auferstanden: Die Rückkehr der Hilfssheriffs
Hamburgs Senat möchte wieder vom Boden essen. Am Freitag hat der Oberbürgermeister Peter Tschentscher (SPD) gemeinsam mit Parteikollege Falko Droßmann, Bezirksamtleiter von Hamburg-Mitte, eine neue Taskforce vorgestellt: Der „Bezirkliche Kontrolldienst“ (BKD) soll sich um „Sauberkeit, Sicherheit und Ordnung“ kümmern, so die Genossen. Als Hilfskräfte sollen sie bei öffentlichen Großveranstaltungen und an beliebten Treffpunkten der Stadt umhergehen. Ein bisschen wie Koks.
Die neuen Sheriffs der Stadt reiten dabei auf frischen Gäulen durch den wilden Norden. Mit schnittigen Wagen und noch schnittigeren Uniformen sollen sie die Hamburger Ganovenszene umpflügen. Ihre neuen Kugelschreiber warten schon gierig darauf, angeleckt und auf glattem Quittungspapier Ordnungsgelder zeichnen zu dürfen. Alles neu also?
Nein, natürlich nicht. Genau genommen ist das meiste sehr alt. Nicht mal der Name der panoptischen Überwachungseinheit trägt eine große Veränderung in sich. In seiner Geschichte besaß Hamburg bereits zwei ähnliche Ordnungsdienste. Zunächst wurde im Jahr 2003 der sogenannte „Städtische Ordnungsdienst“ (SOD) vom damaligen Innensenator Ronald Schill ins Leben gerufen. Kurz darauf teilte der Trupp das Schicksal des HSV: Er musste eine Ebene runter und das Schillkorps wurde den Stadtbezirken überantwortet.
Der „Bezirkliche Ordnungsdienst“ (BOD) sollte sich – wie der SOD – darum kümmern, dass die Stadt in altem, neuem Glanz erscheinen kann: Gruppen trinkender Outlaws von den Grünflächen verbannen, mit geschultem Auge die vorschriftsmäßige Defäkation von Hunden begleiten – und allgemein voller cooler Typen sein.
2013 war dann Schluss mit Ordnung. Anstatt die kriminelle Energie der Stadt zu unterdrücken, hatte man 350.000 Knöllchen geschrieben. Aber dafür war die Einheit erstens nicht vorgesehen und zweitens auch ein bisschen zu teuer.
Aber jetzt sind sie zurück. Aus O wird K und der Pöbel soll weichen, wenn wir den Kaviar vom Boden des Schanzenparks löffeln. Okay? Arne Matzanke
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