KOMMENTAR: GERNOT KNÖDLER ÜBER DIE FREIGIEBIGKEIT DER NORDBANK
: Wer hat, dem wird gegeben

Der Kapitalismus begünstigt systematisch diejenigen, die viel Geld besitzen

Banker sind keine Unmenschen – zumindest nicht unter ihresgleichen. Goldman Sachs hat eine Frist um satte drei Wochen verbummelt. Kein Problem: Die HSH Nordbank drückt beide Augen zu und zahlt trotzdem für den Schaden, der den New Yorkern durch die Pleite der Lehman-Bank entstanden ist.

Wir würden uns wünschen, dass unsere Bank oder eher – unsere Haftpflichtversicherung – ähnlich kulant mit uns verführe. Das tut sie aber nicht, was das alte Sprichwort bestätigt, dass die dicksten Bauern die dicksten Kartoffeln ernten. Anders ausgedrückt: Der Kapitalismus begünstigt systematisch diejenigen, die viel Geld besitzen. Man kann es sich nicht leisten, es sich mit ihnen zu verscherzen.

Es stellt sich die Frage, ob das Zugeständnis an Goldman Sachs tatsächlich so wichtig war, um das Vertrauen in die HSH Nordbank zu erhalten. Die internationale Finanzbranche genießt den Ruf, dass sie mit harten Bandagen kämpft. Doch der Hinweis auf die nicht eingehaltene Frist hätte eigentlich genügen müssen, um Zweifel an der Vertrauenswürdigkeit der Nordbank zu zerstreuen.

Dagegen hätte die eilfertige Überweisung gegen den Rat diverser Juristen der Reputation der Bank genauso gut abträglich sein können. Wer sich so leicht unter Druck setzen lässt, muss entweder sehr unsicher sein oder sich in einer prekären Lage befinden.