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Corona-InfektionszahlenSommer jetzt noch besser

Die Coronazahlen sinken schneller, als selbst Optimisten gehofft haben. Neben vielen Impfungen und Schnelltests spielt dabei das Wetter eine Rolle.

Corona macht offenbar Sommerpause – auch an diesem Badesee in Baden-Württemberg Foto: Daniel Jüptner/imago

E s scheint derzeit alles irgendwie zu schön, um wahr zu sein. Nicht nur dass nach langer Kälte endlich der Sommer in voller Stärke angekommen ist – die Entwicklung der Coronazahlen macht es auch möglich, ihn so richtig genießen zu können: War es Mitte Mai noch Grund zur Freude, dass die 7-Tage-Inzidenz unter den Notbremsen-Grenzwert von 100 gefallen ist, liegt sie nur fünf Wochen später plötzlich nur noch bei 10. Biergarten, Freiluftkino, Freibad, Grillabend: Vieles, woran lange nicht zu denken war, ist plötzlich wieder ohne großes Risiko möglich.

Grund dafür sind nicht nur die vielen Schnelltests, die die Corona-Ausbreitung verlangsamt haben. Und auch nicht allein die Impfkampagne, die aller Kritik zum Trotz mit hohem Tempo voranschreitet: Über 800.000 Impfungen fanden letzte Woche im Schnitt pro Tag statt, mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist in Deutschland inzwischen mindestens einmal geimpft, knapp 30 Prozent haben kompletten Impfschutz. Auch der Sommer selbst hat offenbar starken Einfluss darauf, dass wir ihn jetzt so genießen können.

Denn die Saisonalität, also der Einfluss der Jahreszeiten, wirkt sich weitaus stärker auf die Infektiösität des Coronavirus aus, als bisher gedacht: Einer neuen Studie Londoner Wissenschaftler zufolge sinkt sie in Mitteleuropa im Sommer um mehr als 40 Prozent; bisher war dieser Wert nur auf etwa 20 Prozent geschätzt worden.

So gut diese Nachricht für die nächsten Monate ist, bedeutet die stärkere Saisonalität zugleich, dass die Zahlen im Herbst auch wieder stärker steigen können – vor allem, weil die infektiösere Deltavariante bis dahin auch in Deutschland dominieren dürfte. Verhindern lässt sich das nur, wenn bis dahin der andere wichtige Einflussfaktor – die Impfungen – noch weiter vorangeschritten sind. Denn vollständig Geimpfte sind auch vor Delta ziemlich sicher, und eine hohe Impfquote schützt auch jene, die nicht geimpft werden können.

Entscheidend wird also sein, dass die erfreulich niedrigen Infektionszahlen nicht dazu führen, dass zu viele Menschen aufs (Zweit-)Impfen verzichten. Doch wenn die Impfnachfrage weiterhin so hoch bleibt, wie sie bisher war, kann auf den Supersommer auch ein entspannter Herbst folgen.

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Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.
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5 Kommentare

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  • Es gibt sicherlich einen Zusammenhang zwischen niedriger Luftfeuchtigkeit, warmen Wetter, verstärktem Aufenthalt draußen, und dem Rückgang der Infektionszahlen, denn all das wirkt sich auf die Aerosole aus, die das Virus nach heutigen Kenntnisstand maßgeblich verbreiten.

    docs.google.com/do...epGlHWhKPSl5JMT3w#

    Aber ganz so einfach ist es nicht. Die Infektionszahlen wahren in Manaus (warm und feucht) und Florida (warm und feucht und klimatisiert) und Texas (warm und trocken und Klimatisiert) sehr hoch, währen sie in Australien niedrig waren, China hat es geschafft die Pandemie noch vor Ende des Winters zu unterdrücken, und auch Thailand (mit tropischem Wetter wie Brasilien) und Taiwan (ditto mit Klimaanlagen) haben es trotz feuchtwarmen Klimas geschafft das Virus zu unterdrücken.

    Und nun sind in Großbritannien die Zahlen MIT IMPFUNGEN seit Mai von 1600 auf über 10000 gestiegen:

    www.worldometers.i...avirus/country/uk/

  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    Was die Anzahl der täglich Infizierten herunter gebracht hat war der niedrige R-Wert um 0,75 oder sogar noch darunter. Bei dieser Ansteckungsrate sinkt die Anzahl der Infizierten innerhalb kurzer Zeit auf die Hälfte. Diese Aussage ist sicher.

    Was den Begriff "Saisonalität" in Verbindung mit Covid 19 angeht ist es wohl eher der Versuch etwas erklären zu wollen hinsichtlich des Verbreitung des Virus was noch nicht verstanden wurde.

    Großbritannien hat bessere Impfquoten als viele Länder in der EU - und befindet sich auch in der Sommerzeit - wie Kontinentaleuropa - trotzdem steigen dort die Infektionszahlen wieder exponentiell durch die Delta Variante (ursprünglich die Indien Mutante) . Dto. Brasilien - seit 15 Monaten steigen dort die InfektionsZahlen kontinuierlich - trotz des Sommerwetters in dieser Region.

    Lisabon wurde gerade abgesperrt und abgeschnitten vom Rest des Landes - trotz Sommerwetters WEGEN steigender Infektionszahlen - trotzdem Portugal vorher mit äußerst wirksamen Massnahmen die Infektionszahlen reduziert hatte.

    Der Lockdown in der Bundesrepublik dauerte nun von Anfang Oktober bis Anfang Juni - also ca. um die 8 Monate. Wenn der Osterlockdown durchsetzbar gewesen wäre - oder strengere Kontaktbeschränkungen limitiert auf 14 Tage zu einer Reduktion des R-Wertes sehr viel früher auf 0,75 geführt hätte - hätte man sich einiges ersparen können. -

    Entscheidend momentan ist die Erfahrung mit dem niedrigen R-Wert - und die darauf folgende beeindruckende Erosion der Infektionszahlen. Über die sogenannte Saisonalität würde ich gern mehr wissen wollen.

    • @06438 (Profil gelöscht):

      Ich denke ja das die Übertragungsrate nicht vom Sommer beeinflußt wird sondern sehr stark durch die Luftfeuchtigkeit herunter getrieben wird. Hat jemand eigentlich schon mal den Begriff exponentielles Sinken in die Diskussion geworfen?

      • 0G
        06438 (Profil gelöscht)
        @Dodoist:

        ""exponentielles Sinken""



        ==



        Ja, es war die Brinkmann die unablässig versucht hat den Effekt eines R-Wertes von 0,75 zu verdeutlichen.

        Hat leider nicht funktioniert - - also das innere Verständnis des Zusammenbruchs der Inzidenzen einem größeren Teil der Zuhörerschaft zu verdeutlichen.

  • Wenn man verschiedene Länder vergleicht (das Phänomen des Verschwindes des Corona-Virus ist ja international), dann korreliert das überhaupt nur mit Saison und Wetter.

    Und es ist auch nicht das, was nicht mal Optimisten vorausgesagt hätten. Sondern es wurde von denen richtig vorhergesagt, die auf die saisonale Entwicklung der Infektionen mit Coronaviren von Anfang an verwiesen haben. Das ist ja um die Zeit immer so – und war auch letztes Jahr übrigens so, und da gabs noch keine Impfungen.