: Vorsichtige Öffnungen in Portugal
Der harte Lockdown endet jetzt, nachdem an Weihnachten die Kontrolle über die Pandemie verloren ging
Von Reiner Wandler, Madrid
Es gibt Besucher, bei denen kann man es kaum erwarten, dass sie wieder gehen. Antonio Costa feierte letzten Freitag einen solchen Abschied: „Ich bin dem Medizinerteam der deutschen Armee, das sechs Wochen Seite an Seite mit unserem Gesundheitspersonal gegen Covid-19 gekämpft hat, dankbar“, twitterte Portugals Premier, als 26 medizinische Kräfte der Bundeswehr, darunter acht Ärzte, die Heimreise antraten. Sie waren Anfang Februar gekommen, als Portugals Gesundheitssystem der Kollaps drohte. Mit über 800 Covid-Intensivpatienten waren die Krankenhäuser des Landes mit 10 Millionen Einwohnern völlig überlastet.
Portugal hatte nach weitgehenden Öffnungen an Weihnachten die Kontrolle über die Pandemie verloren. Dazu kamen Familienbesuche von Portugiesen aus dem Ausland. Viele leben in Großbritannien und brachten die neue aggressivere Virusmutation mit. Jetzt nach zwei Monaten hartem Lockdown sind die Zahlen endlich wieder runter. Es werden noch 136 Covid-Fälle in den Intensivstationen behandelt. Lag die 14-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen beim Eintreffen der Bundeswehr pro 100.000 Einwohner im Landesschnitt bei über 1.400, sind es derzeit noch 72. Pro Tag sind weniger als 10 Covid-Tote zu beklagen. Anfang Februar waren es um die 300. Bisher haben 16.843 Portugiesen Covid-19 nicht überlebt.
Costa verspricht eine neue Öffnung – „umsichtig und langsam, Stück für Stück …“ Die Regierung hat offenbar gelernt. Kindergärten, Vor- und Grundschulen sowie Friseursalons, Bibliotheken und Buchhandlungen öffneten bereits Mitte März. Gartenlokale, Museen, kleine Geschäfte und Cafés müssen bis Ostermontag warten. Die Mittel- und Oberstufe der Schulen und die Universitäten öffnen am 19. April, auch Kinos, Theater und Einkaufszentren. Restaurants dürfen dann eingeschränkt öffnen.
Die Grenze zu Spanien bleibt bis Ostermontag zu. Die Regeln für internationale Flüge werden verschärft. Wer aus einem Land mit einer 14-Tage-Inzidenz von über 150 kommt, darf nur in dringenden Fällen und mit negativen PCR-Test einreisen. Wer aus einem Land mit einem Wert über 500 kommt, muss zwei Wochen in Quarantäne. Die Maßnahmen sollen alle zwei Wochen geprüft werden, so Costa. Der Ausnahmezustand, der wieder Verschärfungen möglich macht, gilt bis mindestens Anfang Mai.
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