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Beschäftigte in der AutomobilindustrieDie Karre begeistert nicht mehr

Laut einer Umfrage sind Beschäftigte in der Autobranche enttäuscht von „ihren“ Konzernen. Auch E-Mobilitätsstrategien überzeugen sie nicht.

Produktion des VW ID3: Sieht so die Zukunft aus? Die Beschäftigten zweifeln Foto: Paul Langrock

Berlin taz | Ge­werk­schaf­te­r:in­nen warnen davor, sie „nicht der AfD zu überlassen“, beim Automobilverband nimmt man sie in Geiselhaft, um Subventionen herauszuschlagen und klimapolitische Maßnahmen zurückzuweisen: Die Beschäftigten in der Autoindustrie müssen in der Diskussion um die Transformation der Autoindustrie für einiges herhalten. Dabei sind sie tatsächlich bislang ein blinder Fleck. Wie stehen sie eigentlich zum Umbau? Verweigern sie sich? Oder wollen – und was können – sie beitragen?

Einen Anfang macht nun die Rosa-Luxemburg-Stiftung mit ihrer Befragung „E-Mobilität – ist das die Lösung?“, für die die Autoren qualitativ-explorative Interviews in 16 Betrieben durchführten, vor allem in denen rund um die großen VW-, Daimler- und Audi-Standorte herum. Im Mittelpunkt: explizit nicht Spitzen der Gewerkschaften, sondern Beschäftigte und gewerkschaftliche Vertrauensleute, Fach­ar­bei­te­r:in­nen und Ingenieur:innen. Die Auswertung lag der taz vorab vor.

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„Wir wollten die zu Wort kommen lassen, die sich in den Betrieben auskennen und wissen, was ihre Kolleginnen und Kollegen umtreibt“, meint Mitautor Johannes Schulten. Repräsentativ seien die Ergebnisse nicht, „aber sie geben einen guten Einblick in die betrieblichen Diskussionsprozesse“.

Und die zeigen, dass die Beschäftigten die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen mehrheitlich differenziert betrachten. Klimawandelleugner waren nicht unter den Befragten; ein Daimler-Vertrauensmann sagte jedoch, er schätze den Anteil in den Belegschaften insgesamt auf „zehn Prozent“. Die Mehrheit sei aber „offen dafür, dass Umweltverschmutzung ein Problem ist“ und die Autobranche darauf reagieren muss.

„Riss“ zwischen Beschäftigten und Management

Die Autoren erklären diese Offenheit vor allem mit dem „Riss“, der zwischen Beschäftigten und Management entstanden sei. „Die frühere Identifikation mit ‚ihren‘ Automobilunternehmen hat abgenommen“, schreiben sie.

Gründe dafür seien der Abgasskandal, Fehlentscheidungen des Managements, als „unangemessen hoch empfundene“ Dividendenausschüttungen trotz der Krise und öffentlicher Beihilfen, steigende Renditeorientierung, bei der gemeinsame Werte auf der Strecke blieben. Nicht zuletzt fänden viele Beschäftigte die „von den Unternehmen verbreiteten Zukunftsversprechen einer smarten, ökologisch nachhaltigen Mobilität“ unglaubwürdig.

So berichten die einen davon, dass das mittlere und höhere Management selbst noch immer „dicke Verbrenner“ fahre. Andere erzählen, dass es auf einem Daimler-Firmenparkplatz für 9.000 Fahrzeuge fünf Ladestationen gebe – bei der Geschäftsleitung. Die Belegschaft müsse E-Autos „bei Aldi“ aufladen.

Ähnliche Probleme haben die Befragten mit „der Politik“ und mit anderen Verkehrsunternehmen. Sie trauen ihnen nicht zu, die Infrastruktur für E-Mobilität oder einen kostengünstigen ÖPNV bereitzustellen.

Skepsis gegenüber E-Mobilität

Entsprechend groß ist die Skepsis generell gegenüber der E-Mobilität als einzigem Ansatz. Zumal die Interviewten auch „ungelöste Umwelt- und Ressourcenprobleme der Batterieelektrik“ sehen. Die Skepsis erstreckt sich auch auf diejenigen, die in ihren Augen die E-Mobilität pushen. Und das sind nicht nur die Konzernspitzen und Politiker:innen, sondern auch die Betriebsratsvorsitzenden der großen Player und der IG Metall.

