d...variante-1.5335342

    Das heißt, die für sich betrachtete Delta-Inzidenz ist in einer Woche von 2.0 auf 2.7 pro 100000 gestiegen, wir sind also bei Delta *bereits jetzt* in einer exponentiellen Steigerung von 35% in einer Woche. Das ist nicht wenig und es wäre ein sehr guter Zeitpunkt, diese Welle *jetzt* zu brechen solange sie noch ganz klein ist. Sonst machen wir viele der Bemühungen und Opfer, die alle in den letzten Monaten gebracht haben, zunichte. Auch eine Respektlosigkeit gegenüber den Kindern, denen so beigebracht würde, dass sie in Wirklichkeit nicht annähernd so wichtig sind wie Fußball.

    Natürlich ist Film gucken ohne Maske nett für die Kinobesucher, aber wir bezahlen das vorhersehbar mit einem weiteren sehr teurem Lockdown im Herbst. Das ist es einfach nicht wert.

  • > Ich halte es für unverantwortlich, wenn in Ländern, die als Virusvariantengebiet der hoch ansteckenden Delta-Mutation gelten, zigtausende Menschen auf engem Raum zusammenkommen“, sagte Seehofer der Augsburger Allgemeinen (Dienstagsausgabe).

    Vor allem, da die Delta-Variante sich ja nachweislich schon bei flüchtigen Kontakten im Freien überträgt:

    www.theguardian.co...elta-covid-variant

    twitter.com/DrEric...406779894785351688

    Auf der anderen Seite wissen wir von den Spielen in München, dass sich die Fans da nicht an Vorsichtsmaßnahmen halten.

    Zeit, die EM-Spiele mit Publikumspräsenz komplett abzublasen.