: Merz-Comeback: Er ist wieder da
Wenigsten im tiefschwarzen Sauerland kann Friedrich Merz noch gewinnen: Er wird Bundestags-Direktkandidat
Aus Arnsberg Andreas Wyputta
Die Wahl zum CDU-Bundesvorsitzenden verlor er erst gegen Annegret Kramp-Karrenbauer und dann gegen Armin Laschet – doch in den ländlichen und konservativen Mittelgebirgstälern des Sauerlands hat er treue Fans: Friedrich Merz hat sich bei der Wahl zum Bundestagswahl-Direktkandidaten der Christdemokraten im tiefschwarzen Hochsauerlandkreis durchgesetzt. Der 2002 von Angela Merkel als Chef der Bundestagsfraktion verdrängte 65-Jährige wahrt damit seine letzte Chance, in der Bundespolitik eine Rolle zu spielen, ohne von den möglichen Unions-Kanzlerkandidaten Armin Laschet oder Markus Söder abhängig zu sein.
Merz, der den Wahlkreis bereits von 1994 bis 2009 im Bundestag vertreten hat, schlug dabei seinen eigenen Nachfolger Patrick Sensburg: Auf der Tribüne des coronagerechten Fußballstadions Große Wiese in Arnsberg entschieden sich am Samstag 327 Delegierte für Merz. Sensburg bekam nur 127 Stimmen. Dabei hatte der sich noch zwei Tage vor dem Showdown kämpferisch gezeigt: „Ich trete nicht an, um zu verlieren“, sagte Sensburg der taz.
Doch Merz lieferte. Mit einer stramm rechten Rede machte der Vertreter des konservativen CDU-Wirtschaftsflügels klar, dass er das als sicher geltende Mandat nutzen will, um Fraktion und Bundespolitik zu prägen. Zwar habe die CDU nichts mit der „radikalen“ AfD gemeinsam. Hauptgegner bleibe aber die politische Linke: Hinter zu viel Klimaschutz könnten sich Forderungen nach einem „Systemwechsel“ verbergen, warnte Merz auch mit Blick auf die Grünen – und damit statt Marktwirtschaft die „drohende Herrschaft der Parteibonzen“.
Den überwiegend männlichen und oft grauhaarigen Delegierten versprach Merz, der den Bundestag 2009 verlassen hatte, um als Lobbyist, Berater und Anwalt etwa für den weltgrößten Investmentfonds Blackrock Geld zu machen, dagegen wirtschaftsliberale Klassiker wie Bürokratieabbau und schnellere Digitalisierung. Einer „Politik gegen das Auto“ erteilte er eine Absage: In Arnsberg führen „die Busse nun einmal nicht alle fünf Minuten“.
Fast geifernd ärgerte er sich über gendergerechte und nicht diskriminierende Sprache: Es gebe „andere Herausforderungen, als die Mohrenstraße umzubenennen“, erklärte der Ex-Fraktionschef – und polterte populistisch, in der Nationalhymne solle der Begriff „Vaterland“ wohl bald durch das Wort „Mutterland“ ersetzt werden.
An seinen eigenen Ambitionen ließ der ewige Wiedergänger der CDU keine Zweifel: Er machte klar, dass er in Berlin wieder in der allerersten Reihe mitspielen will. Auch als „Bundesminister“ werde er für die Interessen des Wahlkreises kämpfen. Der Bruderkampf um die CDU-Kanzlerkandidatur zwischen Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Merz’Rivalen Armin Laschet müsse endlich beendet werden, forderte Merz – und unterstützte seinen alten Rivalen, CDU-Bundeschef Laschet. Für beide möglichen Unions-Kanzlerkandidaten bedeutet das: Der Sauerländer sieht sich wieder auf Augenhöhe. In der kommenden Bundestagsfraktion der Union wird Friedrich Merz sitzen – und der erhebt bereits jetzt den Anspruch, seine neoliberale Agenda als Bundesminister umzusetzen.
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