Die Befragten monieren einerseits, dass ihre eigenen Kompetenzen, ihr Wissen über Produkte, Technologien, Abläufe, aber auch Ökobilanzen und gesellschaftliche Kontexte – kurz: die Produzentenintelligenz – bei der Strategieentwicklung nicht oder zu wenig abgefragt würden. Andererseits klagen sie über hohe „Alltagsbelastung“ und Abwehrkämpfe, die ihnen wenig Raum für so etwas ließen.

Ideen gibt es trotzdem: Mehrheitlich können sich die Befragten vorstellen, alternative Produkte zu fertigen oder die Unternehmen als Mobilitätsanbieter umzubauen. Als Instrument zur Beschäftigungssicherung beim Umbau bringen sie Arbeitszeitverkürzungen ins Spiel.

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8 Kommentare

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  • "Laut einer Umfrage sind Beschäftigte in der Autobranche enttäuscht von „ihren“ Konzernen. Auch E-Mobilitätsstrategien überzeugen sie nicht."

    Solche Luxusprobleme hätte ich und Millionen andere auch gerne... Was machen Leute nur die Staubsauger, Geschirrspüler, Waschbeckenarmaturen, Kehrbesen, etc... herstellen?

  • @JOX:

    Das Ersetzen des Verbrenners durch Elektroautos, eins-zu-eins (also vergleicbare Grösse, Leistung, Dichte) existiert nur in der Fantasie einiger sich dumm stellender, vornehmlich CDUCSU-, FDP- und leider auch SPD-Politiker*innen.

    Das ist magisches Denken.

    Die Autos werden elektrisch werden müssen, aber sie werden auch viel weniger, sehr oft auch einiges kleiner werden müssen. So einfach isses.

    • @tomás zerolo:

      Das ist die lustigste Zuordnung von Auto zu Partei, die ich bisher kenne. Vor einem Jahr hieß es noch das Grüne alle SUV, nun scheinen Sie wohl Bürgerforschung betrieben zu haben und dien Wagentyp aller Politiker DE ermittelt zu haben.

      Wo kann mann diese außerordentliche Fleißarbeit einsehen? 🤣

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @tomás zerolo:

      "..vornehmlich CDUCSU-, FDP- und leider auch SPD-Politiker*innen. [....] Das ist magisches Denken."



      Und B90/Die Grünen schaffen das ohne Denken? Nur mit Magie? (Sonnenwende ist schon gewesen.)

    • @tomás zerolo:

      Und warum dann kein Elektrofahrrad?

  • Solange sich die Menschen, die Staatsbürger an die Wirtschaft anpassen müssen wird sich auch mit der E-Mobilität nichts grundliegendes an den Arbeitsbedingungen ändern. Erst recht wird es keine 30Std/Woche geben.

  • Ich sehe zwei große Probleme beim Elektro-Auto:

    1. Es macht dem ÖPNV Konkurrenz und gefährdet damit die überfällige Schaffung neuer umweltfreundlicher Strukturen. Salopp gesprochen ist besonders der E-PKW (also wenn man Lieferfahrzeuge aus dem Blick lässt) ein Dinosaurier der Verkehrsinfrastruktur und passt zur Zukunft so gut wie AKWs zur Windenergie, nämlich so gut wie gar nicht. Technisch ist es dabei ein Festhalten am Altem. Beispielsweise könnte man ja auch Oberleitungsbusse bauen, die keinen tonnenschweren Akku mit transportieren müssen, und nicht nur klimafreundlich sondern auch mit geringen Feinstaubemissionen transportieren.

    2. Die jüngeren Generationen haben immer weniger Geld für teure Autos. Früher war es nahezu eine Selbstverständlichkeit, sich sobald man konnte mit 18 von ein paar hundert Mark und einem Nebenjob ein Auto zu kaufen. Und sei es eine Ente.

    Doch während die Verdienstmöglichkeiten mit Nebenjobs stark zurück gegangen sind, sind die Kosten für Gebrauchtwagen gestiegen. Das hat Folgen, mittlerweile ist ein Auto keine Selbstverständlichkeit mehr für junge Erwerbstätige, von ländlichen ÖPNV-Wüsten mal abgesehen. Ein Auto hat auch nicht mehr den Symbolwert, den es mal hatte.

    • @jox:

      ÖPNV ist eine staatliche Sache. Da gibt es keine Konkurrenz bei der Umsetzung. Im Gegenteil, der Verkehr nimmt zu und das Potential der Umsteiger wächst (leider).

      E-Autos als Bedrohung des ÖPNV sind da imho nur eine dumme Ausrede für das jahrzehntelange Versagen und Nichtstun aller in Kommunen regierenden Parteien von der Linkspartei, den Grünen bis zur CSU