piwik no script img

Die Partei dieBasis und ihre VorsitzendeMeditation und Verschwörung

Die Partei dieBasis und ihre Vorsitzende Diana Osterhage wollen aus dem Querdenker-Milieu heraus in den Bundestag einziehen.

Inhaltlich auf einer Linie mit dieBasis ist dieser Querdenker auf einer Demo in Heilbronn im April Foto: dpa/Christoph Schmidt

N och kein ganzes Jahr alt ist die Basisdemokratische Partei Deutschland und hat bereits hohe Ziele: Die Bundesspitze von dieBasis will am 6. Juni in den Landtag von Sachsen-Anhalt ziehen, am 12. September dann Kommunalmandate in Niedersachsen erringen und wenige Tage später, am 26. des Monats, auch für den Bundestag mehrere Mandate gewinnen.

Man gibt sich optimistisch: Den Einzug in das Landesparlament halte Parteivorsitzende Diana Osterhage für sicher, sagt sie. Und: „Das Mindeste, was wir für die Bundestagswahl erreichen wollen, ist das Überschreiten der Fünf-Prozent-Hürde“. Jeder weitere Prozentpunkt sei die „Bestätigung des starken Veränderungswillens der Bevölkerung“, so die Heilpraktikerin aus Hannover.

Auf ihrem ersten Bundesparteitag im März hatten die Parteimitglieder Osterhage gemeinsam mit Andres Baum zu ihrer Doppelspitze gewählt. Für dieBasis war der Parteitag im Star Event Center Hannover mehr als ein formaler Akt. Vor der Wahl der Parteigremien meditieren die Mitglieder zum Ankommen und Einstimmen. „Herzensenergien“ und ein „morphogenetisches Feld“ sollten die Gedanken aller Anwesenden verbinden.

Direkt aus der Bewegung gegen die staatlichen Maßnahmen zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie wollen sie von der Straße in die Parlamente. In ihren Bewerbungsschreiben für die Doppelspitze führt Osterhage aus, dass es ihr „persönlich sehr am Herzen“ liege, ihre „Haltung auch nach außen selbstbewusst zu vertreten“ und sich „nicht wegzuducken“.

Naturheilpraxis und Buddhismus

Sie gehört zur der Bürgerinitiative „Eltern stehen auf“ und sprach erstmals am 12. September vergangenen Jahres in Hannover bei einer Pandemie-Maßnahmen-Kritik-Demonstration „vor so vielen Menschen“. In der Rede beklagte die Mutter von zwei Kindern, dass Maskentragen in Schulen „reine Schikane“ sei. Und bezeichnete die Maßnahmen als „willkürliche Regeln“ von Lehrern und Schulleitung, wogegen Eltern sich nicht wehren könnten, weil sie das Schulgelände nicht betreten dürften.

In 2009 hatte Osterhage ihre Naturheilpraxis für Frauen und Kinder in Hannover eröffnet. Im Februar dieses Jahres schloss die 49-Jährige die Praxis, die auch einen buddhistischen Kulturverein mitgründete.

Ein Grund für die Schließung waren die coronabedingten Umsatzeinbrüche. Außerdem sei die Arbeit für dieBasis „so viel mehr geworden“, so das Gründungsmitglied der Bundespartei und des niedersächsischen Landesverbandes zur taz. „Die alten, bekannten Muster und Wege die Dinge anzugehen und zu politischen Entscheidungen zu kommen, haben uns zu Lobbyismus, prekären Arbeitsverhältnissen, einer Wegwerfgesellschaft und gesellschaftlicher Spaltung geführt.“

Von „Politikverdrossenheit“ wäre allerdings nicht zu reden, sondern von einer „Parteienverdrossenheit“, sagt sie. Ihr Ansatz aus Basisdemokratie und Schwarm­intelligenz soll Kategorien wie links, rechts oder Mitte überwinden und die „eingetretenen Pfade“ verlassen. Keine Überraschung, dass sie auf ihrem Telegram-Kanal rechte Publikationen und verschwörungsnahe Medien aufgreift und verbreitet.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Andreas Speit
Autor
Rechtsextremismusexperte, Jahrgang 1966. In der taz-Nord schreibt er seit 2005 die Kolumne „Der Rechte Rand“. Regelmäßig hält er Vorträge bei NGOs und staatlichen Trägern. Für die Veröffentlichungen wurde er 2007 Lokaljournalist des Jahres und erhielt den Preis des Medium Magazin, 2008 Mitpreisträger des "Grimme Online Award 2008" für das Zeit-Online-Portal "Störungsmelder" und 2012 Journalisten-Sonderpreis "TON ANGEBEN. Rechtsextremismus im Spiegel der Medien" des Deutschen Journalistenverbandes und des Ministeriums für Justiz und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt. Letzte Bücher: herausgegeben: Das Netzwerk der Identitären - Ideologie und Aktionen der Neuen Rechten (2018), Die Entkultivierung des Bürgertum (2019), mit Andrea Röpke: Völkische Landnahme -Alte Sippen, junge Siedler, rechte Ökos (2019) mit Jena-Philipp Baeck herausgegeben: Rechte EgoShooter - Von der virtuellen Hetzte zum Livestream-Attentat (2020), Verqueres Denken - Gefährliche Weltbilder in alternativen Milieus (2021).
Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Schwarmintelligenz.... lol

  • "Ihr Ansatz aus Basisdemokratie und Schwarm­intelligenz soll Kategorien wie links, rechts oder Mitte überwinden und die „eingetretenen Pfade“ verlassen"

    Das heißt in der Praxis doch nur sich nach rechts außen zu öffnen und sich dies selbst schön zu reden. Die sogenannte Mitte und Links schließen sich gegenseitig nicht aus, nur die Rechten versucht man durch solche vermeintlich überlegenen Gedanken Salonfähig zu machen.