piwik no script img

Andrang bei Kita-Impfungen

4.500 Menschen wurden in Bremen Gröpelingen geimpft

Sie solle am Freitag wiederkommen, hatte am Dienstag die junge Mitarbeiterin des Deutschen Roten Kreuzes der Frau gesagt. Vielleicht sei dann noch so viel Impfstoff übrig, dass auch sie geimpft würde – obwohl sie nicht in Gröpelingen lebt. Denn die Impfdosen, die vergangene Woche in einem provisorischen Impfzentrum verabreicht wurden, waren ausschließlich für Be­woh­ne­r*in­nen des Bremer Stadtteils im Westen gedacht. Und dann auch eigentlich nur für Eltern von Kindern, die in einer von über 20 Kitas eine Einladung zum Impfen bekommen und sie angenommen hatten.

Auf diese Weise sollte Menschen ein niedrigschwelliges Impfangebot gemacht werden, „bei denen aufgrund ihrer Arbeits- oder Lebensumstände ein deutlich erhöhtes Risiko einer Infektion mit dem Coronavirus besteht“. So definiert die Liste des Robert-Koch-Instituts, welche Personengruppen bevorzugt geimpft werden sollen. Gröpelingen ist in Bremen der Stadtteil mit den höchsten Infektionsraten und einer der ärmsten.

Doch vom ersten Tag an stellten sich auch andere ohne Kita-Einladung in die Schlange und ein großer Teil von ihnen bekam dann auch die ersehnte Spritze. Insgesamt wurden sogar 4.500 statt der ursprünglich geplanten 2.000 Impfungen verabreicht. Voraussetzung war nur der Wohnsitz in Gröpelingen. Die Frau, die auf Freitag vertröstet worden war, arbeitete hingegen nur im Einkaufszentrum, das gegenüber dem Impfzentrum liegt. „Ich möchte endlich mal wieder einkaufen gehen ohne Test“, sagte sie, „und im Sommer in den Urlaub fliegen.“ Mit Blick auf die Schlange sagte sie im Weggehen: „Ich sag Ihnen was: Ich bin soooo neidisch.“

Zum Beispiel auf zwei 16-jährige Jungs, die von ihrem Lehrer von der Impfaktion erfahren hatten. „Gesundheit geht vor“, sagte einer von ihnen, und dass Geimpfte mehr Rechte hätten. „Ich will im Sommer zur Familie nach Bulgarien.“

Bremens Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Die Linke) will die Aktion nun auswerten und auf andere ähnlich betroffene Stadtteile übertragen. Eiken Bruhn

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen