piwik no script img

Theatertipps der WocheNeuronal vernetzt

Künstliche Intelligenz, menschliche Schauspieler: im TD Berlin entfachen die CyberRäuber neue virtuelle Räume und das Junge DT lässt Demenz sprechen.

Eintauchen in den Cyberspace: Die CyberRäuber zeigen „Prometheus Unbound“ und „Cyberballet“ Foto: Petra Moser

P rometheus, der dem Göttergeschlecht der Titanen angehörte, zog einst den Zorn der Kollegen im Olymp auf sich, weil er den Menschen das Feuer brachte und damit Technik und Gestaltungsmacht, die die Menschen den Göttern gleichmachten. Prometheus wurde dafür von den Göttern schwer bestraft, aber das Wissen, das er brachte, blieb in der Welt. Inzwischen hat der Mensch mit der Digitalisierung wieder einmal ein nächstes Level erreicht und sich mit der künstlichen Intelligenz ein neues Instrument erschaffen, das nun ins Theater drängt.

Das neue Projekt des Künstlerduos „CyberRäuber“ „Prometheus Unbound“ bringt im Theaterdiscounter nun neuronale Netze ins Theater und lässt menschliche und künstliche Intelligenz aufeinandertreffen. Die „Cyberräuber“ alias Björn Lengers und Marcel Karnapke arbeiten seit 2016 an der Entwicklung von Theater für den virtuellen Raum.

Dort bauen sie VR-Bühnen und ganze Theaterlandschaften, in denen sie alte Geschichten völlig neu erzählen (lezte Vorstellung 12. 4., 20 Uhr, Stream: td.berlin, Tickets: tdberlin.reservix.de). Wer genauer verstehen möchte, wie künstliche Intelligenz funktioniert, kann (ebenfalls via Theaterdiscounter) mit Hilfe eines VR-Chats einer KI menschliche Bewegungen beibringen.

Für die Tanzperformance „Cyberballet“, das zweite CyberRäuber-Projekt im Theaterdiscounter in dieser Woche, haben die CyberRäuber mit dem Badischen Staatsballett, dem Komponisten Micha Kaplan und dem Choreografen Ronni Maciel zusammengearbeitet. Avatare und physische Per­for­me­r*in­nen treffen auf einer sozialen Plattform aufeinander. Zu­schaue­r*in­nen können den VR-Chat betreten und sich via Maus tänzerisch beteiligen oder einfach als Beobachter am Tanz teilnehmen (14. + 15. 4., 18:40 Uhr, Handout zu drei verschiedenen Teilnahmemöglichkeiten: td.berlin/cyberspace-handout, Tickets: tdberlin.reservix.de).

Selbstvergessene Erinnerung

Ein Zusammentreffen zweier Kräfte findet auch im Jungen Deutschen Theater statt. In Gernot Grünewalds Stückentwicklung „Selbstvergessen“ treffen Gegenwart auf Vergangenheit: sechs junge Menschen, die gerade ins eigene Leben starten und es zu entwerfen beginnen, befragen an Demenz erkrankte Eltern oder Großeltern, deren Erinnerungen an ihr Leben verblasst oder lückenhaft geworden sind.

Während die Erzählungen der einen sich auflösen, gewinnen die der anderen Gestalt: das Theater als Moment zwischen Vergangenheit und Zukunft im Livestream (17. 4., 19 Uhr. Tickets und Stream: dringeblieben.de/videos/selbstvergessen).

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!